Wenn uns 2020 etwas gelehrt hat, dann auf jeden Fall, dass das Gute manchmal ziemlich nahe liegt. Aufgewachsen im süddeutschen Tübingen, habe ich in der Vergangenheit schon oft die Schwäbische Alb besucht. Schließlich liegt diese nur einen Steinwurf entfernt. Doch es dauerte bis zum Corona-Jahr 2020, bis ich endlich einmal die Traufgänge bewanderte.
Inhalt
Traufgänge Schwäbische Alb
Traufgänge? Das ist die Bezeichnung der zehn Premium-Rundwanderwege rund um Albstadt, welche die Hochebenen und Täler rund um den Albtrauf erschließen. Der Albtrauf, Namensgeber der Traufgänge, ist die schroffe Abbruchkante der Schwäbischen Alb. Dabei handelt es sich um eine über Jahrmillionen entstandene spektakuläre Karstlandschaft, welche heutzutage von schattigen Buchenwäldern, blühenden Wiesen und struppigen Wacholderheideflächen durchzogen ist. Durch den steil abfallenden Trauf bieten sich vielerorts fantastische Panoramablicke bis weit ins Albvorland. Kurz gesagt: Ein Traum von einem Wandergebiet.
Zu den zehn Premiumwanderwegen mit einer Länge von 4 bis 17 km zählen sieben Traufgänge, zwei Winterwanderwege und ein Familienwanderweg, liebevoll “Traufgängerle” genannt. Gemeinsam bieten Sie ganzjährig ein vielseitiges Wandervergnügen für jeden Wandertyp und jedes Fitnesslevel. Eine abwechslungsreiche Streckenführung und fantastische Weitblicke sind auf allen Wanderwegen garantiert. Abkürzungen sind oft möglich und die längeren Wanderungen lassen sich in zwei kürzere Wanderungen aufteilen.
Übersicht der Traufgänge
Eine Übersicht aller Traufgänge Schwäbische Alb findest Du hier:
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- Traufgang Felsenmeersteig 16,8 km, Schwierigkeit: schwer, Höhenmeter: 723 m, Gehzeit: ca. 6 h, Start/Ziel: Wanderparkplatz Ortseingang Albstadt-Burgfelden. Tour ist in 2 Wanderungen aufteilbar.
- Traufgang Zollernburg-Panorama 15,6 km, Schwierigkeit: mittel, Höhenmeter: 412 m, Gehzeit: ca. 6 h, Start/Ziel: Parkplatz Stich in Albstadt-Onstmettingen an der L360. Tour ist in 2 Wanderungen aufteilbar.
- Traufgang Schlossfelsenpfad 14,9 km, Schwierigkeit: mittel, Höhenmeter: 481 m, Gehzeit: ca. 5,5 h, Start/Ziel: Waldheim in Albstadt-Ebingen. Tour ist in 2 Wanderungen aufteilbar.
- Traufgang Wiesenrunde 10,6 km, Schwierigkeit: mittel, Höhenmeter: 303 m, Gehzeit: ca. 3,5 h, Start/Ziel: Wanderparkplatz Zitterhof in Albstadt-Pfeffingen
- Traufgang Ochsenbergtour 10 km, Schwierigkeit: mittel, Höhenmeter: 373 m, Gehzeit: ca. 3,5 h, Start/Ziel: Parkplatz Kälberwiese in Albstadt-Ebingen
- Traufgang Wacholderhöhe 9,3 km, Schwierigkeit: einfach, Höhenmeter: 296 m, Gehzeit: ca. 3 h, Start/Ziel: Schützenhaus in Albstadt-Tailfingen
- Traufgang Hossinger Leiter 8,7 km, Schwierigkeit: mittel, Höhenmeter: 458 m, Gehzeit: ca. 3,5 h, Start/Ziel: Parkplatz Traufganghütte Brunnental in Albstadt-Laufen
- Traufgängerle Hexenküche 4,1 km, Schwierigkeit: mittel, Höhenmeter: 129 m, Gehzeit: 1,5 h, Start/Ziel: Parkplatz Waldheim in Albstadt-Ebingen
- Premium-Winterwanderweg Schneewalzer, 5,2 km, Schwierigkeit: einfach, Höhenmeter: 100 m, Gehzeit: 2 h, Start/Ziel: Parkplatz Heersberg Albstadt-Burgfelden
- Premium-Winterwanderweg Wintermärchen, 7,3 km, Schwierigkeit: mittel, Höhenmeter: 170 m, Gehzeit: 2,5 h, Start/Ziel: Parkplatz Stocken Albstadt-Onstmettingen
Wenn Du dir gerne die Broschüre mit allen Traufgängen runterladen oder schicken lassen möchtest, dann kannst Du das auf dieser Webseite tun.
