Prättigauer Höhenweg Schweiz – genussvolle Hüttenwanderung in 4 Etappen

Wandern in der Schweiz ist ein absoluter Traum. Atemberaubende Bergpanoramen, bestens ausgeschilderte Wanderwege, die klare Einstufung der Schwierigkeitsgrade, sehr gute Erreichbarkeit der Wanderungen und natürlich nicht zu vergessen die leckere Schweizer Küche in den Hütten und Unterkünften machen eine Wanderung hier zum unvergesslichen Erlebnis. 

 

Nachdem ich 2022 erstmals (aber dann gleich zwei Mal in einem Jahr) zum Wandern in der Schweiz war und mich Hals über Kopf in Land, Leute und Küche verliebt habe, stand für mich fest: Ich möchte unbedingt zurück. Und am liebsten wieder auf eine Mehrtageswanderung. Die körperliche Anstrengung einer mehrtägigen Tour, das fantastische Alpenpanorama und die Übernachtungen in einfachen, zünftigen Hütten auf dem Berg haben eine unglaublich entschleunigende Wirkung auf mich. 

 

Umso mehr freute ich mich, dass ich im Juli 2023 gemeinsam mit einer Freundin eine 4-tägige Wanderung auf dem Prättauer Höhenweg unternehmen durfte. In diesem Beitrag nehme ich Dich mit.

Länge und Verlauf des Prättigauer Höhenwegs

Unsere Wahl für unsere Weitwanderung fiel auf den Prättigauer Höhenweg. Dieser 76 km lange Panoramaweg führt entlang dem Rätikon, immer an der Grenze zwischen der Schweiz und Österreich entlang. Auf der SAC (Schweizer Alpin Club)-Wanderskala wird die Wanderung als T2 (Bergwandern eingestuft) und festes Schuhwerk und Trittsicherheit sind Voraussetzung.

Übersicht Prättigauer Höhenweg
  • Länge: 76,4 km

  • Höhenmeter bergauf: 3550 m

  • Höhenmeter bergab: 2880 m

  • Schwierigkeit: Mittel, T2 auf der SAC-Wanderskala

  • Markierung: Durchgängig als Route 72

  • Webseite des Prättigauer Höhenwegs
Warum lohnt sich der Prättigauer Höhenweg?

Grandiose Aussichten, schroffe Felswände, idyllische Bergseen, blühende Almwiesen und traditionelle Berghütten. Der Prättigauer Höhenweg führt landschaftlich äußerst reizvoll an der Rätikon-Kette entlang, welche die Grenze zwischen dem Schweizer Graubünden und dem österreichischen Voralberg markiert. Als Höhenweg bewegt er sich zwischen 935 und 2256 Höhenmetern. Dadurch, dass die Anzahl der Höhenmeter begrenzt, der Weg nicht ausgesetzt ist und auf Wunsch auch noch einmal mithilfe des Bus Alpin und des Trottinetts verkürzt werden kann, bietet sich der Prättigauer Höhenweg auch für Familien mit etwas älteren, fitten Kindern an. Die durchgängige Markierung des Weges macht die Navigation denkbar einfach.

Etappen des Prättigauer Höhenwegs 

Grundsätzlich ist der Prättigauer Höhenweg ein auf 4 Etappen ausgerichteter Weitwanderweg. Es besteht jedoch auch die Möglichkeit, auf 3 Etappen abzukürzen, was bedeutet, dass die dritte Etappe verfällt und die Route statt zur Schesaplanahütte zur Seilbahn Fanas und damit zum Tal führt. 

 

4 Etappen:

Länge

12,7 km

9,9 km

15,8 km

16,3 km

Gehzeit

5:00 h

3:40 h

5:30 h

5:30 h

Aufstieg

515 Hm

816 Hm

372 Hm

254 Hm

Abstieg

980 Hm

0 Hm

692 Hm

1.210 Hm

3 Etappen:

Länge

12,7 km

9,9 km

19,2 km

Gehzeit

5:00 h

3:40 h

6:30 h

Aufstieg

515 Hm

816 Hm

613 Hm

 

Abstieg

980 Hm

0 Hm

1.1127 Hm

 

