Roadtrip Lettland & Estland - vergessene Hansestädte

Roadtrip Lettland & Estland: Auf den Spuren vergessener Hansestädte

Beim Stichwort Hanse fallen einem doch sofort die Hansestadt Hamburg, Bremen oder Lübeck ein, oder? Aber wusstest Du, dass die Hanse genau genommen nicht ein Verbund von Städten sondern eine Netzwerk von Händlern war, das sich über beinahe 200 Städte in Europa spannte? Nein? Ich bis vor kurzem auch nicht!

Roadtrip Lettland

Im Zuge des länderübergreifenden Kooperationsprojekts “Explore Hansa” wurde die Vergangenheit von neun weitestgehend unbekannten ehemaligen Hansestädten in Schweden, Estland und Lettland neu aufgearbeitet und deren Tourismusangebot nachhaltig entwickelt. Im Zuge einer Pressereise durfte ich fünf dieser Städte in Estland, Lettland und Schweden kennenlernen. Und was soll ich sagen? Ich war total begeistert! Estland und Lettland haben mir wirklich unheimlich gut gefallen und mich durch die weite Natur und die idyllischen historischen Städte außerordentlich überrascht. Eines ist sicher, hier bin ich nicht das letzte Mal gewesen! Nächstes Mal möchte ich definitiv noch mehr Zeit in der wundervollen Natur hier verbringen! 

Aber jetzt los zu meinem Roadtrip Lettland & Estland durch die verborgenen Hansestädte:

 

Was ist die Hanse?

Entgegen der allgemeinen Annahme, handelt es sich bei der Hanse nicht um einen Zusammenschluss von Handelsstädten. Vielmehr war die Hanse eine internationale Interessengemeinschaft von Händlern, denen es gelang, vom 12. bis 15. Jahrhundert gemeinsam erfolgreich um ihre wirtschaftlichen Interessen und Privilegien zu kämpfen und diese zu schützen. Der historische Beginn der Hanse ist nicht genau belegt – genauso wie deren Ende. Was wir jedoch wissen, ist dass der internationale Handel mit der Gründung Lübecks im Jahr 1159 und der Kolonisierung der östlichen Gebiete kurze Zeit später rasant anstieg. Geographisch erstreckte sich das Hanse-Netzwerk von der Zuiderzee in den Niederlanden im Westen bis Stockholm in Schweden im Norden, Tartu in Estland im Osten und bis zur Linie Köln-Erfurt-Breslau-Krakau im Süden und involvierte beinahe 200 Städte.

Von diesem Gebiet aus erschlossen die Händler einen Einflussbereich von Portugal bis Russland und von Skandinavien bis Italien. Interessanterweise hatte die Hanse keinen Vertrag, keine Regeln, kein Siegel, kein Wappen und noch nicht einmal eine Mitgliederliste. Trotzdem war sie in ihrer Blütezeit so mächtig, dass sie zur Erreichung ihrer wirtschaftlichen Interessen Wirtschaftsblockaden gegen Fürstentümer und Königreiche verhängte und teilweise sogar Kriege führte. Adlige Herrschaftsansprüche, zunehmende internationale Konkurrenz, die staatliche Erstarkung der Zielländer des Handels und die Reformation bedeuteten schließlich das Ende dieser einmaligen Ära.

 

Meine Route: Roadtrip Lettland & Estland

Als Start- und Endpunkt dieses Roadtrips eignen sich die beiden großen Hansestädte Tallinn in Estland oder Riga in Lettland, die beide über einen internationalen Flughafen verfügen.

Tag 1 | Viljandi, Estland

Tag 2 | Valmiera, Lettland

Tag 3 | Cēsis, Lettland

Tag 4 | Koknese, Lettland

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Villjandi

Ein Besuch Viljandis lohnt sich schon alleine aufgrund der schmucken und gut erhaltenen Holzhäuser in dessen Zentrum. Aber auch der von sattem Grün umgebene, 158 Hektar große See und die imposante Ruine der Ordensburg machen einen Besuch Viljandis lohnenswert. In den Sommermonaten ist Viljandi zudem eine Hochburg für Folkore- und Mittelalterevents, die vor und in der Kulisse der ehemaligen Ordensburg stattfinden.  Eine Tatsache, die Viljandi auch den Beinamen “Kulturhauptstadt Estlands” eingebracht hat. Seit 1991 finden jedes Jahr am ersten Juniwochenende die Hansetage statt, bei denen Viljandi und seine Einwohner eine festliche Zeitreise ins Mittelalter machen.

