Winterurlaub in den Alpen ist nur Skifahrern und Snowboardern vorenthalten? Pustekuchen! Auch abseits der Pisten gibt es jede Menge zu erleben! Wie ein perfektes Winterwochenende in Tirol so aussehen kann verrate ich Dir in diesem Artikel. Ich sage nur: Schneeschuhwandern, Rodeln, Glamping, Iglu und Hüttenzauber. Aber lies selbst!
Inhalt
UNSERE ROUTE FÜR DAS PERFEKTE WINTERWOCHENENDE IN TIROL
TAG 01 | INNSBRUCK – NATTERER SEE
TAG 02 | NATTERER SEE – FELDRINGALM – ÖTZ – HOCHÖTZ
TAG 03 | HOCHÖTZ – BERWANG
TAG 04 | BERWANG – FERNSTEINSEE – INNSBRUCK
TAG 01 | INNSBRUCK – NATTERER SEE
Hüttenromantik in Innsbruck
Unsere Anreise zum perfekten Winterwochenende in Tirol erfolgt Freitag abends. Und wie könnte man sich wohl passender auf Österreich einstimmen als mit einer deftigen Mahlzeit in einer urigen Hütte? Die Buzihütte ist eine echte Institution und befindet sich etwas abgelegen am Rande von Innsbruck. Neben Blaubeerschmarren und hausgemachten Knödeln zählt ein Gericht mit dem wohlklingenden Namen “Eiterbeule” zu den Spezialitäten des Hauses. Bei letzterem handelt es sich um eine Abwandlung des Cordon Bleu mit geheimen Zutaten, eine spontane Kreation des Kochs im Jahr 1960 für ein paar Studenten, die wenig Geld aber großen Hunger hatten. Viel hat sich seither nicht verändert – und das ganz bewusst. Die mit dunklem Holz getäftelte Stube, die typischen Gaststuben-Stühle, die geblümten Vorhänge und die schweren Kerzenständer auf dem Tisch verbreiten eine zeitlose Gemütlichkeit. Wir lassen es uns schmecken und freuen uns auf die bevorstehenden Tage.
Glamping am Natterer See
Gute 20 Minuten Autominuten entfernt befindet sich unsere erste Unterkunft. Schon von weitem sehen wir das Glitzern des Mondes im Natterer See. Direkt am Seeufer liegt das Ferienparadise Natterer See, ein Campingplatz mit verschiedenen Glamping-Unterkünften. Neben Safari-Lodgezelten und sogenannten Wood Lodges (Holzhäusern) befinden sich auf dem Gelände Kiefernholz-Schlaffässer. In letzteren werden wir die Nacht verbringen. Insgesamt 6 Schlaffässer stehen kreisförmig angeordnet um einen Pavillion mit Sitzgelegenheiten und einer Feuerstelle herum. Der Innenraum der Fässer besteht aus einem Vorraum mit Sitzgelegenheit und Ausziehtisch sowie einem erhöhten Schlafbereich. Rote Polster und Vorhänge sowie rot-weiß karierte Bettwäsche sorgen heimelige Atmosphäre und einen Farbklecks im ansonsten hölzernen Fassinneren. Wenige Schritte von den Schlaffässern entfernt befinden sich die tiptop sauberen und riesigen sanitären Anlagen. Nach einer wunderbar warmen Dusche kuscheln wir uns in unser behagliches Nachtlager.