Traufgänge Stempelpass
Toller Anreiz für Vielwanderer und Kinder: Zur Feier des 10-jährigen Bestehens der Traufgänge wurde im Mai 2020 der Traufgänge Stempelpass eingeführt. Auf den 8 Sommer-Wanderwegen befinden sich insgesamt 10 Stempelstationen, bei denen man sich einen Stempel abholen kann. Ein voller Stempelpass kann an der Tourist-Information Albstadt gegen eine Traufgänge-Überraschung eingelöst werden.
Den Traufgänge Stempelpass gibt es in der Tourist-Information Albstadt, bei allen Traufgänge Gastgebern, beim Biergarten am Waldheim, bei der Höhengaststätte Fohlenweide, bei der Höhengaststätte Ochsenhaus. Zudem steht er auf dieser Webseite zum Download oder zur Bestellung bereit.
Traufgänge Gastgeber
Wandern und anschließend Einkehren. Die wohl beste Kombination. Genau das dachten sich auch neun Gastronomen in der Premiumwanderregion Albstadt, die sich guter, regionaler und saisonaler Küche verschrieben und sich als Traufgänge Gastgeber zusammengeschlossen haben. Alle Traufgänge Gastgeber sind auch “Schmeck den Süden”-Betriebe und “Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland”. Letzteres bedeutet, dass die Betriebe besonders auf Wandergäste und ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. Ein besonders tolles Beispiel ist das erste LOWA Testcenter Baden-Württembergs im Höhengasthof Wanderheim Nägelehaus, in dem Wandergäste kostenlos LOWA Wanderschuhe ausleihen und testen können.
Alle Traufgänge Gastgeber auf einen Blick:
- Brauhaus Zollernalb, Bahnhof 4, Albstadt-Ebingen
- Hotel Gasthof zum Süssen Grund, Bitzer Berg 1, Albstadt-Ebingen (am Traufgang Schlossfelsenpfad)
- Höhengasthof Fohlenweide, Fohlenweide 1, Albstadt (am Traufgang Schlossfelsenpfad)
- Café Früholz, Sonnenstraße 46, Albstadt-Ebingen (am Traufgang Ochsenbergtour)
- Gasthof Linde, Untere Vorstadt 1, Albstadt-Ebingen (in der Nähe der Traufgänge Ochsenbergtour, Schlossfelsenpfad und Hexenküche)
- Berghotel Zollersteighof, Zollersteighof 2, Albstadt-Onstmettingen (am Traufgang Zollernburgpanorama)
- Höhengasthof Wanderheim Nägelehaus, Raichberg 1, Albstadt-Onstmettingen (am Traufgang Zollernburgpanorama)
- Traufganghütte Brunnental, Raiten 1, Albstadt-Laufen (am Traufgang Hossinger Leiter)
- Krone, Laufenerstr 19, Albstadt-Lautlingen (beim Traufgang Felsenmeersteig)
Erfahrungsbericht Traufgänge
Das Wochenende Mitte Oktober, an dem wir die Traufgänge wandern wollten war – was die Herbstfärbung der Wälder betrifft – ideal. Lediglich das Wetter machte sich wenig aus unserem Wandervorhaben und zeigte uns in den zwei Tagen vor Ort seine ganze Palette an Können. Mit der Konsequenz, dass uns einige Aussichten verwehrt blieben, wir uns aber dafür die Wanderwege nur mit wenig Menschen teilen mussten. Und das, was wir sahen und erlebten, war atemberaubend schön. Aber lies selbst.
Traufgang Hossinger Leiter
Wenn eine Wanderung bereits mit der Aussicht auf eine zünftige Einkehr beginnt, dann kann sie nur gut werden. Genau das ist der Fall beim Traufgang Hossinger Leiter, der an der urigen Traufganghütte Brunnental – einem der Traufgänge Gastgeber – beginnt.
Und das ist noch nicht alles. Der Traufgang Hossinger Leiter ist nicht einfach nur eine Wanderung sondern eine, die historischen Wegen folgt. Denn die Hossinger Leiter war lange Zeit die Abkürzung zwischen Hossingen und Lautlingen, auf der die Einwohner Hossingens täglich 250 Höhenmeter und 2 Holzleitern überwinden mussten, um zu ihren Arbeitsplätzen im Tal oder zum Bahnhof zu gelangen. Und das zu jeder Jahreszeit.
