Im Wildnisdorf in Lappland Rentiere, Iglus & kein Strom

Im Wildnisdorf in Lappland: Rentiere, Iglus & kein Strom

„UIUIUIUIUI!!“ tönt es vor mir. Wir befinden uns im schwedischen Lappland, in unmittelbarer Nähe des nördlichen Polarkreises. In genau diesem Moment sitze ich auf einem Rentierschlitten und gleite durch die verschneite Winterlandschaft. Aber der Reihe nach.

4 Monate in Schweden

Im Jahr 2010 arbeitete ich über den Winter im schwedischen Teil Lapplands auf einem Scootersafari-Adventure- Camp. Neben der Betreuung der Gäste blieb auch ab und zu Zeit, etwas mehr von Land und Leute kennenzulernen.

Im Wildnisdorf in Lappland Rentiere, Iglus & kein Strom
Die Rentierschlitten stehen schon bereit auf Solberget

Im Wildnisdorf in Lappland Rentiere, Iglus & kein Strom

Das Wildnisdorf in Lappland: Rentiere, Iglus und im Einklang mit der Natur

An einem schönen, kalten Wintertag fuhren wir ins Wildnisdorf nach Solberget. Wildnis ist in diesem Fall wortwörtlich zu nehmen, denn in Solberget gibt es weder Strom noch fließend Wasser und der nächste Nachbar ist weit zu suchen. Die beiden Deutschen Silke und Dirk Hagenbuch haben ihrer Heimat den Rücken gekehrt um in Schweden im Einklang mit der Natur zu leben und auch Gästen dieses Erlebnis zu ermöglichen. So spenden im Wildnisdorf Petroleumlampen Licht an langen Winterabenden, gusseiserne Öfen sorgen für mollige Wärme trotz klirrender Kälte und das Wasser kommt direkt aus der nahen Waldquelle. Wer mehrere Tage bleibt kommt in den Genuss von Aktivitäten wie Iglubauen, Schneeschuhwandern, Skifahren, Rentierschlittentouren, Saunaabenden und einem samischen Abend. Und mit etwas Glück sichtet man auch die legendären Polarlichter – und das ganz ohne störendes Kunstlicht.

UIUIUIUIUI – los geht’s!

Bei unserer Ankunft im Wildnisdorf, welches mit seinen typischen rot-weißen Schweden-Häuschen und der Lage direkt am Wald idyllischer kaum sein könnte stehen schon die Rentierschlitten bereit. Äußerst bequem sehen diese aus – mit einer Lehne und einem warmen Rentierfell bestückt. Nach einem freundlichen Willkommen von Dirk werden die Rentiere eines nach dem anderen vor die Schlitten gespannt und wir erhalten eine kurze Einführung. Jeder von uns wird seinen eigenen Schlitten fahren. Ganz schön aufregend! Wie sich herausstellt hören die Rentiere auf den Ruf „UIUIUIUIUI!“ (im Prinzip kann man sich das vorstellen wie das „HÜ!“ beim Pferd).

 Rentierschlittenfahrt in Lappland

Die ersten Meter in den verschneiten Wald hinein bringen wir zu Fuß hinter uns, jeweils ein Rentier hinter uns her führend. Nach einigen Kurven gibt Dirk dann das Signal, uns allemal auf die Schlitten zu schwingen. Dann ertönt ein geübtes „UIUIUIUIUI!“ und sein Rentier setzt sich gelassen in Bewegung. Wir anderen brechen beim Versuch den richtigen Ton zur Anfeuerung zu finden wiederholt in Lachanfälle aus. Schließlich gelingt es jedoch sogar dem letzten sein Rentier in Bewegung zu setzen. Ab jetzt heißt es genießen. Langsam ziehen Bäume, die sich unter der Last des Schnees biegen an uns vorbei, es umgibt uns eine unendliche Stille, unterbrochen nur vom Stapfen der Rentiere, dem Gleitgeräusch des Schlittens im Schnee und einem gelegentlichen „UIUIUIUIUI!“. Die Zeit vergeht wie im Flug. Viel zu schnell heißt es wieder absteigen, wir sind zurück.

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Im Wildnisdorf in Lappland Rentiere, Iglus & kein Strom

Lagerfeuerromantik in Lappland

Nachdem die Rentiere versorgt und verabschiedet sind bekommen wir eine Führung über das Gelände und werfen einen Blick in die verschiedenen Unterkünfte- eine gemütlicher als die andere – die Sauna, das Iglu und den Brunnen. Schließlich kommen wir zum Tipi aus dem bereits Rauchschwaden aufsteigen. Dirk hat in der Mitte des Zeltes bereits ein fröhlich prasselndes Lagerfeuer errichtet auf dem, wie er uns verkündet, Waffeln gebacken werden sollen. Erfreut über diese unerwartete Überraschung lassen wir uns auf den Rentierfellen um das wärmende Feuer nieder. Das Waffeleisen aus Omas Zeiten, welches direkt in die Glut gelegt wird, fabriziert die leckersten Waffeln seit langem welche wir uns mit selbstgemachter Marmelade einverleiben.

