8 Jahre bin ich nun schon in Holland. Und wohl keines dieser Jahre war so turbulent und ereignisreich wie das vergangene. Daher möchte ich Dich heute mitnehmen auf einen persönlichen Einblick in das letzte Jahr.
Was im letzten Jahr alles so passierte? In Kurzfassung:
- Mein Holländer und ich kauften ein Haus in Haarlem
- Wir erhielten einen unfreiwilligen Crashkurs, was es bedeutet Hausbesitzer zu sein
- Ich fing an in Teilzeit zu arbeiten
- Mein Arbeitgeber ging pleite
- Ich versuchte mich mit der Selbständigkeit
- Ich wurde schwanger
- Ich fing wieder an zu arbeiten
- Mein Blog bekommt Zuwachs
Und jetzt ausführlich (Wenn Du keine Geduld hast alles zu lesen, kannst Du auch einfach auf die Überschrift klicken, die Dich interessiert):
Inhalt
Mein Holländer und ich kauften ein Haus in Haarlem
Dieser Punkt ist allen, die schon ein wenig länger hier auf dem Blog mitlesen bereits bekannt, schließlich habe ich in meinem Jahresrückblick 2017 und 2018 bereits darüber berichtet. Auslöser für den Hauskauf war, dass wir uns nach Jahren des Überlegens, in welchem Land sich denn nun unsere gemeinsame Zukunft abspielen soll, dazu entschieden, auch die nächsten Jahre in den Niederlanden zu bleiben. Und für all diejenigen, die diese Entscheidung in den Niederlanden getroffen haben, ist der nächste logische Schritt: Ein Haus kaufen. Denn: Die Mieten hier sind so horrend hoch und das Eigenkapital beim Kauf so niedrig, dass es sich eigentlich nur lohnt. Die Holländer sind nicht wie die Deutschen, die kaufen um für immer zu bleiben. Holländer kaufen und verkaufen Wohnungen und Häuser je nach Lebensphase. Im Durchschnitt wechselt ein Haus hier alle 7 Jahre den Besitzer. Krass, oder?
Nachdem ich mich also mit dem Gedanken an einen Hauskauf angefreundet hatte (was auch nicht über morgen geschah), startete also unsere Suche nach einer passenden Immobilie. Gar nicht so einfach bei einem ziemlich überhitzten Wohnungsmarkt – trotz Makler. Und doch hatten wir Glück: Beim 2. Häuschen auf das wir boten erhielten wir den Zuschlag. Und unterschrieben ein paar Monate später, am 27. März 2018 den Kaufvertrag. Und damit gehörte unser Backsteinhäuschen mit Deich an der Vorder- und Wasser an der Hinterseite uns. Und der Bank.
Wir erhielten einen unfreiwilligen Crashkurs, was es bedeutet Hausbesitzer zu sein
Klar, Hausbesitzer zu sein heißt, nach Jahren der Miete und voller Kompromisse endlich sein ganz eigenes Ding zu machen. Das eigene Haus ganz genau so gestalten und einrichten zu können, wie man es sich wünscht.
ABER es bedeutet auch: Verantwortung zu übernehmen, immer darauf gefasst zu sein, dass etwas kaputt geht und immer einen Notgroschen für solche Notfälle auf dem Konto zu haben. In Kürze: Hausbesitzer zu sein heißt endgültig erwachsen zu sein.
Dass ein altes Haus aus 1915 nicht nur Charme sondern jede Menge Baustellen hat, lernten wir bereits kurz nach unserem Einzug. Bei einer jährlichen Inspektion kam heraus, dass wir ein Gasleck unter dem Haus hatten. Und das nicht erst seit gestern. Unheimlich, wenn man überlegt, dass einem im Prinzip jederzeit das Haus unterm Hintern weg explodieren könnte.
Kurz danach kamen wir von einem langen Wochenende zurück um festzustellen, dass wir Wasserschaden hatten – gleich an zwei Stellen. Das nächste Problem ließ dann auch nicht lange auf sich warten: Wir stellten fest, dass der leicht modrige Geruch von unter unserem Haus daher rührte, dass der Tragebalken, der das gesamte Haus stützt verrottet war. Dazu muss ich vielleicht erklären, dass holländische Häuser in einer Art Sandkasten ruhen, Keller gibt es hier wenige. In diesem Sandkasten liegen die Tragebalken.