Um zumindest einen kleinen Eindruck der Beschwerlichkeit dieses Unterfangens zu erhalten, schlagen wir den Traufgang im Uhrzeigersinn in Richtung Brunnental ein, um die Hossinger Leiter von unten zu besteigen. Wir folgen der Beschilderung, welche uns über einen Forstweg entlang des fröhlich glucksenden Lauterbachs durch den bunten, wolkenverhangenen Herbstwald führt, bis nach einer Weile ein kleiner Pfad abzweigt.
Der Einstieg zur Hossinger Leiter. Über Wurzeln und Herbstlaub bahnen wir uns unseren Weg stetig nach oben bis eine imposante Felswand vor uns auftaucht. Nur noch wenige Schritte, dann erreichen wir den Namensgeber dieses Traufgangs: Die Hossinger Leiter. Zwei Eisenkonstruktionen, die eine an die Felswand geschmiegt, die andere über eine kleine Schlucht führend. Diese ersetzen heute die Holzleitern, die bis 1900 hier standen. Unglaublich, welche Strecke und Strapazen die Hossinger jeden Tag auf sich nehmen mussten.
Nachdem wir eine Rast- und Grillhütte passiert haben, steigen wir den verwurzelten und mit Steinstufen bestückten Pfad weiter hinauf, bevor wir das mystisch nebelverhangene Hochplateau und den geschichtsträchtigen Kübelehansfels erreichen. Abhängig von der Jahreszeit sind hier auch seltene Orchideen, Küchenschelle, gelber Enzian und blutroter Storchschnabel zu entdecken. Bei unserem Besuch im Herbst schillern die Bäume in den schönsten Farben.
Im weiteren Verlauf der Wanderung tun sich immer wieder Aussichtspunkte auf, deren Ausblick uns wetterbedingt leider nur selten gegönnt ist. Ein weiteres Highlight ist der 913 m hohe Gräbelesberg, auf der noch heute Reste einer keltischen Wallanlage aus der Hallstattzeit und Befestigungsanlagen aus dem Mittelalter zu finden sind. Dies macht ihn zu einem der eindrucksvollsten archäologischen Denkmäler der Südwestalb.
Besonders sehenswert ist die Höhle mit großem Loch in der Mitte, deren versteckter Zugang an der Bergkante ein Hinabsteigen durch das Loch (wie es meine Schwester getan hat) unnötig macht. Auch geizt der Gräbelesberg nicht mit Aussichtspunkten. Leider entziehen sich die meisten davon unserem Blick durch die dicke Wolkendecke. Nach unserer Runde auf dem Gräbelesberg erfolgt der steile, steinige Abstieg ins Eyachtal bevor wir über Forstwege wieder den Ausgangspunkt unser Wanderung erreichen. Und natürlich die verdiente Portion Käsespätzle mit Salat. Lecker!
Fazit: Eine wirklich tolle, kurzweilige Wanderung mit zahlreichen Aussichtspunkten. Empfehlung: Bei klarerem Wetter als wir es hatten wandern.
Tipps für den Traufgang Hossinger Leiter
- Eckdaten der Wanderung: 8,7 km Länge, 458 Höhenmeter, Dauer: 3,5 Stunden, Schwierigkeit: mittel
- Start- und Endpunkt der Wanderung: Parkplatz der Traufganghütte Brunnental, Raiten 1, 72459 Albstadt-Laufen
- Einkehrmöglichkeit: Traufganghütte Brunnental
- Grillmöglichkeit: Überhalb der Hossinger Leiter gibt es eine Holzhütte mit Grillplatz
Traufgang Zollernburgpanorama
Eines vorneweg: Der Traufgang Zollernburgpanorama hält definitiv, was der Name verspricht. Panorama zuhauf, mit dem Blick auf die bekannte Burg Hohenzollern, Stammburg der Hohenzollern, als Sahnehäubchen obendrauf.
Aufgrund der bereits fortgeschrittenen Stunde nach unserer Wanderung auf dem Traufgang Hossinger Leiter entschließen wir uns, lediglich die Hälfte des Traufgangs Zollernburgpanoramas zu wandern. Wir starten am alternativen Startpunkt, dem Berghotel Zollersteighof und wandern in Richtung des 956 m hohen Raichbergs. Am Raichberg-Turm legen wir noch einmal 22 m Höhenmeter drauf und knacken beinahe die 1000-Meter-Marke. Von oben bietet sich uns ein toller Rundumblick. Wenige Schritte weiter liegt bereits die nächste Einkehrmöglichkeit, beim Wanderheim Nägelehaus.