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Im Wildnisdorf in Lappland Rentiere, Iglus & kein Strom (7)

Im Wildnisdorf in Lappland Rentiere, Iglus & kein Strom

Leider heißt es nach diesem Schmaus schon wieder Abschied nehmen, die Arbeit ruft. Zu gerne hätte ich in Solberget die Nacht verbracht. Aber was noch nicht ist, kann ja in der Zukunft noch werden! Wer Lappland authentisch und nah dran an der Natur erleben möchte sollte unbedingt das Wildnisdorf von Dirk und Silke in Solberget besuchen! Darüber hinaus ist es eine einzigartige Möglichkeit hautnah Rentiere in Lappland zu treffen.

Im Wildnisdorf in Lappland Rentiere, Iglus & kein Strom (7)Im Wildnisdorf in Lappland Rentiere, Iglus & kein Strom

Tipps
  • Das Wildnisdorf befindet sich in Solberget im schwedischen Lappland, in unmittelbarer Nähe des nördlichen Polarkreises
  • Hinkommen: Solberget liegt 70km von Gällivare (Flughafen) und 90km von Jokkmokk entfernt. Anreise mit Pkw, Mietwagen, Bus/Zug oder Taxi nach Solberget.
  • Rentierschlittenfahrten sind bereits ab 490skr (ca. 52,- €) pro Person möglich (bei dieser sind die Waffeln nicht inklusive, die gab es in unserem Fall nur, weil wir den Besitzer kannten)
  • Eine 4-tägiger Aufenthalt inklusive Bau eines Waldiglus mit Übernachtung im Iglu, Rentierschlittenfahrt und einem samischen Abend kostet 630,- Euro
  • Ein 1-wöchiger Aufenthalt inklusive Bau eines Waldiglus mit Übernachtung, einer 2-tägigen Rentierschlittenfahrt, eines samischen Abends und einer geführten Skitour kostet 1089.- Euro

 

Lappland-Reise organisieren lassen?

Du möchtest unbedingt nach Lappland, hast aber nicht die Zeit für eine aufwendige Recherche und Planung vorab? Dann kann ich Dir Journaway ans Herz legen. Dieses deutsche Reisebüro ist Deutschlands Nr. 1 für Rundreisen und hat über 5.000 Rundreisen von über 200 Veranstaltern im Portfolio – übersichtlich sortiert, sodass Du schnell und einfach vergleichen und die für Dich beste Reise finden kannst. Ob als Privatreise oder in der (Klein-)Gruppe. Und die BestPreis-Garantie gibt’s obendrauf.

Allgemeine Info

ANREISE | Für einen Urlaub im Wildnisdorf in Lappland fliegt man nach Gällivare, Kiruna, Arvidsjaur, Luleå

NACHHALTIG ANREISEN |  Mit dem Zug ist Gällivare ab Stockholm mit einem direkten (Nacht)zug erreichbar. Stockholm wiederum ist mit dem Zug ab Berlin oder Hamburg erreichbar.

MIETWAGEN | Wir haben unser Auto über den Mietwagen-Preisvergleich von Billiger Mietwagen* gebucht. Durch Auswahl des Filters “Station im Terminal” gehst Du sicher, einen Abholschalter direkt im Flughafenterminal vorzufinden. Die Schalter am Flughafen in Lappland sind nur bei der Ankunft von Flügen besetzt. Die Rückgabe des Mietwagens erfolgt zumeist über den Schlüsseleinwurf am Schalter solltest Du beachten, dass Du Fotos vom Zustand des Autos bei Abgabe machst. Mir ist es leider schon passiert, dass ich für einen Schaden haftbar gemacht wurde, den ich gar nicht verursacht habe. 

EINREISEBESTIMMUNGEN | Deutsche Staatsbürger können sowohl mit Personalausweis als auch mit Reisepass einreisen.

WÄHRUNG | Die Währung in Schweden ist die schwedische Krone.

SPRACHE | Die Amtssprache ist schwedisch. Generell sprechen Schweden sehr gutes Englisch. 

KLIMA | Wer auf der Suche ist nach echten Wintern mit klirrenden Temperaturen und einer Winterwunderlandschaft, der ist in Lappland genau richtig. Hier liegt nämlich von November bis April durchgehend Schnee. Das polare Klima, welches nördlich des Polarkreises herrscht, sorgt für sehr kalte Winter mit Temperaturen bis -40 Grad. Durch die sehr trockene Kälte ist die Gefühlstemperatur meist etwas wärmer als die angezeigte Temperatur. Die Tage in den Wintermonaten sind sehr kurz, rund um die Wintersonnenwende geht nördlich des Polarkreises die Sonne überhaupt nicht auf. Dadurch kann sich die Luft nicht erwärmen und es herrschen die kältesten Temperaturen. Wenn Du wissen willst, was Du bei diesen Temperaturen anziehen willst, schau mal bei meiner ultimativen Packliste für Lappland im Winter vorbei. 