Erst kürzlich spielte unser Haus uns seinen letzten Streich: Eine heiße, dampfende Überschwemmungswelle in der Küche aufgrund der explodierten Heißwasserleitung. Zum Glück war ich zu dem Zeitpunkt Zuhause.
Die ersten Monate unseres Daseins als Hausbesitzer verbrachten wir leider hauptsächlich damit, uns diesen Basisproblemen anzunehmen und Rechnung um Rechnung zu bezahlen anstatt das Häuschen optisch in den Zustand zu versetzen, der uns vorschwebte. Noch immer ist nicht alles so, wie es sein soll.
Aber hey, wir haben einiges über unser Haus, die Verlässlichkeit (nicht!) von Fachkräften und das Leben auf einer Dauerbaustelle gelernt. Eines wissen wir bereits nach einem Jahr Eigenheim mit Sicherheit: Das Leben als Hausbesitzer wird nie langweilig. Und es gibt immer etwas zu tun.
Ich fing an in Teilzeit zu arbeiten
Auch diesen Punkt habe ich im letzten Jahresrückblick bereits verraten.
Direkt nach der Unterschrift für den Kauf unseres Hauses ging ich zurück auf Teilzeit – 4 Tage die Woche. In den Niederlanden hat jeder generell das Recht auf Teilzeitarbeit und schon viel zu lange wollte ich von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Der Hypotheek wegen hatte ich noch bis zur offiziellen Übernahme unseres Hauses damit gewartet aber ab Anfang Mai hatte ich jede Woche ein langes Wochenende – und genoss es in vollen Zügen. Dadurch, dass ich einen Tag weniger arbeitete, hatte ich mehr Zeit zum Reisen, mehr Fokus auf meinen Blog und eine bessere Work-Life-Balance. Win-Win auf allen Ebenen also. Die definitiv beste Entscheidung des Jahres!

Mein Arbeitgeber ging pleite
Wie ich bereits bei meinem “5 Jahre in Holland”-Beitrag verraten habe, hatte ich 2013 nach meinem ersten, eher mittelmäßigen Job in den Niederlanden einen Job gefunden, der mir gefallen hat und in dem ich mich gefördert und geschätzt fühlte. Tja, was soll ich sagen. Nach beinahe 6 Jahren in diesem Betrieb – einer echten Achterbahn der Ereignisse – kam das jähe Ende. Die Firma ging Ende letzten Jahres pleite.
Nachdem die wirklich merkwürdige Phase des Nicht-Wissens, On hold-Seins und der letzten Abwicklungen überstanden war, merkte ich, dass jedem Ende auch ein Neuanfang inne wohnt und ich – mehr oder weniger bewusst – eigentlich schon länger reif für eine Veränderung gewesen bin. Zudem lernte ich in dieser Zeit: Es geht immer irgendwie weiter. Und das nicht unbedingt schlechter.

Ich versuchte mich mit der Selbständigkeit
Die unfreiwillige Arbeitslosigkeit gab mir die Möglichkeit, mein Leben einmal komplett neu zu ordnen und mir zu überlegen, was ich eigentlich wirklich will, beruflich, wie auch privat. Mir war schnell klar, dass ich auf keinen Fall “einfach so” wieder etwas anfangen wollte, nur um zu arbeiten, sondern mich in Ruhe umsehen wollte, was ich denn mit meiner weiteren beruflichen Zukunft so anstellen möchte.