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Viljandi zur Hansezeit

Aufgrund der erhöhten Lage an einer der wichtigen Wasserhandelsrouten zwischen Ostsee und Russland zählte das estische Viljandi ab dem 14. Jahrhundert zum Verbund der Hansestädte und besaß eine der größten Ordensburgen des Baltikums. Der Deutsche Orden beherrschte ab 1237 einen Großteil der heutigen baltischen Staaten, welche durch ihre Nähe zu Russland aber auch die Handelsrouten bis nach Konstantinopel eine bedeutende Rolle in Wirtschaft und Handel spielten. Diese glorreiche Ära kam zu einem jähen Ende während dem 25-jährigen Livländischen Krieg ab 1558, in dem Schweden, Polen-Litauen, Dänemark und das Zarentum Russland um die Vorherrschaft kämpften und den Deutschen Orden vertrieben. Die majestätische Ordensburg und der Ort Viljandi fielen dem Krieg zum Opfer, genauso wie viele seiner Einwohner.

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Kulturelle Highlights & Tipps für Viljandi

Bei einem Aufenthalt solltest Du unbedingt die tollen alten Holzhäuser mit ihren schön verzierten Türen bei einem Spaziergang durch den Stadtkern bewundern.

Die an verschiedenen Stellen in der Stadt verteilten Erdbeeren sind nicht nur fröhliche Hingucker sondern wurden inspiriert vom Gemälde “Strawberry Eaters” des naiven Künstlers Paul Kondras und sind eine Ode an die Einwohner Viljandis. Deren Charakter soll nämlich dem einer Erdbeere gleichen – hinter einer auf den ersten Blick spießigen Fassade steckt ein Kern voller Überraschungen. Die Stiele der Erdbeeren zeigen übrigens in die Richtung des Konkase Keskus, dem Museums für Naive Kunst im ehemaligen Pfarrhaus. Dieses ist den Werken von Paul Kondas, einem der bekanntesten Künstlern dieser Stilrichtung in Estland, in einer Dauerausstellung gewidmet. Darüber hinaus gibt es temporäre Ausstellungen.  

Der alte, 30 m hohe Wasserturm hat nach ausgiebiger Renovierung seit 2001 eine neue Funktion als Aussichtsturm. Auf 3 Ebenen erhält man nicht nur tolle Ausblicke über Viljandi und den See, sondern erfährt in einer permanenten und mehreren wechselnden Ausstellungen auch allerhand über Viljandi und Umgebung.

Eine Vorstellung der unglaublichen Ausmaße der ehemaligen Ordensburg, welche zwischen 1224 und 1583 hier stand, bekommt man bei einem Besuch der Ruinen, welche heute als Naherholungsraum und Veranstaltungsgelände dienen. Und zudem einen tollen Ausblick über den See bieten.

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So sah die Ordensburg von Valmiera einst aus

Wer Glück hat, besucht Viljandi während einer der Festivals im Sommer. Die unbestrittenen Highlights sind die Hansetage im Juni und das Volksmusikfestival im Juli.

 

Aktive Highlights & Tipps für Viljandi

Im Sommer lockt das glitzernde Nass zu einem erfrischenden Bad im See oder einer Bootsfahrt darauf. Entlang des Sees finden sich immer wieder Buchten, teilweise mit ockerfarbenem Sand, die den Zugang zum See einfach machen. Einen Bootsverleih findest Du auf dieser Webseite.