Beste Jahreszeit für den Prättigauer Höhenweg

Die beste Jahreszeit für den Prättigauer Höhenweg ist von Ende Juni bis Ende September. Vor allem früh oder spät in der Saison solltest Du Dich vorab über den Zustand der Wege vor Ort informieren. Hütten und Unterkünfte buchst Du am besten im Voraus, vor allem an Wochenenden und in den Ferienzeiten sind diese schnell voll. Da sich Schneefelder in den Höhenlagen bis in den Sommer halten können, solltest Du dementsprechende Kleidung einpacken. In den Sommermonaten grasen auf und entlang des Prättigauer Höhenwegs Kuhherden, denen man sich gegenüber zu jeder Zeit rücksichtsvoll verhalten sollte. Weitläufig Abstand halten solltest Du vor Kühen mit Nachwuchs.

Unterkünfte während der Wanderung auf dem Prättigauer Höhenweg

Wer den Prättigauer Höhenweg wandert, der erlebt Schweizer Alpenpanorama vom Feinsten. Nach einem anstrengenden Wandertag, wirst Du herzlich in urigen Berghütten und Berggasthöfen empfangen, deren Standard – auch abhängig davon, wie abgelegen diese sind – teilweise auch sehr einfach ist. Auf der Carschinahütte sind beispielsweise nur Lagerschlafplätze und auch keine Dusche vorhanden. 

 

  • Erste Etappe: Übernachtung bei Sonja’s Michelhof in St. Antönien sowohl im Schlafsaal mit Gemeinschaftsbad als auch im Doppelzimmer mit privatem Badezimmer. Einrichtungen: Duschen, WLAN, Steckdosen anwesend.
  • Zweite Etappe: Übernachtung in der Carschinahütte im Lager (8-18 Personen). Einrichtungen: Gemeinschaftsbäder ohne Dusche, eine Mehrfachsteckdose zum Aufladen von Powerbanks/ Handys. Bewirtet zwischen Anfang Juni und Mitte Oktober, Winterraum für Selbstversorger vorhanden.
  • Dritte Etappe: Übernachtung im Lager oder im Privatzimmer in der Schesaplanahütte. Einrichtungen: Dusche mit Münzen verfügbar, Steckdosen vorhanden.
Lager Carschinahütte Prättigauer Höhenweg

Mobiles Internet in der Schweiz

Die Schweiz gehört nicht zur EU, daher hast Du dort auch kein mobiles Internet. Wenn Du während Deiner Reise trotzdem online sein möchtest (was ich vor allem auf Wanderungen sehr empfehle), dann kann ich Dir Holafly sehr empfehlen.

 

Dort kannst Du bereits vor Deiner Reise Sim-Karten und eSim erwerben. Dabei ist vor allem die eSim meiner Meinung nach eine geniale Erfindung. Kein lästiges Gefriemel mit Sim-Karten, sondern eine elektronische Sim-Karte, die Du über einen QR-Code in ganz wenigen, einfachen Schritten hinzufügen kannst. So kannst Du direkt nach Einreise in die Schweiz online gehen – und das mit unbegrenztem Datenvolumen. Info: Die eSim funktioniert nur für aktuellere Smartphone.

 

Bonus: Mit meinem Code PARADISEFOUND erhältst Du übrigens 5% Rabatt auf sämtliche Datenpakete.

An- und Abreise Prättigauer Höhenweg

Der Prättigauer Höhenweg zeichnet sich – wie so viele Wanderungen in der Schweiz durch seine gute Erreichbarkeit, auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus. Ich bin ein riesiger Fan des Schweizer Nahverkehrs, der total zuverlässig und immer problemlos funktioniert. Der Startpunkt der Wanderung ist in Klosters Dorf, der Endpunkt der Wanderung ist in Landquart, kann aber auch mit der Kombi Bus und Zug ab Seewis Dorf abgekürzt werden. Die Fahrpläne kannst Du auf dieser Webseite einsehen. 

 

Wer mit dem Auto kommt, sollte beachten, dass der Prättigauer Höhenweg keine Rundwanderung ist, was bedeutet, dass das Auto unweigerlich entweder am Start- oder Endpunkt stehen bleibt. Wir haben unser Auto in Landquart am Fashion Outlet geparkt, welches sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs befindet und sind dann mit dem Zug nach Klosters Dorf gefahren (direkte Zugverbindung, 40 min). 