Eine Idee, die mir schon länger im Kopf rumschwirrte, war die Selbständigkeit. Sein eigener Boss sein, selbst seine Zeit einzuteilen und ortsunabhängig zu arbeiten schien mir als ein erstrebenswertes Arbeitsmodell. Jetzt war der perfekte Zeitpunkt, das ganze auszuprobieren. Drei Monate lang arbeitete ich von Zuhause oder teilweise unterwegs aus für verschiedene Projekte, von Übersetzungsarbeiten über kreatives Schreiben bis hin zu Auftragsarbeiten. An Projekten mangelte es nicht. Allerdings merkte ich: Für mich ist das auf Dauer nix. Nach einigen Wochen begann mir die Decke auf den Kopf zu fallen. Ich vermisste die räumliche Trennung von Arbeit und Zuhause und mir fehlten soziale Kontakte. Im Nachhinein bin ich dennoch froh, das Ganze ausprobiert zu haben. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Ich wurde schwanger
Etwas, das mir bei der Neuordnung meines Lebens deutlich bewusst wurde: Reisen alleine erfüllt mich nicht. Ich schätze mich glücklich, die letzten Jahre so viel von der Welt gesehen zu haben und bin um jede Reiseerinnerung – auch die weniger schönen – dankbar. Aber: Ich möchte auch eine Familie gründen.
Dass zwischen diesem Wunsch und dem tatsächlich schwanger sein manchmal kaum Zeit vergeht musste ich kurze Zeit später feststellen. Gleichzeitig hatte ich das Glück, dass die ersten 3 Schwangerschaftsmonate in die Zeit fielen, in der ich mich an der Selbständigkeit erprobte. So konnte ich meinen Arbeitsalltag um eine lange Grippe, Übelkeit und Müdigkeit herum arrangieren. Inzwischen bin ich bei der Hälfte meiner Schwangerschaft angelangt. Die Müdig- und Übelkeit habe ich pünktlich nach der 3-Monatsgrenze hinter mir gelassen. Gleichzeitig habe ich gelernt, auf meinen Körper zu hören. Ihm Ruhe zu gönnen, wenn er danach fragt und nicht mehr zu erwarten, 100 Dinge an einem Tag tun zu können. Und weißt Du was? Das tut mir echt gut! So entspannt wie in den letzten Monaten war ich noch nie! Allerdings bedeutet das auch Abstriche zu machen. Einer der Gründe, warum es hier in letzter Zeit etwas ruhiger war.

Ich fing wieder an zu arbeiten
Nachdem ich die Krankheit-, Übelkeits- und Müdigkeitsphase der ersten Schwangerschaftsmonate hinter mich gebracht hatte, machte ich mich Ende Januar wieder auf Jobsuche. Wie anders die Jobsuche doch mit einigen Jahren Berufserfahrung und in einer wirtschaftlich guten Lage ist, wie damals, als ich mitten in der Wirtschaftskrise in die Niederlande kam!
Letztendlich hatte ich mal wieder Glück. Ohne großartig Bewerbungen zu schreiben fand ich relativ schnell einen Job, der genau zu mir und meiner derzeitigen Lage passte. Nicht nur ist dieser in einem kleinen Unternehmen, in dem man viel bewegen und mitentscheiden kann, sondern auch in Haarlem. Darüber hinaus bin ich die einzige Ausländerin, die Firmensprache ist niederländisch. Und als Tüpfelchen auf dem i: Mein Chef fand es überhaupt kein Problem, dass ich schwanger bin. Er meinte, er sähe das längerfristig. Mega! Die Reaktion auf meine Schwangerschaft hatte mir nämlich vorab einiges an Kopfzerbrechen bereitet.
An dieser Stelle ist es vielleicht wichtig zu erwähnen, dass der offizielle Mutterschutz in den Niederlanden gerade mal 1 Monat vor der Geburt und 3 Monate danach ist. Ja, das ist kurz. Aber gleichzeitig ist es für Unternehmen um einiges attraktiver, Schwangere anzunehmen. Meiner Meinung nach ist die Zeit danach sogar viel besser geregelt als das in Deutschland der Fall ist. Vielleicht kommt da die kleine Feministin in mir durch aber wer sagt, dass für Frauen die Karriere mit dem Kinder kriegen aufhören muss? In Deutschland bleibt die Kindererziehung noch viel zu sehr an der Frau hängen. Der Mann geht einfach weiterhin unbekümmert seinem Leben und seiner Karriere nach. Hier in den Niederlanden hat jeder Recht auf Teilzeitarbeit, daher ist es hier ganz normal, dass Männer einen “Papa-Tag” pro Woche nehmen, an dem sie nach dem Kind schauen (so auch mein Freund), genauso wie ich einen “Mama-Tag” nehmen werde. Ein weiterer Tag ist eventuell noch durch die Schwiegermutter abgedeckt. So bleiben noch 2 Tage an denen das Kind in die Kindertagesstätte muss. Diese ist ganztägig. Ob das schlechter für’s Kind ist, darüber bleibt zu diskutieren. Meiner Meinung nach wachsen die Kinder in den Niederlanden aber auch nicht unglücklicher auf als anderswo. Einfach anders.