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Der See von Valmiera ist eine natürliche Oase

Wer lieber wandert oder Rad fährt, kann eine Tour rund um 13,5 km lange Wanderung oder Radtour rund um den See unternehmen. Eine detaillierte und bebilderte Wegbeschreibung findest Du auf dieser Webseite und einen Fahrradverleih findest Du auf dieser Webseite.     

Für echte Naturfans lohnt sich ein Ausflug in den circa 35 km entfernten Soomaa Nationalpark, welcher aus 4 großen Mooren besteht. Am Mart Saar Museum beginnt der 5 km lange, mit Holz befestigte Hüpassaare Wanderpfad zum Kuresoo Moor.

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Valmiera

Die “Hauptstraße” von Valmiera ist der Fluss Gauja, welcher der längste Fluss Lettlands ist und die Stadt in zwei Teile teilt. Valmiera liegt am Rande des Nationalpark Gauja, dem mit 90.000 Hektar größten und ältesten Nationalpark in Lettland. Dieser besticht mit endlosen Wäldern, der wunderschönen Flusslandschaft der Gauja, uralten Sandsteinfelsen und einer großen biologischen Vielfalt. Obwohl durch wiederholte Brände und Kriege wenig Historisches übergeblieben ist, lohnt ein Besuch der Stadt.

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Das heutige Valmiera von der Gauja aus

Valmiera zur Hansezeit

Durch die günstige Lage am Handelsweg des Flusses Gauja wuchs Valmiera (damals “Wolmar” genannt) unter dem Schwertbrüderorden und dem Livländischen Orden ab dem 14. Jahrhundert zu einer Hansestadt heran und erhielt eine eigene Ordensburg. Diese wurde allerdings nie durchgängig vom Orden bewohnt, sondern diente lediglich als Militärstützpunkt, Lager, administratives Zentrum und Treffpunkt für politische Treffen des Livländischen Ordens.

Leider wurde die Stadt mehrmals durch Kriege und Brände zerstört – das letzte Mal im 2. Weltkrieg – und musste insgesamt elf Mal komplett neu aufgebaut werden – ein Grund dafür, dass lediglich eine Handvoll historischer Gebäude wie die Sankt-Simon-Kirche aus circa 1283, die Burgruinen sowie die Alte Apotheke, das Walter-Häuschen und die Pferdepoststation aus dem 18.-19. Jahrhundert erhalten geblieben sind.

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Die „Hauptstraße“ von Valmiera ist die Gauja

Kulturelle Highlights & Tipps für Valmiera

Stadtführung ganz modern: In Valmiera kannst Du mithilfe von QR-Codes eine Stadtführung auf eigene Faust unternehmen. Insgesamt 46 Geschichten über die Stadt, ihre Sehenswürdigkeiten und ihre Geschichte sind auf Englisch oder Deutsch über die in der Stadt verteilten QR-Codes in Form eines Audio-Guides abrufbar.

Die St. Simon-Kirche (Sv. Sīmaņa baznīca) ist das älteste, noch intakte Gebäude von Valmiera und im Jahr 1283 erbaut. Sie ist das Symbol der Stadt, enthält Grabplatten berühmter Stadtbewohner aus dem 15. bis 16. Jahrhundert und vom Kirchturm bietet sich Dir ein Blick über ganz Valmiera.

Die Ruine der Burg des Livländischen Ordens beherbergt heute das Heimatmuseum und die Alte Apotheke (lettisch: Vecā aptieka), das älteste Holzgebäude der Stadt (in Grün) und die zweitälteste Apotheke in Lettland aus dem Jahr 1735. Heute bildet sie einen Teil des Heimatmuseums von Valmiera, welches die Geschichte der Stadt ansprechend wiedergibt. Außerdem wird das alte Burggelände für Veranstaltungen und Konzerte genutzt.  

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Die Ruinen der Ordensburg von Valmiera

Ebenfalls in der Ruine der alten Ordensburg befindet sich die Taverne “Pils ķēķis mit urigem Ambiente und vom Mittelalter inspirierten Speisen. Unbedingt einen Stopp einlegen!

