Manchmal fällt mir echt die Decke auf den Kopf und alles, was ich denken kann ist: “Ich will einfach nur raus!” Raus in die Natur, raus aus dem Alltagstrott und einfach wieder einmal so richtig Bewegen. Kennst Du das?
Ein Ort, der sich dafür hervorragend eignet ist Luxemburg. Auf einer Fläche von lediglich 2.586,4 km² (im Vergleich dazu Deutschland: 357.021 km²) findet man im Großherzogtum Luxemburg nicht nur ein Sprachengewirr aus 3 Sprachen (Französisch, Deutsch und Luxemburgisch) sondern auch extrem viel Grün. Bei meinem 4-tägigen Aktivurlaub in Luxemburg habe ich 2 Naturregionen genauer unter die Lupe genommen und beim Wandern und Mountainbiken aktiv auf Herz und Nieren geprüft.
Inhalt
Die Müllerthal Region – Aktivurlaub in der “Kleinen Luxemburger Schweiz”
Das Müllerthal, welches dank seiner bizarren Felsformationen und unberührten Natur auch die “Kleine Luxemburger Schweiz” genannt wird ist Luxemburgs Aktivregion Nr. 1. Ob Wandern, Mountainbiken, Radfahren, Klettern oder Höhlenforschen – hier kann jeder auf seine Art aktiv werden. Über Jahrtausende haben Wind und Wetter den Sandsteinfelsen ihre heutige, teilweise recht eigentümliche Erscheinungsform gegeben. Die markantesten unter ihnen tragen Namen wie Goldkaul, Goldfralay, Eulenburg sowie Schelmelay und Ramelay, welche oft auf Sagen zurückgehen.
Tag 1 | Das Müllerthal mit dem Mountainbike entdecken (26,5 km)
Das malerische Örtchen Larochette ist Dreh- und Angelpunkt unserer ersten Outdoor-Aktivität in Luxemburg: Einer 26,5 km langen Mountainbike-Tour. Über Stock und Stein, Mal steil nach oben und Mal rasant bergab. Wir durchqueren Wälder und Wiesen, freuen uns über Panoramaausblicke und teilweise knifflige Stellen. Von Zeit zu Zeit sind die für die Region so typischen Felsformationen unsere Begleiter. Auch auf kultureller Ebene wird etwas geboten: So führt die Route entlang den Ruinen der Burg von Larochette – Burg Fels – und das romantische, nur von außen zu besichtigende Schloss Meysemburg, von der Teile auf 1880 zurückgehen.
Tipps für eine Mountainbike-Tour im Müllerthal:
- Insgesamt 4 Mountain Bike Strecken verschiedener Länge und Schwierigkeitsgrade stehen in der Müllerthal Region zur Verfügung. Eine Übersicht findest Du unter dieser Webseite.
- Die Mountainbike-Strecke rund um Larochette ist 26,5 km lang und hat eine Steigung von 505 m. Mehr Info über diese Strecke findest du auf dieser Webseite.
Tag 2 | Eine Wanderung durch das verzauberte Müllerthal (12,1 km)
Verwunschen wie in einem Märchen kommt mir die Landschaft bei unserer Wanderung durch das Müllerthal stellenweise vor. Moosbewachsene Felsen, vom Wetter verwitterte Stufen und knorrige Bäume säumen unseren Weg. Insgesamt 112 km lang ist der als “Leading Quality Trails – Best of Europe” ausgezeichnete Mullerthal Trail, den man in mehreren Tagesetappen bewandern kann. Wir entscheiden uns für die 12,1 km lange Rundwanderung auf einem Teil des Trails von Müllerthal nach Consdorf und zurück, welcher zwei ehemalige Mühlen miteinander verbindet.
Startpunkt der Wanderung ist die Heringer Millen, eine wunderschön restaurierte Getreidemühle aus dem 17. Jahrhundert, welche neben einem Mühlenmuseum, Gastronomie und einen mit Holz befeuerten Steinbackofen, wo bis heute noch selbst gebacken wird, ein „Best of Wandern“-Testcenter beherbergt, in dem man gratis Wanderausrüstung ausleihen kann. Gut ausgerüstet startet von hier aus die Rundwanderung.