Mein Blog bekommt Zuwachs
Vor einiger Zeit bekam ich eine total nette E-Mail von Lisa, einer Fotografin, die über Instagram auf meinem Blog aufmerksam geworden war und ihn so mochte, dass sie gerne selbst dafür schreiben wollte.
Bis zu diesem Moment hatte ich nie ernsthaft in Betracht gezogen, jemand anderen regelmäßig für meinem Blog schreiben zu lassen. Schließlich ist mein Blog ja mein Baby. Ihn komplett aus den Händen zu geben würde mir das Herz brechen.
Da ich dieses Jahr aber bewusst etwas weniger reisen werde und die Hauptreisezeit von Juli bis in den Herbst hinein Schwangerschafts- und Nachwuchsbedingt ausfallen werde kam mir diese Anfrage aber gar nicht so ungelegen. Lisa und ich lernten uns über Skype etwas besser kennen und kamen gleich super miteinander aus. Lisa wird dieses Jahre als meine Co-Bloggerin einige Pressereisen an meiner Stelle wahrnehmen und auch teilweise über eigene Reisen berichten.
An dieser Stelle möchte ich Lisa kurz vorstellen:
Lisa ist geborene Thüringerin und auch sie hat ihrer deutschen Heimat den Rücken zugekehrt. Seit 4 Jahren lebt und arbeitet Sie als sebständige Fotografin in ihrer Wahlheimat Zürich. Ihr Herz schlägt nicht nur für die Natur, sondern auch für die Städte dieser Welt. Auf Reisen bevorzugt sie es heute nicht zu wissen, wo sie morgen schläft. Bevorzugt in selbstgebauten Holzhütten, mit Blick auf das Meer. In Städten darf es auch gern mal ein neues Boutique Hotel mit angesagtem Interieur sein. Privat und unterwegs achtet sie auf ihre Umwelt, ist bei der Zero Waste Bewegung aktiv dabei und versucht minimalistisch zu leben. Vor kurzem hat sie Ihren eigenen Reiseblog Wander with Lilu gestartet.

Fazit
Ja, das letzte Jahr war sehr trubelig und glich einer regelrechten Achterbahn. Aber es war auch extrem lehrreich. Das man nicht immer alles planen kann, dass vieles doch anders kommt wie man denkt und es trotzdem immer wieder weiter geht. Es hat mich auch gelehrt, Dinge ab und zu mehr auf mich zukommen zu lassen, anstatt alles tot zu planen. Viel stressfreier.
Was meinen Hollandstatus angeht bin ich wohl mit Eigentumshaus und bald einem halb holländischen Nachwuchs endgültig integriert. Und kann auch nicht mehr „einfach so“ weg. Und das will ich auch gar nicht. Auch mit meinen Hummeln im Hintern und meinem ewigen Fernweh habe ich derzeit eine gesunde Beziehung. Ich habe trotz Schwangerschaft noch einige tolle Dinge geplant und werde vor dem Sommer noch zweimal mit meinen Lieben in Urlaub fahren. Darauf freue ich mich unglaublich. Aber kann auch die derzeitige Reisepause und das „Nest bauen“ schätzen.
Hier auf dem Blog bekommst Du weiterhin jede Menge Reiseinspiration, ich habe noch jede Menge Reisen der letzten Jahre zu verarbeiten und zudem wird Lisa Dich gelegentlich mitnehmen auf ihre Reisen. Es wird also nicht langweilig. Ich hoffe, Du bleibst dabei!
