2Durch dichte grüne Wälder und hügelige Wiesen schlängelt sich unser Auto durch die französischen Ardennen. Von Zeit zu Zeit wird das satte Grün durchbrochen von einem kleinen Dorf, dessen Steinhäuser sich an den Wegesrand schmiegen. Unser Ziel? Das 100-Seelendorf Haulmé oder besser gesagt, dessen Campingplatz. Denn dort befindet sich der Ausgangspunkt für ein unvergessliches Abenteuer: Packrafting in den Ardennen. 

Nachdem ich schon in meiner Jugend leidenschaftlich gerne Kajak gefahren bin und im letzten Jahr sowohl eine Woche mit dem Kanu durch die schwedische Wildnis fahren als auch Packrafting im niederländischen Biesbosch erleben durfte, bin ich auf den Geschmack gekommen und freue mich auf 2 weitere Tage Natur und Wasser, Wandern und Paddeln. Denn genau diese Kombination macht Packrafting so besonders. 

Was ist Packrafting? 

Die ultimative Freiheit, flexibel zwischen Land und Wasser zu wechseln. Aus diesem Wunsch heraus ist Packrafting geboren. Die Grundlage dafür bietet ein ultraleichtes Packraft, eine Mischung aus Schlauchboot und Kanu, welches sich innerhalb von wenigen Minuten aufblasen und nach dem Einsatz auf die Größe eines Rucksacks komprimieren lässt. Dabei zeichnet sich das Packraft nicht nur durch sein geringes Gewicht, sondern auch durch seine Stabilität und Wendigkeit im Wasser aus. Ich bin großer Fan der Boote und dieser Art zu Reisen.  

Was braucht man zum Packrafting? 

Grundsätzlich braucht man für’s Packrafting nicht viel: Ein Packraft, einen großen (circa 70l umfassenden) Rucksack, einen Blasesack und ein Paddel. Zudem sollte man sich mit dem Gewässer, auf dem man Paddeln will, und den Landesvorschriften befassen, in Frankreich ist beispielsweise eine Schwimmweste beim Paddeln vorgeschrieben. 

Der Packraft Trail: Packrafting zum Ausprobieren

Für alle, die Packrafting einmal unverbindlich ausprobieren möchten, ohne direkt ein Packraft kaufen zu müssen, bietet Der Packraft Trail die perfekte Möglichkeit das Abenteuer Packrafting einmal zu testen. Dabei werden nicht nur die Ausrüstung gestellt, sondern Du erhältst auch eine Einweisung, Routen und hast einen Notfallkontakt. Obwohl andere Teilnehmer gleichzeitig mit Dir starten, ist Der Packraft Trail als individuelles Abenteuer ausgelegt.

Folgende Leistungen sind bei Der Packraft Trail enthalten:

• 2 Tage Packrafting an einer von 3 Locations (Biesbosch in den Niederlanden, Ardennen in Frankreich und Obersauer in Luxemburg).
• 1 Übernachtung im Basislager
• 70l Rucksack mit Packraft, Blasesack und Paddel
• Packraft Einweisung durch Ranger inklusive Routen 
• Ranger als Notfallkontakt

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, Equipment für die Zeltübernachtung (Zelt, Matte, Schlafsack und Schlafsackschonbezug) und ein Essenspaket (2x Mittagessen, 1x Abendessen und 1x Frühstück sowie Campingkocher, – topf, Besteck und Teller) zu buchen. 

Ganz neu ist seit kurzem auch eine 7-tägige Packraft-Tour durch Slowenien verfügbar. Allerdings würde ich raten, erst eine 2-tägige Tour auszuprobieren, bevor Du Dich am einwöchigen Packraft Abenteuer versuchst. 

Warum lohnt sich Packrafting in den Ardennen?