Ein 2,8 km langer Abstecher in der Nähe der Consdorfer Millen, der sich wirklich lohnt ist der zum Kuelscheier (oder auch Kohlscheuer). Allerdings sollte man nicht allzu gut gefrühstückt haben, um diesen zu durchwandern. Denn der einzige Weg durch die Felsengruppe ist ein etwa 100 m langer und dunkler Felstunnel. Dieser ist an manchen Stellen so schmal, dass nur Einrichtungsverkehr möglich ist. Eine (Handy)Taschenlampe ist notwendig, um sich den abenteuerlichen Weg durch die Felsspalte zu bahnen. Den Namen erhielt der Kuelscheier übrigens von seiner früheren Funktion – er diente einst als Zwischenlager für Holzkohle aus den Kohlemeilern in der Umgebung (Kuelscheier = Kohlenscheune).
Die Consdorfer Millen, eine ehemalige Getreide-, Öl- und Sägemühle beherbergt derzeit ein Hundehotel mit Bistro, in dem Hunde zwar gerne gesehen aber kein Muss sind. Ein idealer Einkehrstopp unterwegs!
Anschließend führt die Route weiter entlang interessanter Felsformationen mit sagenhaften Namen wie Goldralay, Schlemelay und Ramelay, die teilweise skurrilen Figuren ähneln und die zu Entdecken wahnsinnig viel Spaß macht. Ein echtes Highlight der Tour ist der Schiessentümpel, ein malerischer Wasserfall samt Steinbogenbrücke – eine romantische Erinnerung an die ersten Sommerurlauber vor über 100 Jahren. Von hier aus ist es nur noch einen Katzensprung zurück nach Müllerthal, immer dem Flusslauf entlang. Eine wirklich lohnenswerte und abwechslungsreiche Wanderung!
Tipps für eine Wanderung im Müllterthal:
- Die Rundwanderung von Müllerthal über Consdorf und wieder zurück nach Müllerthal ist 9,3 km lang ohne den – wirklich lohnenswerten – 2,8 km langen Abstecher zur Kuelscheier (alternativ auch als Kohlscheuer ausgeschrieben). Die Gehzeit ist circa 4 – 5 Stunden. Eine ausführliche Beschreibung der Route findest Du auf in diesem Flyer.
- Am Startpunkt beim „Tourist Center Heringer Millen“ kann man sich über die verschiedenen Routen informieren und zudem kostenlos Trekking-Ausrüstung ausleihen
- Bei Besuch der Kuelscheier/ Kohlscheuer lohnt es sich, eine Taschenlampe oder eine Stirnlammpe mitzubringen
- Der Muppentrupp in der Heringer Millen liegt ungefähr in der Mitte der Wanderroute und ist ein willkommener Einkehrstopp
Essenstipp für das Müllerthal
Im Restaurant A Guddesch in Mersch steht Regionalität und Saisonalität zentral. Denn die Karte ändert sich saisonal alle 3 Monate. Wir haben uns hier durch einige luxemburgische und internationale Speisen gefuttert und es uns rundum schmecken lassen. Meine Empfehlung! Reservieren wird empfohlen (online möglich)!
Übernachtungstipp für das Müllerthal
Der Campingplatz Kengert befindet sich im Grünen zwischen Larochette und Medernach. Neben “normalen” Stellplätzen für Zelt und Camper stehen hier auch Chalets, eingerichtete Mietzelte und einfache Quartierhütten zur Verfügung. In letzterer bin ich während meines Aufenthalts untergeschlüpft. Eine Hütte besteht aus 2 Etagenbetten, einer Steckdose und Heizung. Schlafsack und Kissen muss selbst mitgebracht werden. Der Campingplatz verfügt zudem noch über ein Schwimmbad, ein Restaurant, ein Laden und einen Indoor- und Außenkinderspielplatz.