Alles Liebe,
Kerstin
Tipps für den Häuserkauf in Holland
Auch der Häuserkauf bzw. Häusermarkt in Holland verhält sich anders als in Deutschland. Zuallererst ist der Häusermarkt in den Niederlanden sehr unstabil und extremen Schwankungen ausgesetzt. Derzeit (Stand April 2019) ist aufgrund der guten Wirtschaftslage die Nachfrage extrem viel höher als das Angebot, es gibt so gut wie kein Haus mehr auf dem Häusermarkt, und wenn, dann ist es innerhalb kürzester Zeit verkauft – und das für ein Vielfaches über dem gefragten Preis. Als ich 2011 in die Niederlande kam war das komplette Gegenteil der Fall – aufgrund der Wirtschaftskrise war auch der Häusermarkt sehr schlecht und Immobilien im Verkauf wechselten für einen Bruchteil des heutigen Kaufpreises den Besitzer. Es lohnt sich also, erst den Markt zu studieren, ob sich eine derzeitige Investierung lohnt.
- Die wohl bekannteste und wichtigste Webseite zur Suche nach Immobilien ist Funda. Hier werden täglich neue Immobilienangebote eingestellt.
- Einen entscheidenden Vorteil bei der Suche nach einem Haus bzw. einer Wohnung kann ein Makler (= Makelaar) bringen. Viele Makler bietet ein „All-Inclusive-Paket“ bei dem das Aufstellen eines Profils (was ist gewünscht/ gesucht), das tägliche Scannen des Marktes, das Zuschicken passender Immobilien, Besichtigungsvereinbarung, Begleitung und Beratung während der Besichtigung und aller weiterer Schritte abgedeckt ist. Für so ein Paket haben wir uns entschieden und würden es auch immer wieder so tun. Wer lieber selbst sucht, kann einen Makler auch lediglich zur Abwicklung des Kaufprozesses einschalten.
- In den Niederlanden muss sehr viel weniger Eigenkapital eingebracht werden als in Deutschland. Zudem sind teilweise sehr attraktive Finanzierungsmodelle möglich. Um den besten Deal herauszuholen, empfehle ich Rat bei einem unabhängigen Hypothekenberater (=Hypotheekadviseur) einzuholen.
- Da die Bausubstanz einer Immobilie für Laien sehr schwer zu beurteilen ist, empfehle ich den Rat eines Bautechnikers (= bouwkundige keuring) einzuholen vor der Unterzeichnung des Kaufvertrages. Dieser kann Mängel feststellen und prüft genau, ob die grundlegende Substanz der Immobilie in Ordnung ist.
Tipps für’s Teilzeit arbeiten in Holland
Generell hat in den Niederlanden jeder das Recht, Teilzeit zu arbeiten. Davon ausgenommen sind allerdings Betriebe mit weniger als 10 Mitarbeitern.
Diese Bedingungen sind an das Recht auf Teilzeitarbeit geknüpft:
- Um Arbeitsstunden bei einem bestehenden Arbeitsverhältnis zu vermindern, muss man mindestens ein halbes Jahr in Dienst sein.
- Die Anfrage auf Teilzeitarbeit muss schriftlich, mindestens 2 Monate vor dem gewünschten Eingangsdatum erfolgen.
Der Arbeitgeber muss spätestens 1 Monat vor dem Eingangsdatum auf die Anfrage reagieren. Wenn er das nicht tut, geht das gewünschte Arbeitsverhältnis automatisch ein. Der Arbeitgeber kann die Anfrage nur verweigern, wenn diese schwerwiegende Folgen für den Betrieb hätte wie beispielsweise Sicherheitsprobleme. Mehr Information zum Thema Teilzeit arbeiten findest Du auf dieser Webseite (auf niederländisch).
Tipps für die Arbeitslosigkeit in Holland
Wer in den Niederlanden unverschuldet (z.B. Arbeitgeber geht pleite, Vertrag wird nicht verlängert) arbeitslos wird, hat das Recht auf Arbeitslosengeld (=WW). Dieses Beträg 75% des letzten Gehalts pro Tag (maximal 209 EUR) während der ersten beiden Monate, danach 70% des letzten Gehalts. Die Länge der Auszahlung des Arbeitslosengeldes wird davon abhängig gemacht, wie lange man bereits in den Niederlanden gearbeitet hat. Wie lange Dein Anspruch auf Arbeitslosengeld ist berechnest Du hier. Mehr Info zum Thema findest Du auf deutsch auf dieser Webseite und auf niederländisch auf dieser Webseite.