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Mittelalterlich schlemmen in Valmiera

Ein weiteres Highlight für die Geschmacksnerven ist ein Besuch der Gutsbrauerei „Valmiermuižasalus”, welche seit 2011 auf die lange Bierbrautraditions Valmieras aufbaut. Hier kannst Du einer Brauereiführung folgen oder Dich einfach in der Bierküche zu Speis und Trank niederlassen.

Ein Erlebnis für alle Sinne ist ein Besuch des Park of Senses am Steilufer der Gauja mit einem Barfußpfad, Entspannungsfußbad und einem abenteuerlichen Hochseilgarten auf 5 bis 8 Metern.

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Aktive Highlights & Tipps für Valmiera

Zwei Hansestädte auf einer Wanderung oder Radtour entlang der Gauja: Die 45 km lange Strecke führt entlang des Urstromtals des Flusses Gauja durch die Natur des Gauja Nationalparks von Vamliera nach Cēsis und kann an einem Tag mit dem Rad und in 2 Tagesetappen zu Fuß bewältigt werden. Die erste Wanderetappen führt von Valmiera bis zum Sietiniezis Felsen (20 km) und die zweite Etappe von dort aus nach Cēsis (oder umgekehrt). Mehr Info zur Route findest Du hier. Eine Verlängerung dieser Strecke ist die 5-tägige Wanderung entlang der Pfade der Gauja, beginnend in Murjāņi bei Rāmkalni und endend in Valmiera über Sigulda, Līgatne, Cēsis und den Sietiņiezis Felsen.

Andere beliebte Radstrecken sind die Radroute Sigulda, Radrouten Rāmkalni sowie die Radrouten von Apaļkalns. Dieser Radanbieter hat in Valmiera und Cesis eine Niederlassung.

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Aktiv unterwegs auf der Gauja

Die einmalige Natur und die freigelegten Sandsteinfelsen im Urstromtal der Gauja kann man auch wunderbar bei einer Bootsfahrt vom Wasser aus entdecken. Die ideale Zeit für das Kanuwandern auf der Gauja ist von Mai bis Oktober. In 3 Tagen kann während der Saison die Strecke von Valmiera bis Silguda sicher befahren werden (circa 83 km, Fahrtzeit: 2-4 Tage), die beliebtesten Strecken sind jedoch die 1-tägigen Strecken von Līgatne bis Sigulda (circa 25 km) oder auch von Cēsis bis Sigulda (circa 45 km).  Entlang des Ufers gibt es immer wieder Raststätten mit Übernachtungsmöglichkeit, an denen man das Boot über Nacht abstellen kann. Mehr Info zur Route findest Du auf dieser Webseite und alle Info und Kosten zum Kanuverleih findest Du auf dieser Webseite.

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Cēsis

Mit seiner erhöhten Lage an der Gauja und mitten im Gauja Nationalpark und am Fluss Gauja lässt Cēsis das Herz jedes Outdoorliebhabers höher schlagen. Aber auch die Stadt mit ihrer gut erhaltenen Livonischen Ordensburg, dem neuen Schloss und seiner mittelalterlichen Altstadt hat jede Menge zu bieten.

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Sonnenuntergang in  einem der Parks von Cēsis

Cēsis zur Hansezeit (und danach)

Nahe einer Siedlung und hölzernen Befestigungsanlage der Lettgallen auf einem Hügel im heutigen Schlosspark bauten Deutsche Kreuzritter des Schwertbrüderordens 1209 die befestigte Ordensburg Wenden. Die Lage an der Gauja und an der Handelsstraße von Riga nach Pleskau verhalten der gleichnamigen Stadt Wenden (das heutige Cēsis) innerhalb kurzer Zeit zur regen Handelsstadt. Von 1237 bis 1561 diente die Ordensburg – mit Unterbrechungen – als Hauptsitz des Deutschen Ordens. Von 1281 bis 1284 wurde die Johanniskirche erbaut, welche fortan zusammen mit dem Marktplatz den Stadtmittelpunkt bildete. Im 14. Jahrhundert trat Cēsis der Hanse bei und war eine erfolgreiche Handelsstadt bis sich im Jahr 1577 die Besatzung mitsamt der Burg in die Luft sprengte, als Wenden von den Russen eingenommen zu werden drohte.

