In Zeiten des “höher, schneller, weiter” sehnen sich viele nach einem Stückchen der “guten alten Zeit”. Sicher, früher war definitiv nicht alles besser aber doch um einiges langsamer und mehr im Einklang mit der Natur. Der heutige Alltag ist geprägt von Schnelllebigkeit, Informationsüberfluss und ständiger Erreichbarkeit. Es tut unglaublich gut, bewusst einmal ein paar Schritte langsamer zu gehen, im Hier und Jetzt innezuhalten und die Verbindung zu Natur und Tradition zu suchen.
Genau das war die Mission für unsere Schwarzwald-Auszeit im Oktober. Ein Wochenende ganz im Zeichen von Erholung, Tradition und Naturverbundenheit. Auf den Spuren vom Schwarzwald wie anno dazumal – dort, wo der Schwarzwald noch wie früher ist und Traditionen noch gelebt werden.
Inhalt
UNSERE SCHWARZWALD WIE ANNO DAZUMAL ROUTE
TAG 1 | OTTENHÖFEN – HINTER-IBACH
TAG 2 | HINTER-IBACH – GUTACH – FREUDENSTADT-GRÜNTAL
TAG 3 | HEIMREISE AB FREUDENSTADT-GRÜNTAL
TAG 1 | OTTENHÖFEN – HINTER-IBACH
Der Mühlenwanderweg in Ottenhöfen
Unsere Reise beginnt mit einer Fahrt nach Ottenhöfen im Schwarzwald, welches auch den Beinamen “Mühlendorf” trägt. Dieser Name kommt nicht von ungefähr: Insgesamt 9 Mühlen befinden sich in nächster Nähe zum Ort. Obwohl das heutige Ottenhöfen erst im 19. Jahrhundert aus zahlreichen Streusiedlungen hervorging, geht die Erstnennung des Ortes auf das Jahr 1419 zurück. Die Mühlen dienten lange Zeit zur Versorgung der Bauernhöfe. Die Kraft des Wassers wurde hier nicht nur zum mahlen, sondern auch zum dreschen, sägen und Eisen hämmern genutzt. Bereits Anfang der 1980er-Jahre wurde der 12 km lange Mühlenweg angelegt, welcher durch die reizvollen Seitentäler des Ortes führt und 7 Mühlen streift. Lediglich die Mühle am Hagenstein und die Benz-Mühle im Unterwasser liegen nicht auf dem Wanderweg, sind aber die ältesten Mühlen vor Ort. Dank dem Herzblut und Schweiß der ehrenamtlichen “Mühlenretter” des Schwarzwaldvereins sowie der Trachten- und Volkstanzgruppe sind die Mühlen heute alle in restauriertem und teilweise funktionstüchtigem Zustand vorzufinden.
Der Reiz des Mühlenwanderweges liegt meiner Meinung nach nicht nur in den wirklich schönen und gut erhaltenen Mühlen, sondern auch in den tollen Aussichten auf die Umgebung und die idyllisch gelegenen Höfe. Eine echte Besonderheit sind zudem die Getränkestationen in Form von Kühlschränken und kleinen Häuschen auf den Bauernhöfen entlang des Weges. Auf Vertrauensbasis und gegen ein kleines Entgelt (nach Preisliste) kann man sich hier nicht nur mit Wasser und (oft hausgemachtem) Apfelsaft sondern auch mit Bier und Schnäpsen eindecken. Eins ist klar: Hier geht niemand durstig nach Hause! Leider reichte unsere Zeit nur für einen Teil des Mühlenwanderwegs aber bereits dieser war traumhaft schön. Unbedingt empfehlenswert!
- Die reine Gehzeit der 12 km langen, gut ausgeschilderten Wanderung beträgt ca. 4 bis 5 Stunden, wobei verschiedene Abkürzungen möglich sind. Die ausführliche Beschreibung des Mühlenwanderweges findest Du unter diesem Link, die dazugehörige Karte unter diesem Link.
- Auf Anfrage geben ehrenamtliche Kundige ihr Wissen um die Geschichte der Mühlen weiter und ermöglichen einen Einblick in die Mühlen. Kontakt über tourist-info@ottenhoefen.de oder Telefon 07842/804-44
- Einkehrtipp: Die Benz’sche Mühle gehört zum denkmalgeschützten Bankenmühlenhof, der heute eine Vesperstube ist.
