“Knirsch, knirsch, knirsch” durchbrechen unsere Schneeschuhe bei jedem unserer Schritte die Stille. Die Sonne kitzelt unsere Nasenspitze, der Schnee glitzert und vor uns liegt unter einem strahlend blauen Himmel das perfekte Bergpanorama der Zugspitzarena. Alpenglück vom Feinsten – und das nur wenige Schritte abseits des Pistentrubel!
Schneeschuhwandern – für mich als Wander- und Outdoorfan schon seit langem auf der Wunschliste. Da ich weder Ski noch Snowboard fahre bietet es mir eine tolle Möglichkeit in den Wintermonaten ganz nah an die Natur und die Berge ran zu kommen. Nach langer Internetrecherche stieß ich im Dezember auf das Angebot der Alpinschule Lermoos in der Zugspitzarena: 2 Tage geführt Schneeschuhwandern in Tirol mit Hüttenübernachtung. Aktivprogramm trifft Hüttenromantik. Klingt super! Also nichts wie gebucht!
Schneeschuhwandern in Tirol
Schnee kann man nicht erzwingen – das müssen wir bei unserer Landung in Innsbruck feststellen. Lediglich die höheren Berglagen leuchten weiß, die Täler hingegen erstrecken sich in nacktem Braungrün vor uns. Auch im Ötztal, wo wir über der Schneegrenze auf 2.000 m in einem Iglu übernachten bietet sich uns ein ähnliches Bild. Erst als wir den Fernpass und den Lermoostunnel hinter uns lassen finden wir uns augenblicklich im Winterwunderland wieder.
Wir steuern das beschauliche Örtchen Berwang an, wo wir auf unseren Guide Christian, einen sympathischen Lockenkopf aus Kärnten, treffen. Rucksack auf, Stöcke und Skischuhe unter den Arm geklemmt und los geht’s. Aufgrund des herrlichen Wetters plant Christian spontan unsere Route um und führt uns anstatt zum schattigen Wasserfall zum sonnigen Almkopf. Die Sonne und der Anstieg bringen uns ganz schön ins Schwitzen. Dank eben dieser Sonne schnallen wir uns erst auf dem letzten Part des Aufstiegs unsere Schneeschuhe an, der Rest des Weges ist bereits ziemlich schneefrei. Schwebend auf dem Pulverschnee – ich bin bereits nach den ersten Schritten auf Schneeschuhen begeistert. Oben auf dem Almkopf angelangt bietet sich uns eine tolle Aussicht bis nach Deutschland. Einzig die Zugspitze versteckt sich hinter einer Wolke.
Beim Abstieg überqueren wir die Piste, Skifahrer und Snowboarder erfreuen sich ebenfalls an dem Traumwetter und zischen an uns vorbei. Wir lassen uns für eine Tasse Kaffee und einen warmen Apfelstrudel mit Vanillesoße auf den Bänken der Heiterwanger Hochalm-Hütte auf 1.622 m nieder. Ein willkommener Zwischenstopp!
Geschichten austauschend machen wir uns auf den Rückweg nach Berwang und nutzen Christians Auto für eine kurze Fahrt in Richtung “Ende der Welt” (kein Scherz). Von dort aus geht es hinauf zur Kögele Hütte, unserem heutigen Nachtlager. Nach einem knackigen Aufstieg finden wir uns auf einer sanft geschwungenen Alm wieder, welche übersät von kleinen Stadeln (Scheunen) ein äußerst idyllisches Bild abgibt. Der Schnee knirscht unter unseren Schneeschuhen, ansonsten umgibt uns vollkommene Einsamkeit und Stille.
Wenige Meter weiter begrüßt uns die Kögele Hütte auf 1.514 m, in deren urigen Gaststube ein prasselndes Kaminfeuer Behaglichkeit verbreitet. Da das Tagesgeschäft bereits vorbei ist sind wir die einzigen Gäste. Zufrieden seufzend lassen wir uns auf die Eckbank sinken und lassen den Tag bei einem frisch gezapften Bier Revue passieren. Nachdem wir unser Nachtlager im Schlafsaal im Obergeschoss bezogen haben und die Wanderstiefel gegen Hausschlappen eingetauscht haben wird das Abendessen serviert. Zur Vorspeise wird ein grüner Salat, Kartoffelsuppe und Brot serviert. Die Hauptspeise besteht aus Fleischkäse auf Röstkartoffeln mit Spiegelei – lecker aber so üppig, dass ich die Nachspeise, gemischtes Eis, stehen lasse. Hinterher sitzen wir wohl gesättigt noch eine Weile zusammen und lauschen Christians Geschichten über die Berge und seinen abwechslungsreichen Alltag als Bergführer, Mountainbike- und Schneeschuhguide sowie Skilehrer bevor wir in unser wunderbar kuscheliges Nachtlager fallen.