Die Burg wurde wieder aufgebaut, im Großen Nordischen Krieg von 1721 jedoch endgültig zerstört.

1777 übernahm der Graf Karl von Sievers das Burggelände und baute sein Wohngebäude an die Ostseite der Burg – das Neue Schloss.

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Durch die hübsche Altstadt von Cēsis

Kulturelle Highlights & Tipps für Cēsis

Die erstmals 1209 erbaute Livonische Ordensburg ist das am besten bewahrt gebliebene Mauerensamble Lettlands. Heute kannst Du mithilfe einer Führung oder auf eigene Faust über das ehemalige Burggelände streifen, im Keller den Kerker besichtigen, im Turm die Aussicht genießen und am Wochenende (freitags, samstags und sonntags) im Sommer mittelalterlichen Aktivitäten beiwohnen. 

Das 1777 unter dem Grafen Emanuel von Sievers erbaute Neue Schloss beherbergt seit 1949 das Geschichts- und Kunstmuseum von Cēsis. Auf seinem Turm weht die Nationalflagge Lettlands, ein Indiz dafür, dass Cēsis deren Heimat ist. Wie es dazu kam, erfährst Du – zusammen mit vielen anderen Dingen – im Museum, welches auch einige restaurierte und wiederhergestellte Räume von den Zeiten des Grafen von Sievers beinhaltet. Vom Turm des Neuen Schlosses aus bietet sich Dir übrigens ein toller Blick über Cēsis.

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Das Neue Schloss von Cēsis

Unterhalb des Neuen Schlosses und der Ruinen der Burg befindet sich der Schlosspark von Cēsis, welcher 1812 vom Besitzer des Neuen Schlosses im romantischen Stil und mit einem künstlichen Teich angelegt wurde. Neben der Bühne befindet sich der Riekstu kalns (der Nussberg), auf dem vom 11. bis zum 13. Jahrhundert die älteste Siedlung und hölzerne Befestigung stand. Heute entdeckt man auf dem Nussberg noch einige Überreeste des Befestigungswerks der Mauer der alten Ordensburg. Im Sommer finden auf der Bühne des Parks häufig kulturelle Veranstaltungen statt. Auch die alte Brauerei, die ebenfalls der Besitzer des Neuen Schlosses im Jahr 1878 erbauen ließ und – mit Unterbrechung – bis 2001 Bier braute liegt im Park und kann von außen betrachtet werden.

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Der idyllische Schlosspark eignet sich hervorragend zum Entspannen

Zu Ihrer Erbauungszeit war die Ende des 13. Jahrhunderts erbaute Johanniskirche die größte Kirche Livlands und repräsentierte den Reichtum und das Selbstbewusstsein der Bürgen von. Hier kannst Du den Grabstein des Livländischen Ordensmeisters bewundern und – mit etwas Glück – dem Klang der mächtigen Orgel lauschen.

 

Wer den Geschmack von Cēsis kennenlernen will, lässt sich in der Craft Beer Brauerei Trimpus zu einem “Frühstücksbier”, einem Rum Cola oder einem Gin Tonic nieder. Nicht nur das Bier, sondern auch die Cola und das Tonic Water werden hier selbst hergestellt und haben ihren ganz eigenen, leckeren Geschmack. Ein schmales Gebäude im Zentrum von Cesis beherbergt die Bäckerei Cēsu Maize, in der lediglich 5 Sauerteigbrot-Sorten mit viel Liebe und Leidenschaft hergestellt werden. Probieren ausdrücklich erwünscht. Nordisch lecker mit einem skandinavischen Touch geht es im Restaurant H.E. Vanadziņš. Ziemeļu restorāns zu. Dazu trägt sicherlich die Location im roten Schwedenhaus und die Fisch-, Rentier- und Elchgerichte auf der Karte bei. Aber keine Angst, auch Vegetarier kommen voll auf ihre Kosten!