- Kleingeld mitnehmen nicht vergessen, wenn Du Dich mit dem einen oderanderen Getränk eindecken willst während der Wanderung
Traditionelle Badezeremonie und Hüttenromantik auf der Bader Almhütte
Weiter geht unsere Fahrt tief in den Wald hinein nach Hinter-Ibach. Ganz am Ende der Straße lichten sich plötzlich die Bäume und über uns trohnt eine urige Hütte samt fröhlich im Wind flatternder Wäsche. Wir sind da. “Bergdorf Hinter-Ibach – Baden auf der Alm” begrüßt uns das an der Zufahrt angebrachte Ortsschild.
Und wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Unglaublich, mit wieviel Liebe zum Detail alles hier gestaltet ist. Eine Reihe von Hütten, alle unterschiedlich in Größe und Gestaltung verteilen sich über das Gelände, überall wachsen Blumen und über dem Abgrund hängt ein Plumpsklo samt Herzchentür. Hüttenromantik vom Feinsten!
Kaum biegen wir um die Ecke werden wir von Marian herzlich begrüßt und in eine der Hütten geführt. Hier gibt es erstmal einen Willkommenssekt. Marian ist der Sohn des Chefs, schwingt derzeit den Kochlöffel in der Bader Almhütte und steht kurz vor seiner Australienreise. Genug Gesprächsstoff also. Kurze Zeit später lernen wir auch seinen Vater Reinhard, genannt Fritz, den Bader kennen. Was ist denn ein Bader?
Der Beruf des Baders in der Geschichte
Ein Bader ist ein Pächter oder Besitzer einer öffentlichen Badestube. Der Beruf geht bis auf das Mittelalter zurück und umfasste neben dem Betrieb der Badestube auch kleinere medizinische Eingriffe wie Schröpfen und Aderlassen sowie Wundversorgung – letzteres hauptsächlich bei der armen Bevölkerung, weswegen Bader auch die “Ärzte der kleinen Leute” genannt wurden. Der Aderlass wurde als Allheilmittel gepriesen und war fester Bestandteil jeder Badezeremonie. Dieses Denken geht auf die antike Lehre der Körpersäfte zurück, wonach Krankheit ein äußeres Anzeichen der in Unordnung geratenen Körpersäfte ist und nur durch Blutentzug wieder ins Gleichgewicht gebracht werden kann.
Eine Badezeremonie umfasste früher die Waschung mit wohlriechender Seife, ein Dampf- oder Schwitzbad, eine erneute Waschung und Abreibung, Aderlass, ein Wannenbad und ein anschließendes Scheren, Kämmen und Rasieren (bei Männern). Während des Badbesuchs wurden Essen und Getränke gereicht und mit Spiel und Gesang unterhalten. Das Badehauses diente als sozialer Treffpunkt, mitunter auch als Heiratsvermittler oder Bordell. Die Sittenlosigkeit, steigenden Holzpreise und teilweise schlechten hygienischen Zustände, welche zur Verbreitung von Geschlechts- und Infektionskrankheiten führten, sorgten dafür, dass das Baden ab dem 16. Jahrhundert seine Bedeutung verlor. Der Beruf des Baders wurde in Deutschland noch bis in die 1950er Jahre ausgeübt. Teile seines Arbeitsspektrums werden heute von Orthopäden, Physiotherapeuten, Masseuren, Maniküren, Kosmetikern oder Heilpraktikern ausgeübt.
Der Beruf des Baders heute
Reinhard übt somit als Besitzer einer Badestube ein beinahe vergessenes Handwerk aus. Das Kernstück der Bader Almhütte ist nämlich die traditionelle Badezeremonie. Aber keine Angst – dabei handelt es sich um eine moderne Interpretation, bei der Massage, Salzpeeling und Kreidemaske auf dem Programm stehen.
Bereits seit 20 Jahren veranstaltet Reinhard Badezeremonien, seit 9 Jahren in seiner eigenen Bader Almhütte. Das Grundstück dazu hat er eigentlich nur per Zufall entdeckt – er hatte sich verfahren. Aber als er sich bei der Bäuerin, die damals hier wohnte, entschuldigen wollte, fragte sie nur: “Sind Sie wegen dem Haus hier?” – es stand zum Verkauf. Spontan sagte er: “Ich nehm’s!” Bis zur Bader Almhütte in ihrer heutigen Form war es noch ein langer Weg aber der Anfang für die Realisierung eines Traums war gemacht. Das alte Schwarzwaldhaus wurde komplett restauriert, neu eingeteilt und bildet jetzt das Haupthaus, nach und nach kamen andere Hütten hinzu. Und es geht noch weiter. Als nächstes ist ein Café Paris geplant.