Am nächsten Morgen wachen wir auf in einer Winterwunderlandschaft. Über Nacht hat es fleißig geschneit sodass die ganze Welt eine dicke Puderzuckerschicht trägt. Ein Traum! Und äußerst wichtig für die Hüttenbetriebe und Skiorte. Denn ab Ende Februar darf kein Kunstschnee mehr produziert werden.Gut gelaunt schlüpfe ich in meine Klamotten, putze mir die Zähne und gehe dann auf meinen Pantoffeln in die Gaststube wo uns bereits ein herrliches Frühstück komplett mit Wurst- und Käseplatte, verschiedenen Brotsorten und Aufstrichen, Müsli und sogar einem Obstsalat erwartet. Viel besser kann ein Tag nicht beginnen.
Nach dem Frühstück packen wir unsere Siebensachen, danken dem Wirtspaar und schnallen unsere Schneeschuhe an. In einem weiten Bogen machen wir uns nun auf den Rückweg nach Berwang, vorbei an weiteren Stadln, die einer Postkarte entsprungen zu sein scheinen. Wir genießen die Aussicht, die sich uns immer wieder auf das Tal, Berwang und die umliegenden Berge bietet. Die Schneeschuhe an unseren Füßen fühlen sich inzwischen vollkommen natürlich an, nur beim drehen muss ich immer noch aufpassen, dass ich mir nicht selbst auf die Füße trete, das Gleichgewicht verliere und äußerst ungalant in den Schnee plumpse. Ich genieße die Bewegung und die frische Bergluft.
Viel zu schnell ist leider das Ende unserer Wanderung gekommen. Zeit, unsere Schneeschuhe wehmütig abzuschnallen, uns von Christian zu verabschieden und mit dem Mietwagen dem Flughafen entgegen zu fahren. Tschüß Zugspitz Arena, es war toll mit Dir! Abschließend bleibt zu sagen: Ein besseres erstes Schneeschuhwander-Erlebnis hätte ich mir nicht vorstellen können! Vielen Dank an Marco von der Alpinschule Lermoos und Christian, unseren Guide, die uns dieses einmaliges Erlebnis ermöglicht haben!
Na, hab ich Dir Lust gemacht auf Schneeschuhwandern in Tirol?
Tipps:
- Unsere 2-tägige Schneeschuhwanderung mit Hüttenübernachtung kann man bei der Alpinschule Lermoos buchen. Im Preis von 200,- € sind ein Guide, Schneeschuhe, Stöcke und eine Hüttenübernachtung mit Halbpension inbegriffen.
- Mitbringen solltest Du:
- Wasserdichte Wanderstiefel für Sie* oder für Ihn*
- Wintertourenhose oder Skihose mit Lüftungsmöglichkeit
- Wetterfeste warme Oberbekleidung
- Atmungsaktive Unterbekleidung für Sie* und für Ihn*
- Skisocken für Sie* und für Ihn*
- Wechselwäsche
- 2 Paar Handschuhe für Sie* und für Ihn*
- Mütze und Schal
- schnelltrocknendes Reisehandtuch*
- Kulturbeutel mit Zahnputz- und Duschsachen sowie Ohropax
- Hüttenschlafsack*
- Tourenverpflegung und Getränke
- Neben den 2-tägigen Wanderungen bietet die Alpinschule Lermoos aus 1-tägige Schneeschuhwanderungen oder sogenannte Trappertouren mit Jause am Lagerfeuer an.
Offenlegung: Diese Schneeschuhwanderung wurde von der Alpinschule Lermoos unterstützt. Vielen Dank dafür! Meine Meinung und Begeisterung bleibt meine eigene.
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Schneeschuhwandern in Tirol
2 Antworten zu “Schneeschuhwandern in Tirol: Von großer Bergliebe & einer Hüttenübernachtung”
[…] Schneeschuhwandern in Tirol: Von großer Bergliebe & einer Hüttenübernachtung […]
[…] Die ausführliche Geschichte unserer 2-tägigen Schneeschuhwanderung liest Du im Artikel „Schneeschuhwandern in Tirol: Von großer Bergliebe & einer Hüttenübernachtung“. […]