Weiter geht unsere Wanderung kreuz und quer über die Albhochfläche, die mit ihren sanften Hügeln, den Wacholderheiden und den Waldsäumen einen extremen Kontrast zum schroffen, wilden Albtrauf bildet. Ein nachgebauter Kohlenmeiler erinnert an die Kohlenbrennerei, welche auf der Zollernalb einst sehr verbreitet war.
Nachdem wir die Weite der Hochfläche ausgiebig genossen haben, treten wir in den Wald, der den Albtrauf säumt und stehen wenig später am ersten Aussichtspunkt, dem senkrecht abfallenden Kohlwinkelfelsen. Und siehe da, unerwarteterweise tut sich die dichte Wolkenwand auf und wir erhaschen einen kurzen Blick auf die scheinbar endlose, herbstlich bunt gefärbte Weite unter uns im Tal. Die Wolken setzen der sowieso spektakuläres Aussicht noch einen drauf. Über wurzeldurchzogene oder steinige Pfade schlängeln wir uns nun entlang des Albtraufs.
Der nächste Aussichtspunkt, der Hangenden Stein bietet nicht nur faszinierende Ausblicke sondern ist zudem ein beliebtes Fotomotiv. An diesem feuchten Samstagabend im Oktober haben wir den Felsen ganz für uns alleine. Da die Dämmerung schneller als erwartet über uns hereinbricht ziehen wir rasch weiter und halten am Backofenfels nur kurz inne, um den fantastischen Anblick der Burg Hohenzollern in der Ferne zu genießen. Unser Ziel, das Zeller Horn scheint in greifbarer Nähe. Doch der vom Regen glitschige Untergrund und das Dämmerlicht zwingen uns zu Vorsicht und Langsamkeit. Die letzten Meter zum Zeller Horn rennen wir auf dem breiten Wirtschaftsweg. Trotzdem ist uns lediglich ein kurzer Blick auf die Zollernburg gegönnt, bevor diese hinter einer dichten Wolkenwand verschwindet. Und auch nicht mehr auftaucht.
Da uns an diesem Tag aufgrund von Dunkelheit und Wolken leider kein Blick vom Zeller Horn auf die Burg Hohenzollern gegönnt war, zeige ich Dir hier ein Foto von einem früheren Besuch. Traumhaft, oder?
Fazit: Eine wirklich spektakuläre Wanderung, teils über breitere Forstwege über die Hochebene, teils über schmale, verwurzelte Wege entlang des Traufs. In Teilen sogar mit Kinderwagen zu bewältigen. Wenn Du nur die Hälfte der Wanderung gehst, solltest Du sicherstellen, trotzdem das Zeller Horn anzusteuern. Du wirst es nicht bereuen. Besonders schön ist es dort natürlich bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang.
Tipps für den Traufgang Zollernburgpanorama
- Eckdaten der Wanderung: 15,6 km Länge, 412 Höhenmeter, Dauer: 6 Stunden, Schwierigkeit: mittel, In 2 Wanderungen unterteilbar
- Start- und Endpunkt der Wanderung: Parkplatz Stich Richtung Albtrauf
- Einkehrmöglichkeit: Wanderheim Nägelehaus und Berghotel Zollersteighof
- Grillmöglichkeit: Beim Nägelehaus und in der Nähe des Parplatz Langer Weg
- Sonnenuntergangstipp: Zeller Horn oder Hangender Stein
Traufgang Felsenmeersteig
Als die Königstour unter den Traufgängen wird der Traufgang Felsenmeersteig bezeichnet mit Schwierigkeitsniveau schwer. Dementsprechend gespannt gehen wir die knapp 16 km lange Wanderung an, von der wir eine Hälfte wandern werden.
Von unserem Parkplatz am Ortsrand von Albstadt Burgfelden schlagen wir den Weg durch das Dorf ein, vorbei an Fachwerkhäusern, der romanischen St. Michaels Kirche aus dem 11. Jahrhundert und dem farbenfrohen Dorfbrunnen. Nachdem wir die letzten Häuser hinter uns gelassen haben, wandern wir über die Hochebene zur Traufkante, deren Verlauf wir einer Zeit lang folgen. Immer wieder erhaschen wir einen tollen Blick auf das Tal, welches teilweise noch im Morgennebel versunken ist.