Das Konzept ist einfach wie gut: Eine ungezwungene Atmosphäre in urigen Ambiente vor der traumhaften Kulisse des Schwarzwalds. Mit dem i-Tüpfelchen der Badezeremonie. O-Ton Reinhard: “Hier ist jeder willkommen, egal, woher er kommt, welchen Beruf er ausübt und welcher Religion er angehört. Hier sind alle per Du.” Wer genauer hinschaut entdeckt dann auch, dass bei der Deko ein evangelisches Kreuz auf eine Marienstatue und nepalesische Gebetsbänder trifft. Eine kleine heile Welt abseits des Trubels. Denn Handyempfang hat man hier selten, geschweige denn Internet. Und das ist auch gut so.
Bevor auch für uns die Badzeremonie ansteht werden wir – zusammen mit der Junggesellinnenabschiedsrunde, die inzwischen angekommen ist – von Biggi, der Schwester von Reinhard unter die Fittiche genommen und durch das Haupthaus und über das Gelände geführt. Jedes der Zimmer im Haupthaus trägt einen anderen Namen und ist mit viel Liebe zum Detail mit antiken Holzmöbeln eingerichtet. Immer wieder wird das Thema Schwarzwald aufgegriffen, hier ein Bollenhut, da eine Kuckucksuhr, dort eine Tracht. Für Gruppen ideal ist der “Saustall”, ein Matratzenlager mit 12 Betten und eigenem Sitzbereich. Mein Freund und ich werden in der urgemütlichen Hühner-Suite untergebracht.
Die traditionelle Badezeremonie in der Bader Almhütte
Als nächstes steht die Badezeremonie an. Hierfür liegt auf unserer Bettdecke bereits das passende, mittelalterliche Outfit bereit: Badekleidung bestehend aus Leinenhosen, einem Brustwickel und einer Badehaube.
Wer hätte gedacht, dass ich einmal mit einer Haube auf dem Kopf und einem Glas Sekt vor der Nase in einem Holzzuber mit giftgrünem warmem Wasser stecken würde – denke ich wenig später. Aber nichts minder ist der Fall. Das giftgrüne Wasser rührt von einer Fichtennadel-Badeessenz, die nicht nur herrlich würzig duftet sondern auch komplett auf natürlicher Basis ist. Als erstes bekommen wir eine herrliche Massage, bei der ich mal wieder merke, wie verspannt ich wirklich bin. Anschließend folgt ein Salzpeeling, welches wir großzügig auf Dekolleté und Armen auftragen. Zwischendurch dümpeln wir entspannt im warmen Nass und genießen die Aussicht. Das Wasser, welches für die Badezeremonie genutzt wird stammt übrigens aus der hauseigenen Quelle und wird in 2 riesigen Kesseln mit Holzfeuer erwärmt. Für angenehm warmes Wasser zur Badezeit müssen die Kessel bereits morgens angeheizt werden. Als letztes folgt ein Kreidepeeling, das wir sowohl im Gesicht als auf Dekolleté und Armen aufbringen. Beim Anblick unserer weißen Gesichter im giftgrünen Badewasser müssen wir herzlich lachen. Wenig später holt Biggi – mit bereit gehaltenem Bademantel – einen nach dem anderen aus dem Wasser. Ein super Erlebnis, so eine Badezeremonie! Kann ich nur wärmstens empfehlen.
Nach dem genüsslichen Baden fängt unser Magen langsam an zu knurren. Gut, dass Marian bereits mittags mit der Zubereitung eines riesigen Gulaschtopfes begonnen hat, der jetzt fröhlich auf dem Außenherd vor sich hin köchelt. Wir helfen inzwischen bei der Zubereitung des Salats. Mithelfen ist hier nämlich ausdrücklich erwünscht. Neben der Bereitung des Salats fallen Arbeiten wie Tischdecken und Abspülen an. Die Wartezeit bis zum Abendessen versüßen wir uns mit einem Radler aus dem “Kühlschrank”, welcher eigentlich ein Brunnentrog ist mit Holzverkleidung, durch den das kühle Quellwasser fließt. Kurze Zeit später heißt es alle Mann zu Tisch. In lustiger Runde mit den Junggesellinnen, einer Bikergruppe und Reinhard, Biggi und Marian schlemmen wir den unglaublich leckeren Gulasch mit Spätzle und Salat. Da der Entspannungseffekt der Badezeremonie und des Essens bei uns seine Wirkung zeigt, ziehen wir uns nicht allzu spät auf unsere kuschelige Hütte zurück und schlummern wenig später umgeben von vollkommener Stille ein.