Um die Wanderung auf dem Prättigauer Höhenweg bereits morgens beginnen zu können, empfiehlt sich die Anreise bereits am Vortag der Wanderung. Nachdem wir unser Auto in Landquart geparkt haben, sind wir mit dem Zug nach Klosters Dorf gefahren, wo wir im empfehlenswerten Hotel Silvaplana übernachtet haben.

Erfahrungsbericht Prättigauer Höhenweg

Der beste Beweis, dass man beim Wandern in den Bergen noch so gut planen kann, letztendlich jedoch immer das Wetter über den Verlauf entscheidet, war unsere Wanderung auf dem Prättigauer Höhenweg.

 

In den 4 Tagen, in denen wir unterwegs waren, knackten wir die 30 Grad-Marke bereits um 8 Uhr morgens, erlebten wir ein Gewitter auf der Hütte und liefen mit Wasser gefüllten Wanderstiefeln stundenlang durch den strömenden Regen um ein ankommendes Gewitter zu umgehen. Ein echtes Abenteuer also, bei dem Flexibilität und Umdenken gefragt waren. Wie halt immer in den Bergen.  

 

Prättigauer Höhenweg Etappe 1 – von Klosters nach St. Antönien

  • Streckenlänge: 12,6 km

  • Dauer: 5 Stunden
  • Höhenmeter: 515 Hm bergauf, 980 Hm bergab

  • Schwierigkeit: Mittel

  • Highlights: Gipfelglück auf dem Jägglisch Horn, erstes Bergsteigerdorf der Schweiz St. Antönien

  • Übernachtung: Sonja’s Michelhof

  • Link zur Tour

Wir beginnen unsere Wanderung direkt mit einem kleinen Anfängerfehler. Wir haben nämlich noch kein Bargeld abgehoben, um Getränke und Snacks auf den Hütten kaufen zu können. In Klosters Dorf gibt es leider keinen Bankautomaten. Also heißt es erstmal mit der Bahn nach Klosters-Serneus zu fahren, dort Schweizer Franken abzuheben und dann wieder mit dem Bus zurückzufahren.

Tipp: Vor der Wanderung Bargeld abheben. Auf den Hütten wird noch vieles in bar gezahlt. Der nächstgelegene Bankautomat von Klosters Dorf aus ist in Klosters-Serneus. Achtung: Für die Getränkebrunnen ist Klein-/ Wechselgeld notwendig.

Wieder zurück in Klosters Dorf kann es endlich losgehen und wir überwinden die 600 Höhenmeter auf die Madrisa (1.887 m) in der Gondel der Madrisabahn in kürzester Zeit. Oben angekommen, lassen wir die Bergstation und die Erlebniswelt des Madrisa-Land, in welcher Familien sicherlich einen ganzen Tag verbringen können, hinter uns und folgen den grünen Schildern mit der Nummer 72 – dem Wegweiser des Prättigauer Höhenwegs. Mit seitlichen Talblick wandern wir durch summende Wildblumenwiesen während die Sonne vom strahlend blauen Himmel lacht. Schon nach wenigen Metern kommen wir an der Kuhalp Albeina mit einer Brunnenbar vorbei – die erste von einigen Getränkestationen auf unserer Tagesetappe. 

 

Bis zur Mässplatte deckt sich unsere Wanderung mit gleich drei Themenwanderungen, dem familienfreundlichen Rätselweg Klara auf der Alp, dem Energie-Spürweg (acht Stationen) und dem Heilkräuterweg Madrisa (19 Kräuterschilder und Hochalpiner Heilkräutergarten). 

 

Ab dem Wendepunkt der Themenwanderungen begegnen wir nur noch vereinzelt anderen Menschen und schlängeln uns an der rechten Talflanke entlang, begleitet von den schönsten Weitblicken. In dieser Idylle und mit Aussicht auf die mächtigen Kalkwände zu unserer Rechten, gönnen wir uns die von der Unterkunft mitgegebene Brotzeit. Und diese schmeckt, wie immer in den Bergen, besonders lecker.