BESTE REISEZEIT | Die beste Reisezeit um den Winter in Lappland zu erleben ist im Februar und März. Zu diesem Zeitpunkt scheint die Sonne bereits wieder und die Tage sind länger und ein wenig wärmer (um die -15 Grad). Im Dezember und Januar ist eine Reise ebenfalls möglich, allerdings sind die Tage von Mitte Dezember bis Mitte Januar so gut wie dunkel und aufgrund dessen extrem kalt (um die -30 Grad). Am meisten Neuschnee fällt im Dezember und Januar.

KOSTEN | Schweden ist ein teures Land, welches sich vor allem beim Café- oder Restaurantbesuch und bei Aktivitäten bemerkbar macht. Bei der Buchung von Unterkünften mit Kochmöglichkeiten ist Vorsicht vor versteckten Kosten wie Bettwäsche und Endreinigung geboten.

GELD SPAREN | Wirklich Geld sparen kann man dadurch, dass man sich eine Unterkunft mietet, die über Kochmöglichkeiten verfügt. 

ESSEN | Die traditionelle Küche Lapplands ist sehr wild- und beerenlastig – eben das, was die Natur hier oben so hergibt. Neben Rentier und Elch findet man teilweise sogar Bär auf der Speisekarte. Unbedingt probieren sollte man eine Fika, eine Kaffeepause mit einem Kanelbullar (Zimtschnecke), Prinsesstårta (Kuchen mit Sahne, Vanillecreme, Marmelade und Marzipan) oder Semla (Hefeteigkugel mit Sahne und Marzipan in warmer Milch)

 

Hast Du Lust auf eine Rentiereschlittenfahrt in Lappland zu treffen? Noch Fragen? Oder Kommentare? Ich freue mich über jede Rückmeldung!

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13 Antworten zu “Im Wildnisdorf in Lappland: Rentiere, Iglus & kein Strom”

  1. Bia sagt:

    Wie schnell sind denn die Rentiere, wenn man sich von ihnen ziehen lässt?

    • Kerstin sagt:

      Hallo Bianka! Eigentlich können Rentiere bis zu 60 km/h schnell laufen, allerdings ging es bei uns etwas gemächlicher zu, stückweise im Schritttempo und ansonsten wurde getrabt. Echt empfehlenswert! LG, Kerstin

  2. Bia sagt:

    60 km/h Wow! Traut man den Tieren gar nicht zu! Ich habe sie bis jetzt nur erlebt wie sie gemächlich auf der Strasse vor deinem Auto rumlaufen und du nicht überholen kannst. (sehr frustrierend)

    • Kerstin sagt:

      Haha, verständlich! Kenn das von den Kängurus in Australien. Doch die Rentiere sind ganz schön schnell, die sind bei uns im Camp auch immer am Fenster vorbeigeflitzt.

  3. […] auf andere Vierbeiner? Hier geht’s zu einer lustigen Rentierschlittenpartie im Wildnisdorf ohne Strom und fließend […]

  4. Sabine sagt:

    Das sieht ja fantastisch aus! Ich habe schon öfter mal von Solberget gehört – ich muß doch mal vorbeischauen. Schon allein wegen dem süßen Hund (ich weiß, der ist jetzt schon erwachsen…) …und den schlittenziehenden Rentieren :-)
    Liebe Grüße, Sabine

    • Kerstin sagt:

      Hey Sabine! Ja, Solberget kann ich Dir von ganzem Herzen empfehlen. Echt ein ganz besonderes Erlebnis. Vielleicht etwas für Dich im Januar? Liebe Grüße, Kerstin

  5. […] „Uiuiuiuiui…“ – diesen Anfeuerungsruf werde ich wohl nie vergessen. Auf einem mit Fell ausgelegten Schlitten sitzend mit einem wackelnden Rentierhintern vor meiner Nase zieht die verzauberte Winterlandschaft langsam an mir vorbei. Ein bisschen fühle ich mich wie Santa. Mehr über meine Rentierschlittenfahrt im Wildnisdorf liest Du hier. […]

  6. […] Das Wappentier Lapplands ist meiner Meinung nach nicht der Elch sondern das Rentier. Viel mehr als der Elch prägt dieses die Kultur der Samen, die bis heute das Vorrecht der Rentierzüchtung besitzen. Klar, dass eine Rentierschlittenfahrt mit zum Programm eines Lappland-Aufenthalts gehört. Einen ganz besonderen Ort hierfür bildet das Wildnisdorf in Solberget. Hier ist der Name Programm, denn auf fliessend Wasser und Strom kann man hier lange warten. Stattdessen gibt es Kaminwärme, Quellwasser, eine Gemeinschaftssauna und ganz viel Natur. Mehr über meinen Tag im Wildnisdorf erfährst Du im Artikel “Im Wildnisdorf in Lappland: Rentiere, Iglus & kein Strom”. […]

  7. […] Im Wildnisdorf in Lappland: Rentiere, Iglus & kein Strom […]

  8. […] Im Wildnisdorf in Lappland: Rentiere, Iglus & kein Strom […]

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