Die Landschaften der Ardennen, welche sich über Teile Frankreichs, Belgiens und Luxemburgs erstrecken, sind durch ihre einzigartige Kombination aus dichten Wäldern, sanften Hügeln, malerischen Flusstälern und charmanten Dörfern ein sehr reizvolles Gelände zum Packrafting in den Ardennen. Eines der herausragendsten Merkmale der Ardennen ist ihre unberührte Natur, die Wanderer, Radfahrer, Paddler und Naturliebhaber gleichermaßen begeistert. In den Wäldern und Flüssen tummelt sich eine reiche Tier- und Pflanzenwelt, darunter seltene Arten wie der europäische Luchs und der Schwarzstorch. Neben der Natur bieten historische Städte, Burgen und Schlösser eine malerische Kulisse für Erkundungstouren, falls Du das Packrafting in den Ardennen mit einem längeren Aufenthalt verbinden möchtest. 

Erfahrungsbericht Packrafting in den Ardennen

Eingebettet in das satte Grün der Ardennen und gelegen am Fluss Semois bietet das Dörfchen Haulmé die perfekten Bedingungen für unser Vorhaben in den nächsten beiden Tagen: Die Umgebung wandernd und paddelnd zu erkunden. Dies mithilfe eines Packrafts, eines ultraleichten Paddelboots, welches in einen Rucksack passt und so auf den Wanderetappen einfach mitgenommen werden kann. 

Für mich ist es bereits mein zweites Mal Packrafting. Im vergangenen Jahr durfte ich das Mikroabenteuer Packrafting bereits im niederländischen Biesbosch ausprobieren. Während das Erlebnis an sich dieses Mal dasselbe ist, könnte die Umgebung nicht unterschiedlicher sein. Das flache, von Feuchtwiesen und Sumpfwäldern durchzogene Gebiet des Biesbosch Nationalparks ohne jegliche Strömung ist das absolute Gegenteil der dicht bewaldeten, hügeligen Ardennen, durch die sich die Semois ihren Weg bahnt. 

Da das Abenteuer Packrafting in den Ardennen bereits früh morgens beginnt und unsere Blogger-Reisegruppe bestehend aus Sarah (Itchy Feet), Julia (Bezirzt) und Nicole (Passenger X) aus allen Ecken Deutschlands bzw. den Niederlanden (ich) anreisen muss, machen wir Gebrauch von der Möglichkeit, bereits am Vorabend anzureisen und eine zusätzliche Nacht im Basislager zu verbringen. 

Dieses befindet sich in der hinteren Ecke des weitläufigen Campingplatzes Domaine d’Haulmé, welcher direkt am Ufer des Flusses Semois liegt. Als wir dank Feierabendstau in der Abenddämmerung ankommen, werden wir von einem einladenden Lagerfeuer empfangen, um das es sich die anderen Teilnehmer bereits gemütlich gemacht haben. Neben dem Lagerfeuer steht ein großes, offenes Gemeinschaftszelt mit Sitzmöglichkeiten, Kühlschrank und Ladestation für elektrische Geräte. Auf der Wiese daneben stehen bereits einige Zelte. Ob Du Dein Zelt, Schlafsack und Matte selbst mitbringst oder nicht, ist Dir selbst überlassen. Du kannst diese auch gegen einen geringen Aufpreis bei der Buchung hinzubuchen. Wir nutzen diesen Service und richten uns in unseren Zelten ein, bevor wir uns nach einer warmen Dusche müde von der Anreise in unsere Schlafsäcke kuscheln. 

 

Tag 1 | Packrafting in den Ardennen

Als wir am nächsten Morgen etwas verschlafen unsere Zelte öffnen, erwartet uns ein morgendlicher Dunst und wir staunen, in welch toller Kulisse wir gelandet sind. Der Campingplatz befindet sich im Tal und wird zu beiden Seiten von hoch aufragendem Wald flankiert. Am gegenüberliegenden Flussufer der träge fließenden Semois blitzt stellenweise der nackte Fels hindurch. Schön hier! 