Auch der Anspruch auf Arbeitslosengeld ist an einige Bedingungen geknüpft:
- Du hast in den letzten 36 Wochen vor der Arbeitslosigkeit mindestens 26 Wochen gearbeitet.
- Um den Anspruch geltend zu machen, muss man innerhalb einer Woche nachdem man arbeitslos geworden ist, einen Antrag auf Arbeitslosengeld (= WW) bei der UWV (Ausführungsbehörde für Arbeitnehmerversicherungen) einreichen und sich dort als Arbeitssuchender registrieren.
- Während der ersten Monate der Arbeitslosigkeit muss man mindestens 4 Bewerbungsaktivitäten pro Monat vorweisen und regelmäßig Aufgaben bzw. Onlinekurse absolvieren.
Tipps für das Kinder kriegen und die Schwangerschaft in Holland
In den Niederlanden funktionieren einige Dinge im Bezug auf die Schwangerschaft und das Kinder kriegen anders.
- Die gesamte Schwangerschaft und die Geburt werden von einer Hebamme (= Verloskundige) begleitet. Der Frauenarzt (= Gynaecoloog) ist in den Niederlanden im Krankenhaus und man bekommt ihn nur zu Gesicht bei Komplikationen. Generell wird von einer Hausgeburt ausgegangen, wer im Krankenhaus gebären möchte, bezahlt einen Zuschlag. Im Krankenhaus wird im Endeffekt ein Raum gemietet für die Geburt und die Geburt komplett von der Hebamme abgewickelt. Zusätzliches Personal wird nur eingeschaltet bei Komplikationen. Um sicher zu gehen, dass man auch ein bekanntes Gesicht bei der Geburt hat, empfiehlt es sich, eine Hebammenpraxis mit mehreren Hebammen zu wählen. Diese lernt man alle während der Schwangerschaft kennen.
- Während der Schwangerschaft in der Niederlande werden ohne Auffälligkeiten von der Krankenkasse lediglich 2 Mal Ultraschall (= Echo) vergütet: Einer in der 9./ 10. Schwangerschaftswoche und einer in der 20. Schwangerschaftswoche. Dieser wird nicht in der Hebammenpraxis sondern in einer gesonderten Praxis gemacht. Beim Ultraschall in der 20. Schwangerschaftswoche kann man das Geschlecht des Kindes erfahren. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, gegen Bezahlung einen zusätzlichen Ultraschalltermin zu vereinbaren – ein sogenanntes Pretecho. Dieser ist kein medizinisches Echo sondern eine Möglichkeit, noch einmal das Baby zu sehen und eventuell frühzeitiger das Geschlecht des Kindes zu erfahren. Bei diesem Pretecho können auch Freunde oder Verwandte mitgebracht werden (normalerweise ist maximal 1 Begleitperson angemessen).
- Sobald man schwanger ist und den Geburtstermin weiß, sollte man sich auch um eine Begleitung während des Wochenbetts zuhause (= Kraamzorg) kümmern. Diese hilft insgesamt 49 Stunden (bei stillenden Müttern) oder 45 Stunden (bei nicht stillenden Müttern) über einen Zeitraum von 8 Tagen im Haushalt und steht mit Rat und Tat bezüglich der Versorgung des Babys zur Seite. Dies wird über die Krankenversicherung vergütet. Sind die Hebamme und die Wochenbettbegleitung der Meinung, es sei eine längere Begleitung nötig, leiten sie dies ein. Bei der Suche nach einer Kraamzorg kann man sich entweder an eine Agentur wenden, die viele „Kraamverzorgenden“ beschäftigt oder nach einer selbständigen Kraamzorg machen.