Am zweiten Tag unseres perfekten Winterwochenendes in Tirol kitzeln uns die Sonnenstrahlen, die durch das Fenster unseres Schlaffasses tanzen wach. Wir packen unsere Siebensachen und kehren zum Frühstück ein im Café des Campingplatzes. Anschließend spazieren wir zum vereisten See hinunter bevor wir uns in unseren Mietwagen schwingen. Wir lassen Innsbruck hinter und und fahren Richtung Ötz im Ötztal. Dort schrauben wir uns immer weiter die verschlungenen Straßen hinauf bis wir schließlich am “Sattele” ankommen. Erfreut stellen wir fest, dass hier oben eine dicke Schneeschicht liegt, war unsere Anfahrt im Tal doch nur stellenweise von Schnee gesäumt. Wir parken auf dem gleichnamigen Parkplatz, ziehen den Schal ein wenig fester und machen uns auf die ausgeschilderte Wanderung zur Feldringalm. Leise knirscht der Schnee unter unseren Schuhsohlen während die Sonne immer wieder durch die Bäume am Wegesrand blinzelt. Nach einer 45-minütigen Wanderung kommen wir bei der bewirtschafteten Hütte auf der Feldringalm an. Skistöcke und Schlitten lehnen in trauter Gemeinschaft an der Hütte, Hinweis darauf, dass die Hütte an einer Ski- und Rodelstrecke liegt. Wir ergattern einen der begehrten, sonnigen Terrassenplätze mit klarer Sicht bis hinunter ins Tal und gönnen uns eine leckere Portion Käsespätzle und Kaiserschmarren mit Apfelmus. Wohl gesättigt genießen wir noch eine Weile die Wärme und den Ausblick, dann organisieren wir uns in der Hütte einen Schlitten und sausen (mit einigen gewagten Manövern) den kurvigen Forstweg hinunter zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Was für ein Spaß! Kurz vor dem Parkplatz hinterlassen wir den Schlitten am ausgewiesenen Ort und machen uns per Auto auf den Rückweg nach Ötz. Dort steigen wir in die Acherkogelbahn, die uns nach 8 Minuten auf 2.000 Höhenmetern im Skigebiet Hochötz ausspuckt. Mit einer Tasse Kaffee wärmen wir uns im Panoramarestaurant bis die Uhrzeiger 15:45 Uhr anzeigen. Dann ist es an der Zeit. An der Zeit für unser Iglu-Abenteuer! Zusammen mit den anderen Übernachtungsgästen watscheln wir im Gänsemarsch den kurzen Weg über die Skipiste zum Schneedorf. Bevor wir uns versehen stehen wir mit einem Glühwein in der Hand im Hauptiglu, dessen Inneres nicht nur stimmungsvoll in verschiedenen Farben ausgeleuchtet, sondern auch mit Eiskunst verziert ist. Das Thema in diesem Jahr scheint Wilder Westen zu sein, an einer Wand prangt ein federgekrönter Indianer, an der anderen ein Kuhschädel. Nach einer kurzen Einweisung folgt ein Rundgang durchs Dorf und die einzelnen Iglus. Insgesamt 14 Schlafiglus für 2 oder 4 Personen sind mit dicken Thermomatratzen, luftgefüllten Isomatten und Schaffellen ausgelegt – die Grundlage für eine unvergessliche, warme Nacht. Beim Toilettengang muss man nicht Angst haben, sich den Hintern abzufrieren – die Toilette ist nämlich beheizt. Zudem gibt es eine Sauna, die als Aufwärmraum dient. Weiterlesen: Die ausführliche Geschichte unserer Nacht im Iglu und viele Tipps liest Du im Artikel „Iglu Übernachtung in den Alpen: Tipps für die Nacht Deines Lebens“. Als langsam der Skibetrieb zum Erliegen kommt und sich die Nacht über das Schneedorf senkt, wird es romantisch: Alles erstrahlt im Kerzenschein, lediglich das Hauptiglu, die Bar und die Toilette und Sauna verfügen über elektrisches Licht. Zum Abendessen werden große Töpfe mit Käsefondue aufgetischt und beim gemeinsamen Käsedippen werden in unserer Tischrunde lustige Geschichten ausgetauscht. Nach dem Essen verlagert sich die gesellige Runde ans Lagerfeuer, bevor wir zur gemeinsamen Fackelwanderung aufbrechen. Nach der Wanderung geht die Action erst richtig los. Mit “Rutschblattl’n” (Plastik-Poporutschern) unter dem Hintern sausen wir riesigen Schneebällen