- Die Bader Almhütte befindet sich in Hinter-Ibach bei Oppenau. Eine Übernachtung inklusive Abendessen, Frühstück und Badezeremonie kostet 160,- € pro Person. Man kann die Badezeremonie auch ohne Übernachtung buchen.
- Für die Badezeremonie solltest Du Bikini/ Badehose mitbringen (zum drunterziehen, die mittelalterliche Badekleidung wird durchsichtig) sowie Flipflops und Bademantel
- Wer außer dem Abendessen und Frühstück etwas essen möchte sollte dies selbst mitbringen. Die Mitnahme von eigenen Getränken ist gestattet.
TAG 2 | HINTER-IBACH – GUTACH – FREUDENSTADT-GRÜNTAL
Nach einer wunderbaren Nachtruhe erwachen wir morgens vom leisen Gebimmel der Ziegenglocken. Traumhaft! Das Frühstück wird wieder am großen Küchentisch eingenommen. Neben leckerem Bauernbrot gibt es frische Brötchen, Marmelade, Honig, Wurst und Käse, dazu Kaffee und Tee. Nach dem Frühstück ist es leider an der Zeit, weiter zu ziehen. “Du verlässt die stressfreie Zone” warnt das Ortsschild. Obwohl wir nur kurz hier waren, so ist uns die Bader Almhütte doch sehr ans Herz gewachsen. Hier stimmt einfach alles! Wir kommen wieder!
Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
Unser nächstes Ziel ist Gutach. Im hier angesiedelten Freilichtmuseum Vogtsbauernhof gewähren 6 Schwarzwaldhöfe aus dem 16. bis 18. Jahrhundert samt Nebengebäuden wie Backhäusle, Hausmahlmühle und Sägemühle einen interessanten, realistischen Einblick in das Leben im Schwarzwald in früheren Zeiten. Auf eigene Faust kann man hier die verschiedenen, teilweise noch original eingerichteten Gebäude erkunden und sich an Infotafeln über die Nutzung der einzelnen Räume sowie den Alltag damals informieren. Wusstest Du zum Beispiel, dass beinahe jeder Schwarzwaldhof eigene Bienen hatte? Oder dass der Schwarzwälder “Kühlschrank” aus einem schrankähnlichen Gebilde über dem Brunnentrog bestand? Oder, dass der traditionelle Bollenhut, heute Inbegriff des Schwarzwalds, nur von unverheirateten Frauen in und um Gutach, Kirnbach und Reichenbach getragen wurde und bereits im Jahr 1720 entstand? Täglich wechselnd werden zudem verschiedenste traditionelle Handwerke vorgeführt, vom Sägen in der alten Sägemühle über die Herstellung der traditionellen Bollenhüte bis hin zum Mosten. Fazit: Mit Romantik hatte der Schwarzwälder Alltag früher wenig zu tun. Im Gegenteil: Das Leben in den Schwarzwaldhöfen war hart, kalt, dunkel und rauchig. Ein Besuch des Freilichtmuseums Vogtsbauernhof gehört meiner Meinung nach zum Pflichtprogramm eines Schwarzwaldbesuchs. Wer danach Kohldampf hat, kehrt im Restaurant des Frelichtmuseums “Zum Hofengel” bei Leckereien von Schwarzwälder Kirschtorte über Vesperplatte bis hin zum Rahmgeschnetzelten ein.
- Das Freilichtmuseum Vogtsbauernhof befindet sich in Gutach und ist jedes Jahr von Ende März bis Anfang November täglich von 09:00 – 18:00 Uhr (im August bis 19:00 Uhr) geöffnet. Erwachsene bezahlen 9,- € Eintritt, Kinder bis 5 Jahre sind gratis.
- Extra Tipp: Vom 15. bis 17.12.2017 wird ein Weihnachtsmarkt gehalten auf dem Gelände des Freilichtmuseums.