Die Éislek Region – Aktivurlaub in den Luxemburger Ardennen
Tief eingeschnittene, grüne Täler und Hochplateaus mit Panoramablick charakterisieren das „Éislek“, die luxemburgische Ardennenregion im Norden des Großherzogtums. Die unberührte Natur der beiden Naturparks Our und Obersauer, malerische Dörfer und mittelalterliche Burgen bieten den idealen Rahmen für Outdoor-Aktivitäten aller Art. Als Ausgangspunkt zur Erkundung der Luxemburger Ardennen eignet sich Wiltz hervorragend.
Tag 3 | Wandern auf dem Escapardenne Lee Trail
Der Escapardenne Lee Trail ist ebenfalls als einer der “Leading Quality Trails – Best of Europe” ausgezeichnet und bezeichnet eine 53 km lange Etappenwanderung über schmale Felskämme (“Lee” auf Luxemburgisch) und entlang des Tals der Sauer. Die Strecke lässt sich in 3 Etappen von 15 – 19,7 km aufteilen und verfügt über 2000m Anstieg, mehr al 60% naturnahe Wege und 32 Aussichtspunkte.
Von Wiltz aus erreicht man den Startpunkt der von uns gewählten 15 km langen Etappe von Hoscheid nach Kautenbach am besten mit dem Auto (öffentliche Verkehrsmittel sind ebenfalls möglich). Das erste Stück der Wanderung deckt sich teilweise mit der Wanderroute “Klangwee Hoscheid”, ein Rundwanderweg mit 17 interaktiven Stationen, die zum bewussten Lauschen einladen. Nach den Klängen der Natur und nach denen der Musikspiele. Nachdem wir uns am spiralförmigen Xylophon und der Klangmurmelbahn versucht haben verlassen wir am Ufer der Lëtschbaachs den Klangwee und verfolgen unsere Route bis zur Tafel, die an das ehemalige Dorf Oberschlinder erinnert, das bis 1948 an diesem Ort existierte. Bei der Kapelle St. Michel halten wir eine kurze Rast bevor es durch waldreiche Abschnitte weiter bergauf geht. Schließlich erreichen wir das Hochplateau und streifen durch Wiesen und Felder bis zur Hoflee, auf deren Grat wir wandern und den Blick hinunter auf das Wiltztal genießen. Anschließend steigen wir ins Géischelterbaach-Tal hinab bevor uns ein letzter Aufstieg zu den Panorama-Aussichtspunkten “Hockslee” und “Obenschleid” mit Blick auf Kautenbach führt. Von hier aus ist das Ende der Route schnell erreicht. Mit Zug und Bus ist man innerhalb von 45 min wieder am Ausgangspunkt in Hoscheid angekommen. Alternativ fährt man eine Viertelstunde mit dem Zug nach Wiltz.
Tipps für den Escapardenne Lee Trail:
- Der Escapardenne Lee Trail verfügt über 3 Etappen. Die 1. Etappe führt von Ettelbruck nach Bourscheid/Moulin (18,3 km), die 2. Etappe von Bourscheid/Moulin nach Hoscheid (19,7 km) und die 3. Etappe von Hoscheid nach Kautenbach (15 km)
- Eine Übersicht aller 3 Etappen des Escapardenne Lee Trails findest Du auf dieser Webseite
- Die 3. Etappe hat den Schwierigkeitsgrad 3, eine Steigung von 528 Höhenmeter und dauert ca. 4 – 5 Stunden
- Eine ausführliche Beschreibung der 3. Etappe findest Du auf dieser Webseite
- Eine Karte der Route mit interessanten Punkten unterwegs findest Du auf dieser Webseite
Tag 4 | Wandern rund um Esch-sur-Sûre
Lediglich 15 Autominuten oder 38 Busminuten von Wiltz entfernt klammert sich das Dörfchen Esch-sur-Sûre (oder auch Esch-Sauer), eingeschlossen von Hügeln und dem Fluss Sauer, an einen großen Felsen. Über dem Dorf thronen die Ruinen der ältesten Burg Luxemburgs aus dem 10. Jahrhundert. Eine Rundwanderung verspricht Panorama-Ausblicke sowohl auf das Dorf als auch den Obersauer Stausee, der sich in dessen Nähe befindet.