Nach dem Frühstück, bei dem wir köstliche Baguettes, Croissants und Pains au Chocolat (es lebe Frankreich!) mit Kaffee und Saft genießen, ist es Zeit für die Einweisung. Als Deutsche erhalten wir diese auf Englisch, zudem wird eine Einweisung auf Niederländisch und Französisch gegeben. Während wir die Route besprechen und erklärt bekommen, wie man ein Packraft auf- und abbaut, zieht sich der Himmel immer weiter zu. Etwas misstrauisch versammeln wir unsere Packraft-Ausrüstung, unser Essenpaket samt Gaskocher und legen unsere Regenkleidung in Griffweite. Pünktlich zu unserem Abmarsch öffnen sich die Himmelsschleusen und manch einer von uns hat schon nasse Füße, bevor wir den Campingplatz überhaupt verlassen.

Der erste Teil der heutigen Route besteht aus einer 8 km Wanderung oberhalb des Flusses, bevor wir aufs Packraft umsteigen und stromabwärts zum Camp zurückkehren. So der Plan. Trotz des strömenden Regens, sind wir bester Laune und machen in Haulmé einen ausführlichen Fotostopp. Die Steinhäuser mit den bunten Fensterläden sind einfach zu entzückend. Anschließend tauchen wir in den Wald ein und das Abenteuer beginnt. Zwar lässt der Regen nach einiger Zeit nach, aber da es auch in den vergangenen Tagen bereits geregnet hat, ist es ordentlich rutschig und der große Rucksack auf dem Rücken bringt einen leichter aus dem Gleichgewicht. Mit vereinten Kräften und Teamwork schaffen wir es aber ohne jegliche Sturzpartien zum nächsten Ort, in dem wir eigentlich ins Packraft wechseln sollten. 

Die Betonung liegt auf eigentlich, denn kurz vor dem Ortseingang, öffnet der Himmel erneut seine Schleusen und alles, was zu diesem Zeitpunkt noch nicht nass ist, ist innerhalb von weniger Minuten komplett durchnässt. Zitternd finden wir unter einem Vordach Unterschlupf, unter das sich bereits zwei andere Packrafterinnen vor dem Regen geflüchtet haben. Der Regen lässt erstmal nicht nach und wir kühlen zunehmend ab. Nachdem wir auch noch Donnergrollen vernehmen und wärmende Unterschlupfmöglichkeiten (im Ort gibt es ein Café, welches aber leider geschlossen hat) überprüft haben, fällen wir die Entscheidung, für heute abzubrechen. Gewitter auf dem Wasser ist lebensgefährlich und je länger wir warten, desto mehr riskieren wir eine dicke Erkältung. Nicole schafft es, einen netten älteren Franzosen anzuhalten, der sich bereiterklärt, mich – pudelnass – mit zum Campingplatz zu nehmen. Er erzählt mir, dass der Regen der letzten Tage für die Region ein Segen ist, da es die letzten 3 Monate keinen Tropfen geregnet hat. Generell teile ich seine Meinung, hätte mir aber für heute etwas weniger Nass von oben erhofft. 

Zurück beim Camp schnappe ich mir mein Auto und hole Nicole, Sarah und Julia sowie die beiden niederländischen Packrafterinnen ab. Die Niederländerinnen fahren noch einmal zurück um andere Packrafter aufzusammeln. Schön, wie sich in so einer Situation alle gegenseitig unter die Arme greifen. Nach einer wärmenden Dusche, beschließen wir den Abend im Restaurant beim Campingplatz zu verbringen. Obwohl die Karte sehr klein ist, werden wir alle fündig und stoßen auf einen abenteuerlichen ersten Packraft-Tag an. Anschließend kehren wir zurück zum Camp, wo wir die durchnässten Schuhe am Lagerfeuer trocknen. Die Stimmung ist gut und die Erlebnisse des Tages sorgen für Gesprächsstoff am Lagerfeuer. 

