“Schatz, ich muss mal wieder in die Berge!” So in etwa begann vor etwa 2 Monaten die Reiseplanung für unseren Trip nach Südtirol. Als geborene Schwäbin, aufgewachsen in unmittelbarer Nähe der Schwäbischen Alb, bekomme ich in Holland von Zeit zu Zeit den Flachlandkoller und muss raus – die Berge sehen. Ursprünglich sollte es Rumänien sein, doch dies wurde das aufgrund von blöden Flugzeiten erstmal noch aufgeschoben.
“Wo ist es schön im Herbst?” fragte ich mich daraufhin. Die Antwort fand ich alsbald mit Südtirol. Weinberge, urige Dörfchen, ein kulinarischer Mix aus Italien und Österreich, einfache Anreise und gerade im Herbst eine Vielzahl von kulturellen Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Almabtrieb und Törggelen. Und natürlich, nicht zu vergessen: die Berge!
Schnell war die Entscheidung getroffen, ein Schlachtplan ausgearbeitet, der liebe Holländer-Freund mit ein paar Bildchen vom Vorhaben überzeugt und die Flüge gebucht. Neben viel Wandern, einen Almabtrieb miterleben und Törggelen (Beiträge hierzu folgen noch) stand auf dem Programm: eine Übernachtung auf einer Almhütte. So einer echten, urigen, mit knarzenden Holzböden, Kaminfeuer und Bergblick.
Hüttenromantik in Südtirol: Eine Nacht auf der Schutzhütte Kreuzwiesenalm
Nach einiger Internetrecherche wurde ich schließlich fündig. Die Schutzhütte Kreuzwiesenalm sollte es sein. Diese befindet sich in luftigen 1925 Höhenmetern auf der Kreuzwiese “am sonnigsten Platz der Lüsener Alm”, so die Beschreibung. Klingt ganz nach meinem Geschmack. Also nichts wie los. Erstmal fahren wir ins idyllische Dörfchen Lüsen, welches auf 971m Meereshöhe in einem Seitental zwischen Brixen und Peitlerkofel liegt. Doch hier geht es erst richtig los. Über enge Straßen schlängeln wir uns höher und höher den Berg hinauf, durchqueren einen Wald, die ein oder andere Weide, ein Dörfchen und noch mehr Wald. So geht es eine Weile. Das Tal entzieht sich unserem Blick immer weiter, Häuser und Dörfer nehmen Spielzeuggröße an und Kühe werden zu vereinzelten Tupfen an den steilen Abhängen. Auf 1720m heißt es erstmal Stopp: Unser Auto bleibt am letzten Parkplatz vor der Hütte, dem Parkplatz Schwaigerböden, zurück, wir schnallen uns unser Gepäck auf und machen uns auf den Weg um die letzten 200 Höhenmeter zu bezwingen. Circa 45 Minuten dauert die Wanderung zur Hütte, welche man entweder immer dem Weg folgend oder aber über den Wanderweg 2B erreicht. So oder so sollte man keine Rollkoffer mitbringen.
Und schließlich sind wir da. Um uns herum nur klare Bergluft, die Aussicht auf die umliegenden Gipfel und der Klang der Kuhglocken. Die Schutzhütte Kreuzwiesenalm besteht nicht aus einem, sondern gleich zwei Gebäuden. Die kleinere dient als Stall, Käserei und Matratzenlager, während die größere der beiden Hütten als Gastronomiebetrieb im Untergeschoss und gemütliches Nachtlager im Obergeschoss genutzt wird.
Wir werden freundlich empfangen, ziehen die Schuhe aus (Hausschlappen sind zur Genüge verfügbar) und werden treppauf in unserer Reich für die kommende Nacht im Haupthaus geführt. Almgeist, Kuschelnest, Peitlertraum und Hottile – so die Namen der Zimmer. Da kommt doch gleich ein stückweit Behaglichkeit auf. Wir haben uns für die Hottile Kammer entschieden – dem einzigen Zimmertyp mit geteiltem Badezimmer. Unser Zimmer ist charmant-rustikal komplett mit Holz verkleidet und mit ebensolchen Möbeln, selbstgestrickten Deckchen auf den Nachttischen und einem rot-weiß gewürfelten Vorhang vor dem Sprossenfenster, welches einen schönen Ausblick auf die umliegende Berglandschaft gewährt, ausgestattet.
Erstmal Gepäck abstellen, dann schlappen wir auf unseren Pantoffeln treppab in die ebenfalls rustikal eingerichteten Gaststube, in der uns ein fröhlich vor sich hin knisterndes Kaminfeuer empfängt. Wie wir feststellen, sind wir die einzigen Gäste. Jetzt eine schöne Tasse Tee bzw. Kaffee und erstmal ankommen. Wie es scheint gerade rechtzeitig, denn die Wolken, die während unseres Aufstiegs aufgezogen waren bringen Regen mit sich. Hach, gibt es etwas gemütlicheres, als trocken und warm am Kamin zu sitzen, ein gutes Buch in der Hand und dem Prasseln des Regens gegen die Fensterscheiben zu lauschen?