Die Wanderung startet bei der Sauer-Brücke an der rue de Kaundorf in Esch-sur-Sûre (als Anhaltspunkt kann auch das “Hotel Beau Site” dienen). Vom Hotel Beau Site aus folgst Du dem blauem Pfeil mit „1“ / E3 entlang der Landstraße, bis nach 900m (kurz nach der Weggabelung) rechts Treppen kommen, denen Du in den Wald folgst. Anschließend folgst Du dem schmalen Waldweg bis sich schließlich der Wald zu einem Panoramablick am Seeufer öffnet. Weiter führt die Route über schmale Waldwege. An einigen Stellen erhascht man tolle Ausblicke auf den Stausee und die umgebende Landschaft. Nach einem Aufstieg kommt man oben am Waldrand bei Feldern heraus, dort gabeln sich die anderen Wege nach links, hier aber der blauen “1” nach rechts folgen. Schließlich gehst Du ein kurzes Stück an der Landstraße entlang, dann biegst Du links ab in einen geteerten Weg, der zwischen weiten Wiesen und Feldern hindurch führt. Schließlich biegst Du rechts ab auf einen schmalen Weg am Waldrand entlang, welcher schließlich im ersten Aussichtspunkt über Esch-sur-Sûre mündet. Von hier aus beginnt der Abstieg zum Dorf und ins Sauer-Tal, bei dem sich der Wald immer wieder lichtet und wunderschöne Ausblicke auf das Dorf freigibt. Es lohnt sich, ein Picknick mitzubringen, da in regelmäßigen Abständen Bänke entlang der Route stehen.
Alternativtipp: Wer nur einen kleinen Panoramaspaziergang machen möchte geht direkt hinter dem Hotel Beau Site rechts in die Straße hinein, dort beginnt ein schmaler Pfad – das Ende der oben beschriebenen Panoramawanderung 1, der Du nun solange Du möchtest in entgegengesetzter Richtung folgst.
Tipps für eine Wanderung rund um Esch-sur-Sûre:
- Die 8,8 km lange Rundwanderung ist mit einem blauem Pfeil mit einer „1“ ausgeschildert, hat eine Steigung von 477 m und dauert circa 3 Stunden. Eine Karte der Route findet man auf dieser Webseite.
- Wer anschließend noch Zeit hat, kann sich beim Nature Park Centre, 15 route de Lultzhausen, einen Audioguide ausleihen und damit auf eigene Faust das “Geheimnisvolle Esch-Sauer” entdecken.
Übernachtungs- und Essenstipp für die Éislek Region
Im modernen Camping-Park Kaul Witz in Wiltz stehen über 25 Glamping-Unterkünfte. Vom romantischen Pod Naturlodge für 2, über das Familien-Safarizelt bis hin zu Chalets fällt die Auswahl nicht leicht. Was die Unterkünfte alle allgemein haben: Komfort mit Campingatmosphäre. Ich habe die Nacht im Safarizelt verbracht und würde hier sofort wieder eine Nacht verbringen. Natürlich gibt es auch “normale” Stellplätze für Zelte und Camper. Zum Campingplatz gehört übrigens auch ein Freibad, 2 Kinderspielplätze, Tennisfelder, Beach-Volleyball und Tischtennis sowie ein Bike- und Skate-Park. Wir haben nach unserer Wanderung wirklich gut im Restaurant des Campingplatzes gegessen. Extra Vorteil: Der Weg ins warme Bettchen ist nicht weit!
Wohin führt Dich Deine ideale Alltagsflucht? Und wie hat Dir mein Artikel zum Aktivurlaub in Luxemburg gefallen? Erzähl es mir!
Diese Reise habe ich auf Einladung von Visit Luxembourg unternommen. Meine Meinung und meine Begeisterung bleiben meine eigene. Vielen Dank auch an Jonny von Daisy the bus, der unseren Aufenthalt einmalig gemacht hat und die beste Anlaufstelle für Luxemburg-Tipps ist.
Eine Antwort zu “Überraschend vielseitig – Aktivurlaub in Luxemburg”
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