Eselwanderung, Ziegen-TV und Übernachtung im Backhaus bei Harr – wie damals
Ursprünglich, regional und naturnah. Nach diesem Prinzip bieten Karin und Andreas von “Harr – wie damals” nicht nur Eselswanderungen an, sondern öffnen seit Kurzem auch Übernachtungsgästen die Türen ihres wundervollen Backhauses im schönen Grüntal. Beim Holz hacken, den eigenen Ofen anheizen und in der Sauna mit Ziegen-TV (Blick auf die Ziegenweide) schwitzen vergisst man im Nu den Alltag und konzentriert sich auf das Wesentliche: Den jetzigen Moment, gemeinsam mit dem Reisepartner.
Bereits die Ankunft bei Karin und Andreas fühlt sich an wie Urlaub bei Freunden. Sichtlich erfreut uns zu sehen begrüßt uns Andreas, zusammen mit den Eseln, die bereits erwartungsvoll übers Gatter linsen. Nur kurz nehmen wir unser hübsches Häuschen, welches Andreas ursprünglich als Spielhäuschen für seine Kinder gebaut hat und dank des großen Brotbackofens liebevoll Backhaus genannt wird, in Augenschein. Das sieht wirklich vielversprechend aus!
Über Stock und Stein auf Eselwanderung
Um die Zeit bis zur Dämmerung ideal zu nützen ziehen wir gleich nochmal los. Es geht auf Eselwanderung – ein erstes Mal für uns. Esel anleinen, putzen und los geht’s. Zumindest wenn es nach uns ginge. Unseren beiden Eseln steht der Sinn eher nach Fressen, sodass wir anfangs nur meterweise vorankommen. Nach einer Weile haben wir uns aber aufeinander eingespielt und können die Gesellschaft der Esel und die schöne Landschaft genießen und uns auf das nette Gespräch mit Andreas konzentrieren. Er erzählt, dass die Esel ursprünglich als Haustiere seiner drei Kinder angeschafft wurden und die Geschäftsidee zu den Eselwanderungen erst viel später kam. Diese spielt perfekt auf den derzeitigen Trend zur Rückbesinnung auf die Natur und das Landleben ein. Von der Firma bis zur Familie ist schon jeder einmal mit Andreas auf Eselwanderung gewesen. Er ist der festen Meinung, dass uns im Alltag der Bezug zu Natur und Tieren fehlt. Und tatsächlich merken auch wir die beruhigende Wirkung einer Wanderung an der frischen Luft, bei der uns die Esel immer wieder ins Hier und Jetzt zurückholen, indem sie mal abrupt stehen bleiben oder plötzlich einen Gang schneller einlegen. Ganz so, als würden sie einen wachrütteln wollen. Nachdem uns ein hübscher Baumtunnel in das Tal hineingeführt hat machen wir am glucksenden Bachlauf eine kurze Rast. Wir staunen, als Andreas plötzlich eine kleine Tischplatte, die er mit geübten Griffen an einem Baum, befestigt, 2 Flaschen und Schnapsgläser hervorzaubert. Wir verkosten ein Urlaubssouvenir aus Österreich, einen Ziegen Heu Likör und einen Kaffee Mocca Arabica Likör aus der Region, im Hintergrund grasen die Esel. So kann man es sich gutgehen lassen! Nach einer Weile ziehen wir weiter, durchqueren einen kleinen Zauberwald und kehren pünktlich zur Dämmerung zurück, vom freudigem i-ah der zurückgebliebenen Esel begrüßt.