Nach jedem Regen folgt Sonnenschein, so auch in diesem Fall – und schenkt uns einen in allen Farben schillernden Regenbogen vor der atemberaubender Kulisse der umliegenden Berge. Wahnsinn! Ich kann mich gar nicht sattsehen. Mit der Wiederkehr der Sonne lichten sich auch die Wolken und geben die Sicht auf die bisher unserem Auge verborgen gebliebenen Gipfel frei. Langsam senkt sich die Sonne hinter die Berge.
Zeit für’s Abendessen, unser Magen knurrt von den Abenteuern des Tages um vom Aufstieg. Der große Bonus: Wer eine Übernachtung in der Kreuzwiesenhütte bucht, hat sowohl Abendessen als auch Frühstück im Übernachtungspreis inklusive. Die heutige Menüfolge: Zur Vorspeise gibt es Rote Beete Knödel in einer Meerrettich-Sahne Sauce, gefolgt von zartem Rind an Gemüse und Kartoffelrösti. Und zum Nachtisch: Birnenkuchen mit Schlagsahne. Dazu ein lokaler Wein. Perfekt und wirklich empfehlenswert.
Den Rest des Abends verbringen wir ganz entspannt mit Gesprächen, Lesen, Wein trinken und damit, die Wanderroute für den folgenden Tag auszuarbeiten. Wir genießen die Ruhe, die Aussicht und die Gesellschaft voneinander. Lange habe ich keinen so schönen Abend erlebt, einfach aber doch so perfekt… Lange nachdem die Sonne untergegangen ist wünschen wir der Hüttenwirtin gute Nacht und schlappen auf Pantoffelsohlen in unser Zimmer. Alsbald liegen wir selig in unserem knarzenden aber heimeligen Bettchen und fallen begleitet vom leisen Klang der Kuhglocken in einen tiefen Schlaf.
Früh am nächsten Morgen drückt die Blase – genau rechtzeitig um den Sonnenaufgang, welcher die Berge orange glühen lässt, zu erhaschen. Nachdem ich diesen ausgiebig genossen habe, drehe ich mich noch einmal im Bettchen um und schlafe zwei Stündchen weiter. Als wir schließlich aus den Federn kriechen erwartet und in der Gaststube ein echtes Bergfrühstück, mit einem Brotkorb, Honig, Marmeladen, Müsli und einem Brett mit verschiedenen Sorten hausgemachtem Käse und geräuchertem Schinken. So kann der Tag nur gut beginnen!
Schließlich heißt es Abschied nehmen von unserem Nachtlager. Abschließend kann ich sagen: Es gibt wohl kaum etwas entspannenderes als einen Aufenthalt auf einer Berghütte fernab von Stress und Alltag. Dafür jede Menge Natur und ganz viel Ruhe. Da kommt die Entspannung wie von selbst. Und die Erkenntnis, dass man zum glücklich sein gar nicht vieler Dinge bedarf.
Willst Du genau wie wir einmal Hüttenromantik in Südtirol erleben?
Tipps:
- Die Schutzhütte Kreuzwiesenalm befindet sich auf 1925 m und ist von Lüsen aus mit dem Auto bis zum Parkplatz Schwaigerböden erreichbar. Von hier aus geht man 45 min über den Wanderweg 2B zu Fuß.
- Der direkte Weg zur Hütte erfolgt entweder dem Weg folgend oder aber dem Wanderweg 2B. Mit größerem Gepäck würde ich den Weg vorschlagen.
- Für 5,- € pro Person kann vorab die Sauna hinzugebucht werden. Abkühlung findet man nach dem Saunagang im Erfrischungsteich.
- Wir haben für 2 Personen Anfang Oktober insgesamt 98,- € bezahlt für die Übernachtung in der Hottile Kamer mit Gemeinschaftsbad und Halbpension (3-Gänge-Dinner und Frühstück). Ein sehr fairer Preis wie ich finde! Die genauen Preise nach Saison findest Du hier.
Weiterlesen: Den kompletten Bericht über unseren 3-tägigen Kurztrip nach Südtirol liest Du im Artikel „Kurzurlaub in Südtirol: Hüttenträume, Törggelen & ein Almabtrieb“. |
5 Antworten zu “Hüttenromantik in Südtirol: Übernachtung auf der Kreuzwiesenalm (1925 m)”
So schön! Für einen solchen Almbesuch müsste ich mich auch nicht lange überreden lassen. Und nach deinem Bericht höre ich die Berge auch schon wieder rufen… :)
LG, Nat
Hey Nat!
Danke für Deinen lieben Kommentar, da scheint mein Ziel wohl erreicht! Wann geht’s bei Dir mal wieder in die Berge? Kann Dir eine Nacht in einer Almhütte nur wärmstens ans Herz legen!
LG Kerstin
[…] tolle Reisen unternommen habe und Erlebnisse wie das Trekking im marokkanischen Atlasgebirge, die Übernachtung auf einer Almhütte in Südtirol, die Flossfahrt auf der Mecklenburgischen Seenplatte und der Roadtrip auf der irischen Dingle […]
[…] Meinen ausführlichen Artikel zu meiner Nacht auf der Kreuzwiesenalm liest Du hier. […]
[…] Weiterlesen: Warum nicht eine Nacht auf einer Berghütte auf der Alm verbringen?Den kompletten Beitrag liest Du im Artikel „Hüttenromantik in Südtirol: Übernachtung auf der Kreuzwiesenalm (1925 m)“. […]