- Der Mutterschutz (= Zwangerschapsverlof) in den Niederlanden ist vergleichsweise kurz: Insgesamt 16 Wochen ist der Standard. Wer 6 Wochen vor dem Geburtstermin in den Mutterschutz geht, hat hinterher 2 Wochen weniger. Als Frau kann man selbst – in Abstimmung mit der Hebamme – entscheiden, ob man 4 oder 6 Wochen vor dem Geburtstermin in Mutterschutz geht. Während dem Zwangerschapsverlof wird von der UWV (= Leistungsträger für die Arbeitnehmerversicherungen) 100% des Tageslohns ausgezahlt. Der Arbeitgeber bezahlt während dieser Periode nichts. Mehr Info darüber auf dieser Webseite (auf niederländisch).
- Wem der Zwangerschapfsverlof nicht lange genug ist, hat die Möglichkeit, diesen mit Urlaubstagen oder dem ‚Ouderschapsverlof‘, einer Art unbezahlter Elternzeit zu verlängern. Dieser ist 26 Mal die Anzahl Stunden, die man pro Woche arbeitet (d.h. bei einer 40-Stunden-Woche: 26x 40 Stunden) und kann über einen Zeitraum von 7 Jahren genommen werden. Mit dem 8. Lebensjahr verfällt der Ouderschapsverlof. Viele Eltern nutzen diesen Ouderschapsverlof, um eine Zeit lang Teilzeit zu arbeiten ohne Anpassung des Arbeitsvertrages. Auch bei Krankheitstagen des Kindes kann dieser genommen werden.
8 Antworten zu “8 Jahre in Holland – vom Häuserkauf und Nachwuchs”
Hey Tine,
wie mega schön. Ich freue mich sehr für dich und euch. Reisen mit Kindern ist für uns anders aber wunderbar. Entschleunigt. Mit anderen Blickwinkeln. Ich wünsche dir eine weiterhin entspannte Schwangerschaft und tolle erste Zeit mit eurem Wunder. Einen Mama und einen Papa Tag hatten wir übrigens bei unserem großen auch eine Weile und haben es alle drei sehr genossen.
Liebe Grüße
Lisa (aus der Schule)
Hey Lisa,
wie schön, auf diese Art und Weise von Dir zu hören! :)
Ich wusste noch nicht einmal, dass Du bereits mehrere Kinder hast. Wieviele hast Du denn? Und wie alt sind sie? Ich hoffe, Euch geht es wunderbar!
Ich bin auch schon gespannt, wie das Reisen mit Kind dann wird. Bestimmmt anders aber nicht weniger spannend.
Alles Liebe und Gute Dir und Deiner Familie, bis vielleicht bald mal wieder!
Liebe Grüße,
Tine
Liebe Kerstin,
wir freuen uns riesig für euch. Nicht nur das letzte Jahr war aufregend und spannend, sondern die aufregendste und spannendste Zeit steht euch noch bevor :) Ich bin schon ganz gespannt, was Lisa so berichten wird und auch was es dann vom Reisen mit Kind schönes zu lesen geben wird.
Ich drück dich!
Tanja
Danke meine Liebe!
Was die kommende Zeit angeht, hast Du wohl eindeutig die besseren Erfahrungswerte. Freue mich schon drauf und bin gespannt, wie das alles wird.
Ja, Lisa hat bereits einige tolle Geschichten in petto, da wird es auf jeden Fall nicht langweilig hier.
Ich drück Dich zurück und freu mich schon mega auf unser Wiedersehen demnächst!
Kerstin
Dein Bauch sieht so toll aus, liebe Kerstin!
Freue mich so für euch!
Fühl dich gedrückt,
Sarah
Danke meine liebe Sarah! :-*
Der Bauch wächst und gedeiht beim Zuschauen. Echt verrückt!
Drück Dich zurück,
Kerstin
[…] Du wissen, wie meine Geschichte weiterging? Dann solltest Du einen Blick in meinen Artikel „8 Jahre in Holland – vom Häuserkauf und Nachwuchs“ […]
[…] ich bereits ausführlich in meinem Blogbeitrag “8 Jahre in Holland” erzählt habe, war das letzte Jahr eines der trubeligsten bisher auf privater Ebene. Denn die […]