Weiter geht’s, schließlich haben wir noch einiges vor uns. Als nächstes steht der Aufstieg zum Fürggli (2256 m) und unserem ersten Gipfel, dem Jägglisch Horn auf 2289 m, an. Um die 350 Höhenmeter trennen uns noch vom Gipfelglück, in der brütenden Mittagshitze ein ganz schöner Schweißakt. Oben angekommen, legen wir erst einmal ein Päuschen ein. Leider bleibt uns aufgrund mangelndem Wechselgeld das Anstoßen auf das 360 Grad-Traumpanorama auf die Gipfel des Rätikons, der Plessur-Alpen und den Prättigauer Höhenweg, mit einem Schnaps aus der Schnapsbar verwehrt. 

Als wir uns endlich von der Szenerie losreißen können, beginnt der “long way down” (830 Hm), wie wir es hinterher betrachten. Neugierig beäugt von schmatzenden Kühen bahnen wir uns unseren Weg stetig bergab, was durch die wunderbare Bergkulisse bedingt anfangs überhaupt keine Strafe ist. Längerfristig geht der Abstieg aber ganz schön in die Knie. In der Hitze lechzen wir nach einem kühlen Getränk, nur leider gibt es auch beim nächsten Getränkebrunnen kein Wechselgetränk und der Besitzer des Maiensäß, der mit Getränken wirbt, ist derzeit ausgeflogen. 

Kurze Zeit später machen wir mit einem richtig coolen Schweizer Phänomen Bekanntschaft: Dem Trottinett, liebevoll “Trotti” genannt. Einer Kreuzung zwischen Fahrrad und Roller, mit dem man schwungvoll den Berg hinab sausen kann. Mit den schweren Rucksäcken auf dem Rücken ist uns die Sache nicht ganz geheuer. Aus späterer Erfahrung kann ich sagen: Das geht problemlos. Unbedingt machen!

Tipp: Trottinett mieten für 10 CHF bei der Alp Ascharina und damit den Berg hinab sausen. Macht Laune und schont die Knie. Abgabestation in St. Antönien Platz am großen Parkplatz.

Da wir die Trotti links liegen lassen bahnen wir uns weiterhin zu Fuß den Berg hinab Richtung St. Antönien. “Hinter dem Mond links”(so der Slogan) befindet sich das kleine Walserdorf St. Antönien auf 1.400 m in einem abgelegenen Seitental des Prättigaus, umgeben von bis zu 2.800 m hohen Bergen. Das Madrisahorn ist mit 2.826 m die höchste Erhebung, hinter ihr markieren die Gipfel der Schijenflue (2626 m) und der Sulzfluh (2817 m) die Grenze zu Österreich. Besonders stolz ist das Dorf auf seine Auszeichnung als erstes Bergsteigerdorf der Schweiz.


Angekommen in St. Antönien finden wir Idylle pur – und nach einigen “geschlossen” Schildern auf der Terrasse des Haus Türli das, wonach wir uns schon so lange gesehnt haben: Ein kühles Getränk in Form eines erfrischenden Radlers (in der Schweiz: Panaché) und ein Stück frisch gebackene Donauwelle. Unser rettender Engel (so zumindest erfahren wir das in diesem Moment) ist die Deutsche Anke Sutter, die zuerst für den Job nach St. Antönien kam und der Liebe zu ihrem heutigen Mann Hanspeter wegen blieb. Heute führt sie mit viel Herzblut eine Pension mit vier Gästezimmern und bewirtet tagsüber auch vorbeikommende Wanderer wie uns.

Von der Terrasse des Haus Türli aus können wir unsere Unterkunft bereits sehen. Dennoch trennen uns noch 1,7 km und einige Höhenmeter von unserem Tages- und Übernachtungsziel: Sonja’s Michelshof. Nach einem langen Wandertag hätte ich mir keine schönere Bleibe ausmalen können. Das von der jungen, unglaublich warmherzigen Gastgeberin Sonja geführte historische Berggasthaus mit seinen knarzenden Dielenböden, kuscheligen Betten und der warmen (!) Dusche fühlen sich unglaublich heimelig an und ich fühle mich vom ersten an hier wohl. Als dann auch noch der Aperol Spritz und das Abendessen mit fantastischem Blick auf das Tal serviert wird, bin ich vollkommen im Glück.

Prättigauer Höhenweg Etappe 2 – von St. Antönien zur Carschinahütte

Unsere Etappe an Tag zwei war ein klarer Fall von “eigentlich, aber”. Denn eigentlich sollte unsere heute nur 9,9 km lange Wanderung langsam, aber stetig, am wunderschönen Partnunsee vorbei, bergauf zur Carschinahütte führen. 