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Schwedenfeeling in Cēsis

Jedes Jahr am ersten Augustwochenende wird das Mittelalter bei den Mittelalter-Tagen für 2 Tage wieder lebendig. Turniere mit beeindruckenden Kampfszenen, Konzerte, Handwerksvorführungen und ein Jahrmarkt sind nur einige der Dinge, die Du dann in Cēsis erleben kannst.

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Aktive Highlights & Tipps für Cēsis

Wie bereits oben ausführlich im Punkt “Aktive Highlights in Valmiera” beschrieben gibt es einige Langstreckenwanderungen, -radtouren und Wasserwanderungen rund um Cēsis um im Gauja Nationalpark.

Die Naturpfade Cīrulīši in der Nähe von Cēsis bestehen aus 2 landschaftlich schönen Wanderrouten von 2,7 km und 4,6 km Länge, die informativ durch die Entwicklungsgeschichte des Gauja-Flusses und der umliegenden Natur führen. Die beeindruckenden Spiegelfelsen (Cīrulīšu Felsen), die Sage der Brauthöhle (Līgavas ala) und die Höhle Cīrulīši sind nur einige der Dinge, die Du auf dieser Wanderung entdecken wirst. Startpunkt der Wanderung ist der Campingplatz Žagarkalns. Mehr Info zu den Naturpfaden findest Du auf dieser Webseite.

Ein ebenfalls kurzer aber durchaus abwechslungsreicher Wanderpfad ist der 16 km von Cēsis entfernte Cecilu Nature Trail in Ieriki. Auf einer Strecke von lediglich 2 km findet man hier unberührte Natur, die Danchupite Höhle und Schlucht, einen Wasserfall und die beeindruckenden Cecilu Klippen, welche sich über dem Kumada River auftürmen.

Etwa 28 km von Cēsis entfernt liegen die Naturpfade Līgatne, ein 5 km langer Wanderweg, auf der Du die heimischen Wildtiere des Gauja Nationalparks wie u.a. Füchse, Eichhörnchen, Bären, Wildschweine, Elche, Hirsche, Rehe, Waschbären. Wolfshunde, Luchse in Wildgehegen kennenlernen und die Aussicht vom 22 m hohen Aussichtsturm genießen kannst. Ausgangspunkt ist das Informationszentrum des Nationalparks Gauja „Naturpfade Līgatne”. Preise und Öffnungszeiten findest Du auf dieser Webseite.

Der größte Stolz des Gauja Nationalparks sind seine Sandsteinfreilegungen, Felsen und Höhlen. Einige der Höhlen kannst Du besichtigen: Die größte Höhle des Baltikums ist die Gutman’s Höhle mit altertümlichen Aufschriften an den Wänden, die populärste ist die Teufelshöhle von Sigulda, die längste die Kalējala Höhle und die ungewöhnlichste die Lielā Ellīte.

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Koknese

Wie alle Hansestädte, so ist auch Koknese vom Wasser bestimmt. Das Faszinierende an dieser ehemaligen Hansestadt jedoch ist, wie ich finde, dass der Wasserspiegel früher 40 m niedriger lag und die Burgruine von Koknese, deren Fundament heute im Wasser liegen, einst auf einem 30 m hohen Felsvorsprung lag. Der Grund dafür: Die Anlegung eines Stausees im Jahr 1966.  Mit den Fundamenten der Burg versank auch einer der landschaftlich schönsten und von Sagen umrankten Orte Lettlands im Wasser: Der Felsen von Daugava (Staburags), Mehr darüber liest Du auf dieser Webseite. Aber auch ohne diesen Hotspot vermag das von viel Grün und Wasser umgebene Koknese heutzutage mit einer Vielzahl kultureller und aktiver Highlights aufzuwarten.