gleich die Skipiste hinunter. Unglaublich spaßig! Den Rest des Abends lassen wir weniger actionreich auf Schaffellen rund ums Lagerfeuer sitzend und in angeregte Gespräche vertieft ausklingen. Um kurz vor 12 ist der Moment der Wahrheit gekommen: Wir holen unsere Schlafsäcke mit Fleeceinlet aus dem Wärmeraum, entkleiden uns schnell und ziehen dann die wärmenden Schlafsäcke bis über die Nasenspitze. Und was soll ich sagen? Alles halb so schlimm! Fakt ist: Ich habe wunderbar geschlafen und überhaupt nicht gefroren, morgens habe ich sogar geschwitzt. Der Tag im Schneedorf beginnt früh um 8. Wir schälen uns aus unseren Schlafsäcken, schrubben die Zähne und Packen bevor wir uns gemeinsam zum Frühstück im Panoramarestaurant machen. Für viele unserer Iglugenossen ist es bereits Zeit für den Heimweg. Nicht so für uns. Wir begeben uns mit der Gondel ins Tal, setzen uns ins Auto und steuern Berwang in der Zugspitzarena an. Dort erwartet uns bereits Christian, unser Schneeschuhguide für die nächsten 2 Tage. Ja, richtig gelesen. Wir werden nämlich nicht nur tagsüber durch die Winterlandschaft stapfen sondern auch in einer Hütte übernachten. Aufgrund des nach wie vor traumhaften Winterwetters entscheidet sich Christian spontan für eine Besteigung des 1791 m hohen sonnigen Almkopfs. Beim Bezwingen der 474 Höhenmeter von Berwang aus kommen wir ganz schön ins Schwitzen und erfreuen uns nach den Strapazen an einem warmen Apfelstrudel mit Vanillesoße zu einer Tasse Kaffee in der Heiterwanger Hochalm-Hütte. Angeregt Geschichten austauschend machen wir uns wieder an den Abstieg nach Berwang und nutzen Christians Auto für eine kurze Fahrt in Richtung “Ende der Welt” (kein Scherz). Wieder erfolgt ein knackiger Aufstieg, diesmal zu einer sanft geschwungenen Alm, die von kleinen Heustadeln (Scheunen) und Tannengrüppchen übersät ist. Wie Kuhflecken kommt an manchen Stellen die bräunliche Wiese unter dem Schnee zum Vorschein. Ein idyllischer Anblick! Wenig später kommen wir bei der Kögele Hütte auf 1.514 m an, unserem heutigen Nachtlager. Der Tagesbetrieb ist längst vorbei, wir sind die einzigen Gäste in der Hütte. Wanderstiefel aus, Pantoffeln an und ein verdientes Bierchen am Kaminfeuer trinken. Anschließend wird aufgetischt – Kartoffelsuppe, Salat und Brot zur Vorspeise, Fleischkäse, Röstkartoffeln und Spiegelei als Hauptgang und Eis zum Nachtisch. Erfüllt von den Erlebnissen und geplättet von der Bewegung an der frischen Luft fallen wir schließlich auf die bequemen Matratzen im Bettenlager. Am nächsten Morgen trägt die Welt eine dicke Puderzuckerschicht – es hat geschneit. Ich bin entzückt! Dass der Tag noch besser starten kann merke ich als ich die Treppen zur Gaststube nach unten steige und von einem herrlichen Frühstück am Kamin mit Wurst- und Käseplatte, verschiedenen Brotsorten und Aufstrichen, Müsli und sogar einem Obstsalat begrüßt werde. Herrlich! Anschließend wird es wieder Zeit für die Schneeschuhe. In einem weiten Bogen machen wir uns auf den Weg nach Berwang, durch erstarrte Winterwälder, vorbei an schneebedeckten Stadeln und spektakulären Aussichtspunkten. Viel zu schnell ist das Ende unserer Tour und somit des Abschieds von Christian gekommen. Weiterlesen: Die ausführliche Geschichte unserer 2-tägigen Schneeschuhwanderung liest Du im Artikel „Schneeschuhwandern in Tirol: Von großer Bergliebe & einer Hüttenübernachtung“. Wir setzen uns wieder ins Auto und machen uns auf den Rückweg nach Innsbruck. Das Schloss Fernstein, welches am Hang über der Fernpaßstraße und dem gleichnamigen Fernsteinsee thront, haben wir bereits auf dem Hinweg bestaunt, nun nutzen wir die verbleibende Zeit für einen Stopp. Wir machen uns etwas schlau über dessen Hintergründe: Bereits zur Römerzeit verlief