 

Da aber für diesen Tag Rekordtemperaturen über 30 Grad vorhergesagt sind, entscheiden wir uns für eine Plan- und Routenänderung. Wir wollen die Höhenmeter bereits in den kühlen Morgenstunden hinter uns bringen und den Rest der Route recht eben auf dem Bergrücken des Bärgli zur Carschinahütte entlang wandern. Dies bedeutete leider, dass wir auf den Partunsee, der zum Baden und Bootfahren einlädt, verzichten mussten. Aber ein kleiner See sollte trotzdem auf unserer Route sein: Der Carschinasee.

Die Entscheidung, die Route zu ändern und auf einen Aufstieg in der Mittagshitze zu verzichten, erwies sich bereits bei unserem Abschied von Sonja’s Michelshof als die Richtige. Schon jetzt, um halb 8 morgens wurde die 25 Grad-Marke geknackt. Daher verschwendeten wir auch nicht viel Zeit und machen uns auf den Aufstieg auf den Bärgli (2137 m). Zuerst über Fahrstraßen, dann über kleine Pfade bahnen wir uns unseren Weg immer weiter nach oben. Immer wieder erhaschen wir einen Blick auf eine kleine Berghütte, bewundern Blumen und lauschen dem Konzert der Alpen – dem Bimmeln der Kuhglocken.

Als wir schließlich am Carschinasee ankommen, lassen wir uns ins Gras fallen und genießen im schönsten Sonnenschein eine ausgiebige Brotzeit mit Brot, Schweizer Käse, Apfel und einem Graubünder Nussgebäck mit dem ansprechenden Namen “Totenbeinli”. Dabei beobachten wie andere Wanderer und einige Familien mit dem am Steg liegenden Boot eine Runde auf dem See drehen. Manch einer wagt sich sogar ins kühle Nass des Sees.

Tipp: Eine Alternative zum Aufstieg auf den Bärgli, gerade auch für Familien, ist der Bus alpin (reservierungspflichtig).

Vom Carschinasee aus gleicht der restliche Weg zur Carschinahütte (circa 2 km) einem Spaziergang. Schon von Weitem können wir die Hütte auf 2.236 m erblicken, die vor der majestätischen Sulzfluh (2.818 m) geradezu winzig aussieht.

Als wir dort am frühen Nachmittag ankommen, erwartet uns eine entspannte Atmosphäre und ein bunter Mix an Menschen – von Familien bis zu ambitionierten Bergsportlern trifft man hier alles. Durch die gute Erreichbarkeit von St. Antönien ist die Carschinahütte auch ein beliebtes Tagesausflugsziel und auch Mountainbiker, Kletterer und Langstreckenwanderer kommen in der Umgebung voll auf ihre Kosten. Für uns heißt es erstmal raus aus den Wanderstiefeln, rein in die Hüttenschuhe, einchecken und Lager beziehen. Anschließend lassen wir uns auf der Terrasse die Sonne auf die Nase scheinen und uns unseren Salat und unser Radler schmecken. Dabei genießen wir das herrliche Panorama vom Piz Kesch bis zur Schesaplana.

Als sich die Sonne langsam weiter senkt, brechen die Tagestouristen auf und die letzten Übernachtungsgäste trudeln ein. Um Punkt 18:30 Uhr wird das Abendessen gereicht, ein 3-Gänge-Menü von Suppe, Salat und Hauptgang, für uns vegetarisch. Wir kommen ins Gespräch mit unseren Tischnachbarn, tauschen uns über den Tag und die Pläne für die nächsten Tage aus. Diese werden vor allem vom Wetter bestimmt. Genau das bereitet uns allen etwas Sorgen, denn über Nacht und auch am nächsten Tag ist ein großes Unwetter vorhergesagt.

 

Und prompt hat sich, während wir drinnen beim Abendessen saßen, der Himmel verdunkelt und bedrohliche Regenwolken stapeln sich auf. Fasziniert und besorgt zugleich beobachten, wie schnell sich das Gewitter nähert. Hastig werden letzte, im aufkommenden Wind wild flatternde Klamotten von der Wäscheleine genommen und wenig später leuchten die ersten Blitze auf. Ab nach drinnen. Da um 22 Uhr Hüttenruhe ist, bleibt sowieso nicht mehr so viel Zeit. Ein letzter Plausch mit anderen Wanderern und dann ab zur Katzenwäsche und Zähneputzen im Gemeinschaftsbad, bevor wir uns in unsere Hüttenschlafsäcke kuscheln.