Der erste Anstieg führt uns – vorbei an einem Abenteuerspielplatz mit Grillstelle – auf den 964 m hohen Heersberg. Hier genießen wir den Ausblick über die Albhochfläche mit Wacholderheide und Magerwiesen. Im Frühjahr und Sommer bildet sich hier ein bunter Blütenteppich aus Wiesensalbei, Margeriten, Glockenblumen, Taubenkropf, Leinkraut, Klappertopf, Kartäusenelken und Orchideen. Jetzt im Herbst entdecken wir Wacholderbeeren, Hagebutten und Silberdisteln.
Anstatt der eigentlichen Route weiter zu folgen wählen wir hier die Abkürzung und steigen durch den dichten Buchenwald hinab zum (etwas versteckten) Zugang zum Felsenmeer. Beim Namensgeber der Wanderung handelt es sich um riesige, meterhohe Felsformationen, welche wie aus dem Nichts mitten im Wald aufzutauchen scheinen. Das Zusammenspiel von Wasser, Kälte und Hitze (Erosion) hat über Jahrtausende dafür gesorgt, dass das Juragestein an dieser Stelle immer weiter abgetragen wurde und zum heutigen Felsenmeer verwitterte. Ein wunderbar mystischer Ort zum Entdecken, Klettern und Fotografieren.
Wer anschließend der offiziellen Wanderroute folgt, steigt durch das Felsenmeer steil hinab. Eine herausfordernde Stelle, welche vor allem bei nassem, regnerischen Wetter stellenweise mit äußerster Vorsicht begangen werden sollte. Wer wie wir der Abkürzung folgt, dem würde ich empfehlen, das Felsenmeer anzuschauen und durch den gleichen Zugang wieder zu verlassen. So umgeht man den Abstieg mit seinen Schlitter- und Schlammpartien.
Nachdem wir das Felsenmeer hinter uns gelassen haben, folgen wir eine ganze Weile lang breiten Forstwegen durch den Herbstwald. Langsam lichtet sich der Nebel und gibt immer mehr Blicke auf die weitere Umgebung frei. Und wie schön diese ist! Als wir uns der Schalksburg nähern, wartet der nächste Aufstieg und der Forstweg wird zum schmalen Wanderpfad.
Von der ehemaligen Schalksburg, der Burg der Herren von Zollern-Schalksburg, ist nach ihrem Abbruch 1557 außer einigen Mauerüberresten wenig erhalten geblieben. Von 1957 bis 1959 wurde der ehemalige Bergfried als (gratis zugänglicher) Aussichtsturm wieder aufgebaut. Von dort aus hat man einen weiten Blick auf den Albtrauf, über den Wald und ins Tal. Am Fuße des Bergfrieds lädt eine Feuerstelle und Bänke zum Pause machen ein. Tipp: Ein Rundgang über das ehemalige Gelände der Schalksburg wird mit tollen – diesmal für uns sichtbaren – Weitsichten belohnt.
Nach einem heißen Tee auf dem Bergfried und einer ausführlichen Erkundung der Schalksburg führt unsere Wanderung wieder bergab in das Wannental, einer Einbuchtung im Albtrauf. Den kleinen Umweg zu den drei 150 Jahre alten Mammutbäumen lassen wir aus und werfen wenig später den ersten Blick auf den 922 m hohen Böllat, unser Endziel. Und sieh da, das erste Stück blauer Himmel auf den Traufgängen! Mit der Hoffnung auf ein spektakuläres Aussichtsfinale bezwingen wir den letzten Aufstieg und stehen wenig später am Böllat. Beim beinahe ungetrübten Panoramablick über die Höhen der Alb bis hin zum Schwarzwald und den Vogesen fehlen uns die Worte. Eine echte Postkartenaussicht zum Abschluss!
Fazit: Beim Traufgang Felsenmeersteig ist eine gute Grundkondition gefragt, es geht nämlich ganz schön hoch und runter. Dies bedeutet aber auch viel Abwechslung durch tolle Aussichtspunkte, das mystische Felsenmeer und die historische Schalksburg auf einer Route. Eine große Empfehlung!