eine wichtige Handelsroute über den Fernpaß. Der Fernsteinsee bildete eine günstige Möglichkeit zur Rast und zum Pferdewechsel. Auch im Mittelalter diente die Fernpaßstraße als eine der wichtigsten Handelsrouten von Deutschland nach Italien. Der älteste Teil des Schlosses wurde bereits im 12. Jahrhundert erwähnt und im Jahr 1299 zu einer Wehranlage und Zollstätte ausgebaut. Über die Jahrhunderte wurde das Schloss immer wieder ausgebaut und von den jeweiligen Herrschern angepasst. Seit 1780 ist das Schloss samt Ländereien (inklusive Fernsteinsee) in Privatbesitz. Die Besitzerfamilie betreibt auch das Hotel Schloss Fernsteinsee. Wir folgen einem Waldweg am Seeufer entlang. Kristallklar und smaragdgrün leuchtet das Wasser an den eisfreien Stellen des Sees und gibt immer wieder den Blick auf Fische und im Wasser liegende Baumstämme frei. In den wärmeren Monaten ist der Fernsteinsee bei Tauchern äußerst beliebt. Auf der größten Insel im Fernsteinsee befindet sich die Ruine der Sigmundburg, die Herzog Sigmund 1478 für seine hofscheue schottische Gattin errichten ließ und seit dem 16. Jahrhundert verfällt. Leider war die Ruine zum Zeitpunkt unseres Besuchs aufgrund eines Erdrutsches nicht zugänglich. Falls Du jedoch dem Fernsteinsee einmal einen Besuch abstatten solltest, dann erklimme doch den Hügel auf der Insel. Dort liegen zwischen den Bäumen die Reste der Sigmundburg. Von unserem Schneeschuhguide Christian haben wir eine Einkehrempfehlung erhalten, die auf dem Weg liegt. Das Tiroler Wirtshaus am Locherboden bietet durchgängig warme, saisonale Gerichte in gemütlicher Tiroler Gasthausatmosphäre. Mitten am Tag sind wir die einzigen Gäste. Ein letztes Mal erfreuen wir uns an der lokalen Küche bevor es endgültig zum Flughafen zurück geht. Na, hab ich bei Dir Lust auf ein perfektes Winterwochenende in Tirol geweckt? Und kennst Du noch andere tolle Aktivitäten abseits der Skipiste? Erzähl es mir!
TAG 02 | NATTERER SEE – FELDRINGALM – ÖTZ – HOCHÖTZ
Winterwandern, Hütteneinkehr und Rodeln auf der Feldringalm
Eine Nacht im Iglu im Schneedorf Hochötz
TAG 03 | HOCHÖTZ – BERWANG
Schneeschuhwandern in der Zugspitzarena
Eine Nacht in der Kögele Hütte auf 1.514 m
TAG 04 | BERWANG – FERNSTEINSEE – INNSBRUCK
Auf Wanderschaft am Fernsteinsee
Ein letztes Mal Tiroler Gaumenfreuden
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8 Antworten zu “Das perfekte Winterwochenende in Tirol – ganz ohne Skifahren”
Total schön, ich möchte mit den Kindern in ein Schlosshotel. Wir wollen auch nicht Skifahren, nur mit dem Schlitten unterwegs sein. Toll, dass du Ideen weitergibst, was man sonst noch so machen kann, wenn man in der Region ist.
Hallo Emma,
sehr gern geschehen! Ich hoffe, Ich habt eine tolle Zeit!
Viele Grüße,
Kerstin
Auf so ein Wochenende hätte ich auch mal wieder Lust. Unser letzter Winterurlaub in Sölden ist leider schon zu lange her. Also danke für die tollen Tipps! :)
Sehr gerne geschehen!
Viele Grüße,
Kerstin
Vielen Dank für diesen Beitrag und besonders für einen fertigen Reiseplan. Wir wollen einen Ausflug nach Österreich machen und dieser Guide ist ein echter Schatz! Wir werden dann ein Appartment im Innsbruck buchen, um da unsere Reise zu starten.
Hallo Adrian,
vielen Dank für Deinen Kommentar. Freut mich sehr, dass Dir mein Beitrag so gut gefällt.
Viel Spaß und eine schöne Reise!
Viele Grüße,
Kerstin
Sehr interessanter Beitrag über Ihr Wochenende im Tirol. Ich will eine Reise für meinen Mann und michorganisieren und Ihre Ratschläge sind für mich sehr hilfreich. Vielen Dank für die Idee, Glamping am Natterer See auszuprobieren. Vielleicht können wir dort auch für eine Nacht bleiben.
Liebe Merlyn,
das freut mich sehr zu hören! Viel Spaß in Tirol wünsche ich!
Herzliche Grüße,
Kerstin