Prättigauer Höhenweg Etappe 3 –  Carschinahütte zur Schesaplanahütte

  • Streckenlänge: 15,8 km

  • Dauer: 5 Stunden 30 min
  • Höhenmeter: 372 Hm bergauf, 692 Hm bergab

  • Schwierigkeit: Mittel

  • Highlights: Spektakuläre Landschaft und Felsformationen, der Blick auf den Lunersee.

  • Übernachtung: Schesaplanahütte

  • Link zur Tour

Wenn ich an die dritte Etappe des Prättigauer Höhenwegs denke, dann gilt mein erster Gedanke den Platsch- und Schmatzgeräuschen, die meine mit Wasser gefüllten Wanderstiefel bei jedem meiner Schritte von sich gaben. Denn unser Endgegner am dritten Tag war nicht wie an den Tagen zuvor Sonne und Hitze, sondern der Regen. Jede Menge davon. 

 

Unser Wecker ging früh, sehr früh. Da um 13 Uhr eine weitere Gewitterfront vorausgesagt war und die reine Marschzeit unserer heutigen Wanderung fünfeinhalb Stunden betrug, blieb uns nichts anderes übrig, als bereits um 5:30 Uhr aufzubrechen. Bereits vor dem offiziellen Frühstücksbeginn schnürten wir unsere Wanderstiefel, warfen unsere Regenkleidung über und traten in den strömenden Regen hinaus.

Den schönsten Abschnitt des Prättigauer Höhenwegs sahen wir an diesem Tag hauptsächlich unter dem Rand unserer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze hervor. Zudem blieb mit dem vorhergesagten Gewitter im Nacken und den nassen Witterungen leider kaum Zeit für Fotos. Denn trotz des miesen Wetters, wie wir es erwischten, erschloss sich uns die Schönheit dieser Tour. Bei Sonnenschein muss die Szenerie einfach umwerfend sein. 

 

Ein Großteil der heutigen Strecke führte durch eine beeindruckende Landschaft, bei der sich zu unserer Rechten die Felsriesen der Rätikonkette auftürmten und zu unserer Linken ein wunderbarer, von spektakulären Nebel- und Wolkenformationen durchzogener Weitblick erschloss. Ständiger Begleiter auf unserer Tour waren die Alpensalamander, die im Gegensatz zu uns das Wetter feierten. 

Ein echt zugiges Highlight der Tour ist der höchste Punkt der heutigen Tour, das Cavelljoch (2.237 m) an der Grenze zwischen der Schweiz und Österreich. Blickt man auf die österreichische Seite, erhält man einen wunderbaren Blick auf den selbst bei diesem Wetter türkis schimmernden Lünersee. Wäre es nicht so windig und nass, wäre dies der perfekte Ort für eine Brotzeit. Fun Fact: Von oben gesehen sieht der Lünersee aus wie ein Herz.

Ab dem Cavelljoch beginnt der entspannte Teil der Route, der durch die Tatsache, dass inzwischen der Regen aufgehört hat, noch angenehmer wird. Wir wandern stetig bergab am Fuß der Schesaplana (2.964 m) entlang während sich die Landschaft vor unseren Augen von kargen, schroffen Felsformationen zu lieblichen, blumenüberzogenen Almwiesen verwandelt.

Unser Tagesziel, die Schesaplanahütte, liegt auf 1.908 Hm unter der Schesaplana-Südflanke. Während wir uns ihr nähern, zieht in der Ferne bereits die nächste Regenfront auf. Kurz vor der Hütte ist uns das Glück dann auch noch hold und wir sichten ein Murmeltier. Bisher hatten wir nur deren Pfiffe gehört. Mit den ersten Regentropfen treten wir um 12:30 Uhr in die Schesaplanahütte. Wir schälen uns aus unseren feuchten Klamotten, checken ein und freuen uns über den Zweierschlafplatz im Lager. Noch glücklicher werden wir, als wir hören, dass es hier eine Dusche mit Münzeinwurf gibt. Frisch geduscht lassen wir uns auf der inzwischen wieder trockenen Terrasse mit Rundumsicht auf das Prättigau nieder. Kartoffelrösti und Rivella haben noch selten so lecker geschmeckt wie in diesem Moment, an diesem Ort.  