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Die Ruine der Ordensburg von Koknese hat heute eine See- und keine Berglage mehr

Koknese zur Hansezeit (und danach)

Am Zusammenfluss der Flüsse Daugava und Pērse wurde im Jahr 1209 in erhöhter Lage – an der Stelle einer lettgallischen und selonischen Siedlung – unter dem Schwertbrüderorden der Bau einer gemauerten Burg begonnen. 1238 fiel das Gebiet an den Erzbischof von Riga und die Burg mit dem Namen Kokenhusen wurde zum Teil einer strategischen Burgenkette entlang der Düna. Rund um die Burg entwickelte sich die gleichnamige Siedlung Kokenhusen, die im Jahr 1277 Stadtrechte erhielt. Diese wuchs während der Hansezeit zu einem bedeutenden Kontrollpunkt zu Land und zu Wasser auf dem Weg nach Riga und zur Ostsee heran und wurde mit der Zeit zu einer der größten und bedeutendsten mittelalterlichen Burgen auf dem heutigen Gebiet Lettlands. Im Jahr 1420 wurde die Burg Kokenhusen Sommersitz der Erzbischöfe von Riga und im 16. Jahrhundert gar deren Hauptsitz. Im Livländischen Krieg fielen 1577 die Russen ein, verwüsteten die Stadt und verschleppten deren Bewohner. Anschließend wechselte der Ort mehrmals den Besitzer.

Während des Großen Nordischen Krieges (1700 – 1721) wurde die Burg von sächsischen Truppen erobert und gesprengt, als diese vor den Schweden zurückweichen mussten. Erst nach der lettischen Unabhängigkeit von Russland im Jahr 1918 erhielt die Stadt ihren heutigen Namen Koknese.

Spuren der Hansezeit in Lettland

Kulturelle Highlights & Tipps für Koknese

Trotz der teilweisen Sprengung der ehemaligen Burg Kokenhusen und der Flutung ihres Fundaments ist ein Besuch der mittelalterlichen Burgruine von Koknese einen Besuch wert. Gelegen zwischen Wald und Wasser ist sie heute Schauplatz von Theateraufführungen, Konzerten und Veranstaltungen. Zudem werden häufig mittelalterliche Aktivitäten wie Münzprägung und Axtwerfen angeboten. Im Pavillion der Burgruine bekommt man zudem einen Einblick, wie die umgebende Landschaft vor der Anlegung der Stausees ausgesehen hat. Mehr Info und Eintrittspreise findest Du hier.

Hansestädte im Baltikum: Die Ordensburg in Koknese
Die tolle Aussicht von der Ordensburg in Koknese ist eines der Highlights auf meinem Roadtrip Lettland

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Eine informative Schnitzeljagd durch den im Jahr 1900 errichteten Park von Koknese ist die Expedition “Hansewege” (auch in deutsch erhällich). Sie gibt Jung und Alt auf interaktive Art und Weise wertvolle Hintergrundinformationen über Koknese, seine (Hanse-)Geschichte und Traditionen. Unterwegs gibt es jede Menge Spannendes zu entdecken, wie mittelalterliche Friedhofsdenkmäler, schwedische Kanonen aus dem 17. Jahrhundert und die Ruinen des Schloss von Löwenstern. Die Expeditionskarte gibt es in der Touristeninformation von Koknese oder aber zum Downloaden auf dieser Webseite.

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Mit der Fertigstellung der Eisenbahnlinie im Jahr 1861 wurde Koknese zum Erholungsort für Städter. Die deutschbaltische Familie der Freiherrn von Löwenstern ließ ein Schloss im neoklassizistischen Stil im heutigen Park von Koknese bauen, welches 1894 vollendet, im 1. Weltkrieg jedoch zerstört wurde. Während der Revolution 1905 nutzten Rebellen den Keller des Herrenhaus es als Gefängnis für die Adelsfamilie. Heute noch kann man die Ruinen des Fundamente von Schloss von Löwenstern, auch „Das Neue Schloss Kokenhusen“ genannt, im Park entdecken.

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So sah das Schloss Löwenstern einst aus
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… und das ist noch davon übrig

Umgeben von viel Grün und Wasser entsteht auf einer 22 Hektar großen Halbinsel in Koknese ein Gemeinschaftsprojekt der Bevölkerung Lettlands – der Schicksalsgarten „Likteņdārzs”. Dieser stellt eine Gedenkstätte in Gartenform für all diejenigen dar, die im 20. Jahrhundert unter dem Regime gelitten haben, ins Exil gehen mussten oder die Aufgrund ihrer Ansichten oder Familie leiden mussten.