Ofenknistern und Ziegen-TV
Während die Eselwanderung eindeutig Andreas Steckenpferd ist kümmert sich Karin liebevoll um die Übernachtungsgäste. Mit viel Liebe zum Detail hat sie das “Backhaus” in ein echtes Kleinod verwandelt. Als wir durch die Türe treten erwartet uns eine urgemütliche Stube samt Eckbank, Tisch, Sessel und Ofen. Apropos Ofen: Dieser ist noch nicht an und Anfang Oktober sind die Abende doch schon empfindlich kalt. Unser erster Akt ist daher sogleich das Anheizen des Ofens. Anschließend lassen wir uns von Karin und Andreas herumführen. Neben der Stube liegt eine Küche, im Obergeschoss befindet sich unser gemütliches Nachtlager. Die moderne Toilette ist in einem charmanten separatem Klohäuschen untergebracht. Zudem steht uns der zauberhafte Garten mit überranktem Pavillon, die Warmwasser-Außendusche, die Sauna und der Badezuber zur Verfügung. Auch die beiden Letzteren müssen mithilfe von Holz beheizt werden. Da wir später noch eine Runde saunieren wollen füttert mein Freund als nächstes den Saunaofen. Dann, als unsere Stube beginnt warm zu werden lassen wir uns am Tisch nieder, den Karin total hübsch mit einem Vesper (eigentlich Teil der Eselswanderung) gedeckt hat: Brot, Butter, Käse, Schwarzwälder Schinken und Gemüse warten darauf verzehrt zu werden. Als Durstlöscher dienen hausgemachter Most, Cidre, Apfelsaft und Sprudel. Mjammi!
Nachdem wir ausgiebig gevespert haben, hüllen wir uns in unsere Bademäntel und gehen die paar Schritte zur Sauna. Davor steht bereits eine Schüssel mit Futter für die Ziegen bereit. Hier ist wirklich an alles gedacht! Wir streuen das Futter auf die Weide vor dem Saunawagen und lassen uns in der Sauna nieder. Während wir vor uns hinschwitzen können wir nun die Ziegen beobachten, die sich auf der anderen Seite der Scheibe über die Leckereien hermachen. Ziegen-TV nennt man das. Sehr kreativ! Zwischen den Saunagängen liegen wir im Garten und schauen in die Sterne, die durch das Blätterdach hindurchblitzen. Nach einer abschließenden Dusche (das Bad lassen wir heute aus) kriechen wir rundum entspannt in unser Nachtlager.
- Harr – wie damals befindet sich in Freudenstadt-Grüntal. Eine Übernachtung mit Frühstückskorb (ohne Sauna, Badezuber und Eselwanderung) kostet 165,- € pro Nacht für 2 Personen, jede Folgenacht 140,- €. Die komplette Preisliste findest Du hier.
- Eselwanderungen sind auch separat bei Andreas über diese Webseite buchbar und kosten 22,- € für 2 Personen pro Stunde, jede weitere Person 5,-. Picknick und Vesper auf Anfrage.
TAG 3 | HEIMREISE
Der nächste Morgen beginnt mit der Erkenntnis, dass wir super geschlafen haben. Und, dass der Ofen aus ist. Aber auch für Fälle wie diesen ist vorgesorgt. Es gibt einen elektrischen Heizlüfter bis der Ofen wieder brennt.
Kurze Zeit später erscheint Andreas mit dem Frühstückskorb. Wir sind ganz baff, was alles aus zum Vorschein kommt. Gekochte Eier, Käse, Wurst, selbstgemachte Marmelade, Joghurt mit Früchten, Brötchen, Teewasser, Kaffee und Milch. Alles liebevoll angerichtet und regional.
Sowieso ist Regionalität ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch unseren Aufenthalt bei “Harr – wie damals” zieht. Die Erkenntnis, wie schön die Region doch ist und wieviel Schönes im Kleinen liegt, haben wir bereits bei der Eselwanderung gewonnen. Beim Probieren der regionalen, größtenteils biologischen und teilweise selbstgemachten Leckereien, die uns reichlich aufgetischt werden merken wir wieder einmal, wie wunderbar unverfälscht echte Produkte schmecken.
Fazit
Erfüllt von der Erkenntnis, dass es im Schwarzwald noch immer Menschen gibt, die Traditionen pflegen und somit ein Stück Kulturgut am Leben erhalten; Menschen, die für ihre Region brennen und für die Gastgeber sein nicht nur eine Rolle sondern eine Lebenseinstellung ist machen wir uns auf den Heimweg. Ein großartiges Wochenende liegt hinter uns!
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Offenlegung: Bei dieser Reise wurde ich von Schwarzwald Tourismus unterstützt. Meine Meinung und meine Begeisterung bleiben meine eigene.
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Wie hat Dir mein Wochenende auf den Spuren vom Schwarzwald wie anno dazumal gefallen? Hast Du Lust bekommen, selbst einmal eine der Aktivitäten oder Unterkünfte auszuprobieren? Erzähl es mir in den Kommentaren!
2 Antworten zu “Schwarzwald wie anno dazumal: Zuberbad, Ziegen-TV und das einfache Leben”
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