Der Rest des Tages vergeht entspannt. Das vorhergesagte Gewitter hat sich auf die Abendstunden verschoben, weswegen wir den Nachmittag in aller Ruhe Sonnen, Lesen und unsere Schuhe trocknen lassen können bevor der Abend wieder mit einem leckeren 3-Gänge-Abendessen in geselliger Hüttenrunde endete.

Prättigauer Höhenweg Etappe 4 – Schesaplanahütte nach Seewis

  • Streckenlänge: 16,3 km

  • Dauer: 5 Stunden 30 min
  • Höhenmeter: 254 Hm bergauf, 1.210 Hm bergab

  • Schwierigkeit: Mittel

  • Highlights: Die rasante Fahrt mit dem Trottinett, die wolkenverhangene Landschaft.

  • Link zur Tour

Eigentlich war für unseren letzten Tag auf dem Prättigauer Höhenweg eine zwar herausfordernde, aber landschaftlich reizvolle Tour über den Hochjoch zur Bergstation der Älplibahn geplant. Da aber für den heutigen Tag den ganzen Tag Regen vorhergesagt ist und wir bereits am vergangenen Tag zu spüren bekommen haben, wie unangenehm das sein kann, entscheiden wir uns um.

 

Plan B ist die offizielle Etappe des Prättigauer Höhenwegs – von der Schesaplanahütte hinab ins idyllische Seewis Dorf und in unserem Fall sogar noch weiter nach Seewis Pardisla, wo wir den Zug nach Landquart nehmen. 1.300 Höhenmeter ins Tal gilt es zu “killen”, weswegen mir die Entscheidung – auch meiner Knie zuliebe – leicht fällt. Ich miete mir kurzerhand eines der “Trottis”,  der geländetauglichen Tretroller, die einen vielerorts in der Schweiz den Abstieg erleichtern.

Tipp: Miete Dir ein Trottinett für die Talfahrt von der Schesaplanahütte aus. Bezahlt wird bei der Schesaplanahütte, dort bekommst Du auch einen Helm. Es gibt zwei Rückgabestationen, eine ist in Seewis Dorf (22 CHF), die andere in Grüsch (24 CHF), wo sich auch ein Bahnhof befindet. Ich empfehle Grüsch als Rückgabeort.

Über den Wanderweg kann ich daher in diesem Fall leider nichts sagen, da ich ausschließlich auf Trotti-tauglichen Alpstraßen unterwegs war. Die Fahrt machte einen Heidenspaß und dadurch, dass meine Freundin zu Fuß unterwegs war, blieb mir noch genug Zeit für Fotostopps. Der Regen fiel nämlich weniger schlimm aus, als erwartet, und sorgte für eine mystische Atmosphäre mit nebelverhangenen Bergen und Bäumen. Ein wunderschöner Abschluss unserer Wanderung, die im idyllischen Seewis Dorf ihr offizielles Ende fand. Wir wanderten noch weiter zum Bahnhof Seewis Pardisla, wo wir den direkten Zug Richtung Landquart (7 Minuten) nahmen. 

Fazit Prättigauer Höhenweg

Und wieder hat die Schweiz es geschafft, mich wandertechnisch komplett aus den Socken zu hauen. Der Prättigauer Höhenweg erfüllt einfach alle Ansprüche, die ich an eine Langstreckenwanderung habe – von urigen Unterkünften bis hin zu grandiosen Landschaften. Dabei ist der Weg mit einer guten Grundfitness gut gehbar, durchgängig ausgeschildert und nicht überlaufen. Für mich ist der Prättigauer Höhenweg ein echter Genusswanderweg, der zwar körperlich fordert, aber genug Zeit zum Staunen, Fotografieren und eben Genießen lässt. Eine uneingeschränkte Empfehlung an dieser Stelle. 

 

 

Vielen Dank an Graubünden Ferien für die Einladung zu dieser Recherchereise. Meine Meinung und meine Begeisterung bleiben meine eigene.

 

Konnte ich Dir mit diesem Beitrag Lust auf den Prättigauer Höhenweg machen?  Erzähl es mir in den Kommentaren!

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