Tipps für den Traufgang Felsenmeersteig
- Eckdaten der Wanderung: 16,8 km Länge, 723 Höhenmeter, Dauer: 6 Stunden, Schwierigkeit: schwer, In 2 Wanderungen unterteilbar
- Start- und Endpunkt der Wanderung: Wanderparkplatz Ortseinfahrt Albstadt-Burgfelden
- Einkehrmöglichkeit: Berg-Café in Albstadt-Burgfelden
- Grillmöglichkeit: Beim Spielplatz Burgfelden und bei der Schalksburg (am Bergfried)
- Sonnenuntergangstipp: Böllat
Fazit der Traufgänge
Die Traufgänge Schwäbische Alb halten definitiv, was ihr Name verspricht. Wunderschöne Wanderungen entlang des Albtraufs mit geschichtsträchtigen Orten und einem Panorama, das seinesgleichen sucht. Auch den Herbst kann ich als Jahreszeit für die Traufgänge Schwäbische Alb wärmstens empfehlen. Da kommt echtes Indian Summer-Feeling auf. Ich würde bei meinem nächsten Besuch nur ein Wochenende mit klarerem Wetter wählen, sodass ich die spektakulären Aussichten auch tatsächlich (komplett) sehen kann.
Ein großes Lob geht an die durchgängige, eindeutige Beschilderung der Routen. Eine Wanderkarte oder -app ist hier überflüssig. Auch die Vielzahl an Picknickbänken und Grillstellen finde ich super, schließlich ist eine Wanderung ohne ein echtes Vesper (so der Name der schwäbischen Brotzeit) beinahe undenkbar. Im Sommer ist die Mitnahme von Grillsachen daher auch sehr zu empfehlen.
Was die Ausrüstung betrifft empfehle ich dringend festes Schuhwerk und – insbesondere nach/ bei Regen – Wanderstöcke. Bei nassem Wetter und besonders nach langen Regenphasen sind Teile der Strecke extrem matschig und rutschig, vor allem beim Auf/Abstieg ins Felsenmeer.
Kurzum: Die Traufgänge Schwäbische Alb sind ein echter Genuss. Sowohl, was das Wandererlebnis mit vielfältiger Natur, historischen Highlights und traumhaften Panoramablicken betrifft als auch die kulinarische Stärkung danach. Eine große Empfehlung! Ich komme definitiv wieder für die restlichen Traufgänge!
Übernachten bei den Traufgängen Schwäbische Alb: Josis Klause
Wie Kaffeetrinken bei Freunden, so fühlt sich die Atmosphäre in Josis Klause Café in Albstadt an. Klein, gemütlich, persönlich. Und wer gerne bei Freunden übernachten will, der bucht sich in eines der vier liebevoll renovierten Zimmer ein.
Denn Josis Klause befindet sich in einem der ältesten Gebäude Albstadts, in der ehemaligen städtischen Klause aus dem Jahr 1427. Bis 1608 lebten hier fromme Schwestern, welche dank ihres uneigennützigen und untadeligen Lebenswandels hoch angesehen waren. Anschließend wurde das Gebäude auf verschiedenste Weise genutzt, zuletzt als Kirchenwirt (es befindet sich direkt neben der Kirche) und als Schreibmaschinenladen.
Nicht nur der Name des Cafés mit Pension “Josis Klause” soll an die Geschichte des Hauses erinnern (“Josi” ist der Spitzname der Besitzerin Josefa Knupe). Die vier Pensionszimmer sind nach überlieferten Namen der Schwestern benannt: Margarethe, Agnes, Catharina und Ursula. Bei der Renovierung wurde besonderen Fokus auf die Erhaltung der alten Balken, Böden und Türen gelegt und diese mit neuen, modernen Möbeln kombiniert. Eine mehr als gelungene Mischung!
Bei Josis Klause kann man sich einfach nur wohlfühlen. Vom breiten Sortiment des Cafés haben wir leider lediglich die selbstgemachten Kuchen und das Frühstück genossen aber diese machten eindeutig Lust auf mehr. Wenn Du in Albstadt bist, statte dann Josis Klause einen Besuch ab. Egal, ob als Café- oder Übernachtungsgast.
Josis Klause, Kirchengraben 2 in Albstadt. Öffnungszeiten Café: Mittwoch bis Montag, unter der Woche ab 11:00 und am Wochenende ab 09:00 Uhr.
Wären die Traufgänge Schwäbische Alb auch etwas für Dich? Oder kennst Du ähnlich schöne Wanderungen in Deutschland? Erzähl es mir!
Vielen Dank an den Albstadt Tourismus für die Einladung zu dieser Recherchereise. Meine Meinung und meine Begeisterung bleiben meine eigene.
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