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Einmal im Wikingerschiff über das Wasser gleiten – das geht in Koknese! “Nameisis” heißt das stattlichen Schiff, das nach dem großen semgallischen Freiheitskämpfer Namejs benannt ist und Platz für bis zu 19 Personen bietet. Da der stilecht gekleidete Kapitän leider kein Englisch spricht, empfehle ich, eine Fahrt über die Tourismusinformation von Koknese organisieren zu lassen. Mehr Info: Webseite des Wikingerschiffes und Tourismusinformation Koknese.

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Die Stadt Koknese hat eine ganz besondere Beziehung zum Angeln, genauer gesagt zum Wels angeln. Denn hier gibt es riesige Welse. Jeder Jahr im Mai wird der Beginn der Wels-Saison mit einem großen “Catfish Awakening Festival” gefeiert samt mittelalterlichen Aktivitäten und Folklore-Darbietungen.

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Aktive Highlights & Tipps für Koknese

Die Burgruinen und das ehemalige Flussufer vom Wasser aus erschließen kannst Du bei einer Paddeltour mit dem Ruderboot oder beim Stand Up Paddling. Das Familienunternehmen „Pērsejas“ vermietet sowohl Ruderboote als auch Stand Up Paddling Ausrüstung (Board, Paddel und Weste) für wenig Geld. Ihre Webseite ist leider nur auf lettisch, allerdings kann diese relativ einfach mit der Übersetzungsfunktion von Google Chrome übersetzt werden.

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Der 5,65 km langen Naturpfad von Koknese windet sich entlang des Ufer der Perse und der Daugava sowie durch den malerischen Park von Koknese. Startpunkt des Naturpfads ist das Steintor aus der Zeit des Landguts. Auch der Schicksalsgarten Likteņdārzs liegt auf der Route. Eine Fahrradroute vom Bahnhof von Koknese zum Schicksalsgarten (8 km einfache Strecke) kannst Du auf dieser Webseite downloaden.

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Outdoor-Reiseführer für Lettland und Estland

Für noch mehr Inspiration und Information zu Wanderungen, Rad- und Kanutouren kann ich das Naturzeit Tourenbuch Estland und das Naturzeit Tourenbuch Lettland mit jeweils 32 Tourenvorschlägen wärmstens empfehlen.

 

Baltikum-Reise organisieren lassen?

Du möchtest unbedingt nach Estland und Lettland, hast aber nicht die Zeit für eine aufwendige Recherche und Planung vorab? Dann kann ich Dir Journaway ans Herz legen. Dieses Reisebüro hat sich auf Rundreisen spezialisiert und über 5.000 Rundreisen von über 200 Veranstaltern im Portfolio – übersichtlich sortiert, sodass Du schnell und einfach vergleichen und die für Dich beste Reise finden kannst. Ob als Privatreise oder in der (Klein-)Gruppe. Und die BestPreis-Garantie gibt’s obendrauf.

 

Dieser Artikel ist in Kooperation mit dem Schwedisch-Baltischen EU-Projekt Explore HANSA („Hanseativ Approach to New Sustainable Alliances“) entstanden. Auf die Reise wurde ich eingeladen. Meine Meinung bleibt wie immer meine eigene. Central Baltic Programme 2014-2020, #exploreHANSA

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Wie hat Dir dieser Roadtrip Lettland & Estland gefallen? Warst Du schon in einer der vergessenen Handelsstädte? Erzähl es mir! 

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7 Antworten zu “Roadtrip Lettland & Estland: Auf den Spuren vergessener Hansestädte”

  1. Ursula Köllner sagt:

    Ein schöner und informativer Bericht. Ich hab ihn in meine Reiseroute aufgenommen und freue mich schon auf die schönen Orte! Vielen Dank!

  2. […] Ein spannender Roadtrip auf den Spuren vergessener Hansestädte durch Estland und Lettland […]

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