Tag 2  |  Packrafting in den Ardennen

Der nächste Tag beginnt stimmungsvollem Nebel, der alsbald vom gleißenden Sonnenschein vertrieben wird. Der einzige Überbleibsel des Weltuntergangswetters des vergangenen Tages sind unsere noch klammen Klamotten und nassen Schuhe, die wir in der Morgensonne zum Trocknen aufhängen. 

Erstmal Kaffee, Tee und französische Frühstücksleckereien, dann besprechen wir die heutige Route, packen unsere Rucksäcke und blasen mit dem dazugehörigen Blasesack innerhalb von wenigen Minuten unsere Packrafts auf. Die heutige Etappe beginnt nämlich mit Paddeln. 

Und das ist bei der leichten Strömung und vereinzelten kleinen Strömungen ein riesiger Spaß! Die Sonne lacht vom Himmel während die Landschaft langsam an uns vorbeigleitet und wir genießen die Fahrt in vollen Zügen. Nachdem wir eine Weile unterwegs waren, fangen unsere Mägen an zu knurren. Also ziehen wir die Boote kurzerhand an Land und entzünden auf einer Picknickbänke unsere Gaskocher. Als das Wasser kocht, bereiten wir unsere im Essenpaket enthaltenen Tütenmahlzeiten zu – heute gibt es Pasta ai Funghi. Ich liebe diese Flexibilität, in Nullkommanix von Land auf Wasser zu wechseln. 

Nach dem Essen faulenzen wir noch einen Moment in der Sonne, dann machen wir uns ans Zusammenpacken unserer Packrafts. Der Rückweg zu Fuß führt äußerst abwechslungsreich zwischen Dörfern, Wald und Feldern hindurch. Am Shop des Campingplatzes angekommen, belohnen wir uns mit einem kühlen Eis für unser Erlebnis. Ein letztes Mal packen wir unsere Rucksäcke aus und verstauen alles wieder in den Vorratszelten. Was für ein tolles Abenteuer!

 

Fazit Packrafting in den Ardennen

Der Packraft Trail ist kein “walk in the park” wie ich zu sagen pflegte. Auf gut Deutsch: Es ist herausfordernd und anstrengend aber trotzdem durchaus für jeden mit einer guten Grundkondition machbar. Ich persönlich liebe es ja, mich körperlich auszupowern und am Ende des Abends zu spüren, was ich gemacht habe. Auch solltest Du für den Preis keinen 5-Sterne-Luxus erwarten. Der Standard ist gut aber eher basic. Du solltest kein Problem mit Zelten, geteilten Toiletten und Duschen und dem ein oder anderen Tierchen haben. Für mich war das Ganze ein Abenteuer ganz nach meinem Sinn, auch beim zweiten Mal. 

 

 

Vielen Dank an Der Packraft Trail für die Einladung zu dieser Recherchereise. Meine Meinung und meine Begeisterung bleiben meine eigene.

Konnte ich Dir etwas Lust aufs Packrafting in den Ardennen machen? Oder hast Du es in der Vergangenheit bereits ausprobiert? Erzähl es mir in den Kommentaren! 

Weiterlesen: Mein Beitrag über unser Packrafting-Abenteuer im Biesbosch Lust auf mehr Abenteuer dieser Art? Travelbase, der Veranstalter hinter Der Packraft Trail bietet auch einen einwöchigen Kanu Trip in Schweden an. Alles darüber liest Du in meinem Artikel: „Der Kanu Trip in Schweden – das ultimative Wildnis-Abenteuer„ Meine Bloggerkollegin Nicole hat den Süden Frankreichs mit dem Rad unsicher gemacht. Die liebe Sarah hat tolle Wandertipps für die Azoren-Insel Flores. Julia ist einen Abschnitt des Thames Path in Großbrittannien von Oxford nach Wallingford gewandert.